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2581 - Wunder in Gefahr

2581 - Wunder in Gefahr

Titel: 2581 - Wunder in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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später in einer Unterkunft, die er nie zuvor benutzt hatte.
    Für den Terranischen Residenten stand auf Deck 11-4 stets dieselbe Kabine bereit, gleich neben

Tifflors eigener.
    *
    Die Tür war offen. Tiff trat ein und sah sich um.
    Niemand da. Aber das Signal...?
    Hatte seine Position verändert. Nun wurde es drei Räume weiter lokalisiert.
    In der Seitenwand klaffte ein Loch wie von einem Desintegratorschuss.
    Tiff presste die Lippen aufeinander, sog Luft durch die Nase ein und zog den Kombistrahler aus

seinem Holster.
    Was war hier los?
    Er wollte den IV-Schirm aktivieren, doch der Projektor versagte den Dienst. Wie zur Strafe

dafür, dass Tiff sein Glück auf die Probe gestellt hatte, fiel auch der Gravo-Pak wieder aus.
    Verdammt, wenn man sich einmal an die Dinger und ihre Annehmlichkeiten gewöhnt

hat ...
    Grummelnd stieg er, mühsam die Beine hebend, durch das Loch hinüber in die angrenzende

Wohneinheit. Leer, Schreibtisch und Bett unbenutzt.
    Aber ein Garderobenhaken war aus der Halterung gerissen worden und lag am Boden, zu einem

Kringel verbogen, wie in blinder Wut. Tiff stellten sich die Nackenhaare auf. Wer machte so

etwas?
    Keine sonstigen Indizien. Wieder zurück im Korridor, konsultierte er den Individualtaster. Das

Signal war weitergewandert in die Lobby des Gästebereichs.
    Einer Eingebung folgend, betätigte Tiff den Türöffner zur nächsten Kabine. Darin sah es aus,

als hätten hier die sprichwörtlichen Vandalen gehaust.
    Glassplitter, Stücke der zerfetzten Bettwäsche, Kleinteile aus der mit roher Gewalt zerlegten

Schreibtischkonsole bedeckten den Boden. An der Wand hinter der aufgeschlitzten Synthledercouch

prangte Graffiti, gesprüht mit ... ja, Schmieröl.
    Ein Smiley, oder eigentlich dessen negatives Gegenstück, denn der Mund war nach unten gebogen.

In den Winkeln stilisierte Vampirzähne, als Augen zwei Kreuze.
    Und in der Mitte eine dunkelrote Clownsnase. Hingeschmiert mit ... Blut?
    *
    Tiff ließ sein Armband-Display nicht mehr aus den Augen.
    Das Signal blieb in der Lobby, flimmerte allerdings hin und her. Wohl, weil die positionellen

Abweichungen zu gering waren, als dass das kleine Holo sie hätte darstellen können.
    Den Strahler mit beiden Händen vor sich haltend, die Stiefel so leise wie möglich aufsetzend,

schob er sich um die Gangbiegung.
    Eine Sekunde später wurde ihm bewusst, wie töricht sein Vorgehen war. Falls der andere über

die gleiche Ausrüstung verfügte wie er selbst - worauf die desintegrierte Zwischenwand hindeutete

-, ortete er Tiff natürlich ebenso per Individualtaster. In diesem Fall war die ganze

Heimlichtuerei sinnlos.
    Solche Anfängerfehler hätte ein Julian Tifflor im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte niemals

begangen. Mit Mühe unterdrückte er den Impuls, laut aufzulachen.
    Die Lobby wirkte verwaist.
    Auf den ersten Blick waren keine Zerstörungen zu erkennen. Die makellos rechtwinklig

zueinander ausgerichteten Sitzgarnituren erweckten den Eindruck, schon länger nicht mehr benutzt

worden zu sein. Ein dünner Staubfilm bestätigte, dass auch die Servo-Roboter ihre Tätigkeit

eingestellt hatten.
    In der Ritze eines der Polstersessel klemmte ein Rosenstängel. Ohne Blüte - deren abgefallene

blaugrüne Blätter lagen ringsum verstreut.
    Laut Tiffs Armbandanzeige sollte sich der andere exakt vor ihm befinden. Doch da war nichts,

nur dieser dornige, pathetisch verdorrte Stängel.
    Siedend heiß schoss ihm ein, was er übersehen hatte: die dritte Dimension. Er hatte, dröge und

belämmert, nicht bedacht, dass die Schiffsarchitekten der VERNE hier, im VIP-Bereich, der

Versuchung erlegen waren, ein wenig Eindruck zu schinden.
    Diese Lobby war doppelt so hoch wie die umliegenden Räumlichkeiten. Ein bis zum übernächsten

Deck reichendes Kreuzrippengewölbe krönte sie, reich geschmückt mit Fayence-Kacheln.
    Julian Tillor warf den Kopf nach hinten, richtete Blick und Strahler nach oben.
    Zu spät.
    Aus der Höhe der Kuppel stürzte, einen gellenden Schrei ausstoßend, das Monstrum auf ihn

herab.
     

10.
    Trotz und Entäuschung
     
    Die Mitglieder ihrer Truppe kehrten genauso ungern um wie Mondra. Hinter den Helmscheiben

runzelten sich viele Stirnen.
    »Mir tut's gleich weh wie euch«, sagte sie. »Aber wir müssen Vernunft walten lassen. Also

zurück zum Transferdeck mit dem einzelnen Kamin. Von dort können die zwanzigtausend

Scheibenwelten erreicht werden. Warum nicht auch der Zentralkörper

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