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259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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und nahm ihm seine Zweifel. »Ich finde, das sollten wir feiern.«
    Sie zog ihn auf den Boden des Leitstands. Nur das fahle Licht der mit Leuchtmikroben grün unterlegten Schalter leuchtete noch. Quart'ols Sichtfeld verschwamm. Er ließ sich ganz von ihr führen. Zum ersten Mal seit Wochen schaffte er es, Gilam'esh'gad zu vergessen…
    ***
    Gilam'esh'gad, 13. Dezember 2525
    Vogler war in die Stadt zurückgekehrt und schwamm gemeinsam mit Pozai'don zum Labor im Zentrum. Sie wollten die Pflanzenwaffe und die restlichen Giftvorräte im gesicherten Bereich des Labors wegschließen, ehe sie sich zur Ruhe legten.
    Sie hatten eine aufregende Krakenjagd hinter sich. Letztendlich war es ihnen gelungen, das Biest zu stellen und mit der eigens von Vogler konstruierten Waffe zu betäuben.
    Pozai'don, der Wächter der Stadt, war noch immer missmutig. Immer wieder warf er Voglers Pflanzenwaffe verächtliche Blicke zu. Er hatte von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass er es für wenig sinnvoll hielt, den Kraken nur zu betäuben und im freien Meer auszusetzen, wo er sich von den Nachwirkungen des Giftes erholen konnte. Wäre es nach ihm gegangen, hätten sie ihn getötet und damit die Gefahr ein für alle Mal gebannt.
    Pozai'don befürchtete, dass die Kreatur einen Weg zurück in die Stadt fand und erneut Hydriten angriff. Vogler war sicher, dass dies nicht geschehen würde. Der Eingangstunnel des offiziellen Stadtzugangs war zusätzlich gesichert worden.
    Vogler hatte eine Abneigung gegen den Wächter, seitdem dieser ihn in der Kammer der Macht , im Zentrum der Stadt, hatte opfern wollen. Erst im letzten Moment hatte Pozai'don II. es sich anders überlegt und sein Leben verschont. [3] Doch der bittere Nachgeschmack der Tat blieb.
    Vogler war bewusst, dass er den Wächter nach der Jagd sehr hart angegangen war. Trotz allem habe ich es geschafft , dachte er. Ich habe den Kraken betäubt und ihm die Freiheit geschenkt, wie Dra'nis es sich gewünscht hat.
    Vogler musste an den kleinen Hydritenjungen denken, der ihm seit einiger Zeit im Park und im Naherholungsgebiet zur Hand ging. Warum der Junge wohl den Aufbruch zur Jagd verpasst hatte? Aber das würde er heute nicht mehr herausfinden. Morgen war auch noch ein Tag.
    Der Baumsprecher war müde und sehnte sich nach der gemütlichen, fleischigen Schlafmatte, die die Hydriten für ihn in einem leer gepumpten Haus aus einem bionetischen Klumpen herangezüchtet hatten.
    »Im Labor ist noch Licht«, sagte Pozai'don, als sie das Zentrum der Stadt endlich erreichten. Schon von weitem konnte man den Schimmer aus dem großen Panoramafenster sehen.
    »Das ist Clarice. Sie arbeitet bestimmt an der Genkugel.« Die kopfgroße Kugel, in der sich Genproben der Hydree befanden, war der Durchbruch bei der Behandlung der hiesigen Hydriten gewesen. Sie litten unter den Nachwirkungen der Beulenkrankheit, welche vor Urzeiten Gilam'esh'gad ins Verderben gestürzt hatte. Clarice hatte bereits ein erstes Heilmittel entwickelt und arbeitete nun daran, es zu verbessern.
    Sie tauchten zum Eingang des Labors und durchquerten die Schleuse, die zum leer gepumpten Labor führte.
    Vogler konnte kaum noch die Augen offen halten. Kaum hatten sie die Schleuse passiert, riss er sich den Helm vom Kopf. »Clarice?«, rief er.
    Er nahm die Waffe von den Schultern. Pozai'don ergriff sie und legte sie vorsichtig auf einer Arbeitsplatte ab. Dazu mehrere Giftbehältnisse, die noch von der Jagd übrig waren und die in der Qualle gelegen hatten.
    »Clarice? Yann?… Beim roten Vater Mars!«
    Vogler wich entsetzt zurück. Vor ihm lagen die leblosen Kinderkörper von Gilam'esh und E'fah!
    Beide waren nackt. Sie lagen halb hinter dem Sockel der Genkugel verborgen. Vogler wäre fast über sie gestolpert. In E'fahs Rücken klaffte eine hässliche Wunde. Blut bedeckte ihren Körper.
    Er hörte, wie hinter ihm Pozai'don heranstapfte. Er kniete sich neben Gilam'esh und klackerte auf ihn ein. »Gilam'esh! Komm zu dir!«
    Vogler beugte sich zu E'fah hinab. Kalter Schweiß brach ihm aus. Er drehte die Hydritin herum. Die lidlosen Augen des kleinen Körpers waren starr, der Blick gebrochen. »E'fah…«, keuchte er. »Bei Deimos!«
    »Gilam'esh!« Pozai'don packte den kleinen Klonkörper an den Schultern und schüttelte ihn. »Nein! Das darfst du mir nicht antun! Ich bin der Wächter! Ich passe auf dich auf! Ich…« Der Hydrit klackerte so schnell, dass seine Worte nicht mehr zu verstehen waren. Tränen liefen aus seinen Augen. Nie

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