2581 - Wunder in Gefahr
ironisch. Wir vertreten ihn geduldig, bis der Meister
einst wiederkommt. In alter Frische, mit der Gloriole des jüngsten Sieges ums Haupt.
Irgendwie wurmte ihn das. Es war nicht gerecht, oder?
Vor allem aber war es unerträglich, wie er sich in Selbstmitleid suhlte! Julian Tifflor
wusste, dass ihm die Niedergeschlagenheit suggeriert wurde, als Nebeneffekt des lähmenden
Einflusses. Dies erboste ihn - doch mehr noch die eigene Larmoyanz.
Ein Gutes hatte der Ärger: Er half Tiff, ins Leben und in die Realität zurückzufinden.
*
Er rappelte sich hoch, blickte aufs Chronometer und hätte sich beinahe wieder hingesetzt.
Falls die Anzeige stimmte, hatte er fast 48 Stunden in Dämmertrance verbracht!
Der Zellaktivatorchip brannte und hämmerte. Die Aggregate des SERUNS funktionierten
eingeschränkt, sporadisch oder gar nicht. Erst nach einer Weile sprang der Individualtaster
an.
Wie gehabt, waren zwei Lebenszeichen zu erkennen. Beide hatten ihre Position nicht wesentlich
verändert.
Der Unbekannte hielt sich immer noch auf Deck 11-2 auf. Derzeit bewegte er sich nicht.
Tapsig stieg Tiff die Notwendeltreppe hinunter. Auf dieser Ebene, einer über dem Äquator der
Kugelzelle, befanden sich die Galerie der Zentrale sowie zwei Konferenzsäle. Neben Cafeteria,
Messe und Bereitschaftsräumen der Zentrale Crew gab es hier nur wenige Unterkünfte. Sie standen
meist leer, da sie für offizielle Gäste bereitgehalten wurden.
Das Signal kam aus einer dieser Kabinen, wenige Dutzend Meter von Tiffs Position an der Treppe
entfernt.
Im Gang fand er weitere im Koma liegende Besatzungsmitglieder: Ohliver Allegrement, den Chef
der Kreuzerflottille, der seinen Stammbaum bis ins 19. Jahrhundert alter Zeitrechnung und, wie er
sich auszudrücken pflegte, »bis zu einer damaligen Provinz namens Frankreich« zurückführte.
Funkspezialist Salomon DeCarruba, drahtig, mit sonnenverbranntem Teint, Bartschatten und
glattem kohlschwarzem Haar. Ihm fehlten, so hatte Tiff mit Perry gescherzt, nur ein breiter
Sombrero und überkreuzte Patronengurte zum perfekten Klischeebild des mexikanischen Banditen, wie
er zur Grundausstattung der Westernfilme ihrer Jugend gehört hatte.
Am Abgang zum COMMAND-Level hockte, zusammengesunken zu einem Häuflein Elend, der Manoler
Tharsoon, Leiter der Schiffsverteidigung, nur wenig mehr als einen Meter groß, grünhäutig,
vierarmig.
Er trug wie immer eine dunkle Kutte mit spitzer Kapuze über seinem maßgeschneiderten
Spezial-SERUN. Das hatte ihm den sich aufdrängenden Spitznamen »Waffenwichtel« eingetragen, den
er mit stoischer Gelassenheit in Kauf nahm.
Und viele, viele andere, die Tiff zumindest vom Sehen kannte ... Er kam auch an mehreren
Terminals vorbei, konnte jedoch keine nützlichen Informationen aus ihnen ziehen. Sämtliche
Systeme waren ausgefallen oder funktionierten bestenfalls erratisch.
Einzig die Lebenserhaltung - und demzufolge bis zu einem gewissen Grad die Energieversorgung -
arbeitete offensichtlich einwandfrei.
Dies ließ einen nicht unbedeutenden Rückschluss zu: Wer auch immer die JULES VERNE in diesen
Zustand versetzt hatte, wollte zwar die Besatzung komplett ausschalten, ihre Leben jedoch
verschonen.
Vorerst...
*
Tiff stillte seinen Durst und aß, langsam kauend, die restlichen Konzentratriegel. Dass danach
sein Magen immer noch knurrte, wertete er als gutes Omen.
Er ermahnte sich, nicht zu vergessen, den Anzug-Vorrat in der nahe gelegenen Mannschaftsmesse
wieder aufzustocken. Man wusste nie, was die Zukunft brachte, schon gar nicht in einer Situation
wie dieser.
Aber vordringlich wollte er herausfinden, von wem das zweite Lebenszeichen stammte. Er
vergewisserte sich, dass es nach wie vor am selben Ort angemessen wurde. Um seine Kräfte zu
schonen, legte er die Distanz gemessenen Schrittes zurück, obwohl er vor Neugier lieber
gesprintet wäre.
Nein, es konnte nicht Perry Rhodan sein. Der hätte unverzüglich Kontakt zu Tiff aufgenommen.
Und sobald er gemerkt hätte, dass sämtliche Kommunikationskanäle tot waren, hätte er sich
garantiert schnurstracks in die Zentrale begeben.
Nein, dämpfte Tiff zum wiederholten Mal seine rational unbegründbare Hoffnung. Das bisher
beobachtete Verhalten passte einfach nicht zu Rhodan.
Selbst wenn Perry irgendwie allein, ohne MIKRU-JON und seine Begleiter, zur VERNE
zurückgekehrt wäre - er irrte nicht zuerst im Gästebereich herum und verharrte zwei volle Tage
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