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2580 - Handelsstern im Visier

2580 - Handelsstern im Visier

Titel: 2580 - Handelsstern im Visier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Transferkamine nimmt nicht viel Zeit in Anspruch. Aber jetzt sitzen wir

hier und warten.« Sie lächelte, doch auf Betty wirkte es eher wie ein Zeichen von Unsicherheit.

»Das lässt zu viel Raum für grüblerische Gedanken. Deshalb bin ich froh, dass du mich um eine

Führung gebeten hast.«
    Im Hintergrund ertönte ein schrilles Piepsen.
    »Ein Signal«, sagte Eritrea. »Eine Funknachricht geht ... «
    Flashback:
    Es knirscht.
    Damit hat Betty nicht gerechnet. Das Geräusch klang eigenartig antiquiert, fast als

ob sie auf einer alten, hölzernen Treppe laufen würde. Es passt nicht zu einer

Umgebung, die von Hochtechnologie dominiert wird. Es wirkt fehl am Platz auf

Wanderer, erst recht in der Maschinenstadt - und im Physiotron ohnehin.
    Sie fragt sich, was mit ihr geschieht. Sie glaubt, jedes Molekül ihres Körpers

einzeln zu spüren. Sie werden leicht.
    Alles wird leicht.
    Ich schwebe, denkt sie.
    Für einen kurzen Augenblick erlöschen alle Eindrücke. Oder ist es nur, weil sie die

Augen schließt? Dann atmet sie, und sie spürt, dass alles anders geworden ist.
    Das also ist es? Nun hat sie die Zelldusche empfangen? Kein Altern mehr für eine

Zeitspanne, die mehr als das Doppelte ihres bisherigen Lebens beträgt?
    Und warum?, fragt sie sich. Was hat sie dazu auserwählt, in den Kreis der wenigen zu gelangen, denen dieses Wunder vergönnt ist?
    Weil sie eine Mutantin ist? Weil sie die Gedanken anderer lesen und Dinge mit

Geisteskraft bewegen kann? Oder weil sie als sechsjähriges Mädchen die Pistole nahm und

die Kreatur erschoss, die vorgab, ihr Vater zu sein?
    Was macht ausgerechnet sie zu etwas Besonderem?
    Geh weiter, empfindet sie einen Gedanken. Erst kann sie ihn nicht zuordnen, doch dann

vermutet sie, dass er von Homunk stammt, dem Boten des Geisteswesens ES, der sie

auf Wanderer willkommen hieß.
    Sie sieht ihre Hände an. Alles ist wie immer. Und doch ist alles völlig anders. Und

es wird nie wieder sein, wie es war.
    »... ein«, sagte Eritrea. »Du entschuldigst mich?«
    »Natürlich«, murmelte Betty. Mit der Spitze des Zeigefingers fuhr sie über den Rand des

Glases. Der Dampf des Tees kondensierte zu kleinen Tröpfchen auf ihrer Handinnenfläche.
    Sie empfing einen aufgeregten Gedanken von Eritrea.
    Wenig später kam die Pilotin zurück. »Es geht los!« Von Unsicherheit oder Zögerlichkeit war in

ihrem Verhalten nichts mehr zu spüren.
    »Die Magenschmerzen sind verschwunden?«, fragte Betty.
    Eritrea war schon unterwegs zum Ausgang, drehte sich aber noch einmal um. »Keine Zeit mehr

dafür.«
    »Richtig«, sagte Betty. »Keine Zeit mehr.«
    Im Jahr 2061 fliegt sie ein zweites Mal nach Wanderer, und sie fragt sich, wo

die letzten 62 Jahre geblieben sind.
    Die erste Zelldusche hat ihr Lebenszeit geschenkt, eine anfangs schier unendlich

erscheinende Fülle davon. Doch die Jahrzehnte sind vorübergehuscht in tausend Gefahren, in

Lachen, Lieben und Leiden, und Betty ahnt, dass es wieder so sein wird.
    Sie fragt sich, wie lange sie auf diese Art leben wird.
    »Willkommen auf Wanderer«, sagt Homunk zu ihr und den anderen.
     

6.
     
    Die Silberkugeln, in denen Perry Rhodan und seine Einsatztruppe reisten, waren im Ruhemodus

klein genug, um in einen Transferkamin einfliegen zu können. MIKRU-JON hingegen musste in seine

drei Segmente zerlegt werden.
    Seit Kurzem war der Obeliskenraumer mit einer Silberkugel verschmolzen. Das Schiff wies also

alle Eigenarten jener hochtechnologischen Hinterlassenschaften auf, ohne die eigene Form dabei zu

verlieren. Solange die Kugel nur ihre kleinste Ausdehnung aufwies, war sie optisch nicht mehr zu

erkennen. Erweiterte sich jedoch der Umfang, blieb MIKRU-JONS charakteristische Form zwar immer

noch konstant, bildete dann aber ein Einsprengsel innerhalb der weitaus größeren Kugelform.
    Unbehelligt erreichten sie den Polyport-Hof ESHDIM-3, von wo aus Clun'stal erst vor Kurzem

aufgebrochen war. Der Kristallingenieur verhielt sich abwartend wie auch die anderen Passagiere.

Alle hofften natürlich auf einen Erfolg, doch niemand gab sich Illusionen hin; jeder wusste,

welche Gefahren ihnen bevorstanden.
    Wenig später setzte sich MIKRU- JON auf dem Transferdeck wieder zusammen, und nach und nach

trafen die übrigen Silberkugeln ein. Sie positionierten sich rund um den Obeliskenraumer, der an

eine Säule erinnerte, die einsam und scheinbar ohne einen Zweck zu erfüllen in der Weite der

riesigen Halle

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