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259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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ihn am Arm. Sofort spürte er den Geist des anderen. Es war der Geist eines Kindes. Unerfahren. Verängstigt.
    »Dra'nis…«
    »Quart'ol!« Dra'nis warf sich in seine Arme.
    Quart'ol hatte den Jungen bisher nur selten gesehen und ihm wenig Beachtung geschenkt. Was war ihm widerfahren, dass er in einem anderen Körper steckte? Seine freie Hand tätschelte beruhigend Dra'nis' Schulter. Beunruhigt registrierte er die Verletzungen an den Handgelenken.
    Inzwischen waren auch Bel'ar und Ner'je heran geschwommen. Sie tauschten einen konsternierten Blick, als sie den erwachsenen Hydriten an Quart'ols Hals hängen sahen.
    Bel'ar spitzte die Lippen. »Hast du mir da etwas verschwiegen?«
    »Es ist nicht so…«
    »Hak'don!«, unterbrach ihn Ner'je verblüfft. »Was tust du hier?«
    Dra'nis sah sie trotzig an. »Ich bin nicht Hak'don! Ich bin Dra'nis! Hak'don hat meinen Körper geklaut!«, begehrte der Junge auf. »Bitte, bitte, bringt mich zu Vog'ler!«
    Quart'ol schob den Jungen ein Stück von sich. »Ich verstehe noch nicht alles, aber das hier ist Dra'nis, nicht Hak'don. Ich schlage vor, wir schwimmen alle zu Vogler und hören uns seine Geschichte an.«
    Bel'ar und Ner'je tauschten verblüffte Blicke. Ner'jes Scheitelkamm verfärbte sich zustimmend. »Auch mich interessiert brennend, was hier vor sich geht.«
    Sie nahmen Dra'nis in die Mitte und drangen im heller werdenden Licht der Mikroben ins Stadtzentrum ein.
    ***
    Gilam'esh'gad, eine Stunde zuvor
    Gilam'esh sah die Entführer verunsichert an. Was hatten sie vor? Das Messer von Mir'tar lag eng an E'fahs Kehle.
    »Such diese Klonkörper«, klackerte die Hydritin erregt. »Sie müssen hier sein. In Behältnissen mit Nährlösung! Sie müssen ähnlich aussehen wie die im Hydrosseum.«
    Lar'az packte Gilam'esh am Arm und bedrohte ihn weiter mit dem Schockstab. Gilam'esh schrie auf. »Lass mich!«
    »Du kommst mit!«, klackerte der Hydrit, während er ihn grob mit sich zerrte. Der schmächtige Hydrit mit dem roten Flossenkamm brauchte nicht lange, den Raum zu finden, in dem die Klonbehälter standen. »Hierher!«, klackerte er laut.
    Lar'az zerrte E'fah heran.
    »Was habt ihr vor?« Die kindliche Hydritin mit dem hellgelben Scheitelkamm wehrte sich bockig, aber Mir'tar war wesentlich stärker als sie. Außerdem hatte sie durch das Messer ein überzeugendes Argument in der Hand.
    »Ihr wechselt jetzt über!«, bestimmte Mir'tar. »Ihr zieht in diese Körper um! Auf diese Weise wird euch niemand mehr erkennen.«
    »Nein!« Gilam'esh wehrte sich gegen den Griff des Hydriten.
    »Ich töte dich, wenn es sein muss!«, drohte Lar'az. »Sei gefälligst kooperativ!«
    Gilam'esh wusste, dass er vernünftig sein musste. Dass er einen klaren Verstand brauchte. Aber er war ein Kind! Seine Angst war übermächtig. Er wollte nicht von diesen Hydriten entführt werden! Sie würden ihn für ihre Zwecke missbrauchen! Wer wusste schon, was für Ziele sie hatten. Welche neue Weltordnung sie unter seinem Namen verbreiten wollten.
    »Ich will nicht!«, klackerte er hell.
    Mit einem beherzten Tritt gegen Lar'az Schienbein riss er sich los und floh in Richtung Labor. E'fah tat es ihm nach. Sie biss der größeren Hydritin in die Hand, riss sich von ihr los und rannte davon.
    Dann schrie sie hell auf. Gilam'esh fuhr herum.
    Mir'tar stand hinter der zu Boden sinkenden E'fah, die nahe der Genkugel gestürzt war. Das Messer steckte in ihrem schmalen Rücken! Ein dünnes Rinnsal Blut floss aus der Wunde. E'fah versuchte noch einmal, sich aufzurichten, dann sank sie in sich zusammen und regte sich nicht mehr.
    »E'fah!« Gilam'esh schrie und tobte. Er suchte nach einer Waffe, mit der er Mir'tar angreifen konnte, aber da war keine. Laut klackernd warf er sich der Hydritin entgegen, seine Flossenhände zu Fäusten geballt.
    Lar'az schoss. Verwundert sank Gilam'esh zu Boden. Er sah noch, wie sich Mir'tar hinter dem offenen Durchgang im Nebenraum an den Klonbehältnissen zu schaffen machte. Sie zerrte den männlichen Hydritenkörper hervor. Gleichzeitig spürte er ein mächtiges Reißen an seinem Geist.
    War das der Tod? Wurde er jetzt endgültig fortgerissen? Benommen versuchte er sich zu sammeln. Er musste den Körper wechseln, wenn er überleben wollte. Aber er konnte nicht voll auf seine Erfahrung zugreifen. Würde es ihm trotzdem gelingen? Wollte er überhaupt leben und zum Werkzeug dieser machthungrigen Hydriten werden?
    Lar'az drang in seine Gedanken ein und griff nach seinem Geist. Gilam'esh spürte

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