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259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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die ganze Station haben?«
    Clarice senkte den Blick. »Ich meinte, es ist egal, wenn den Klonkörpern etwas passiert… Meine ganze Arbeit… es ist alles…« Sie sah zu dem Tuch, unter dem sich die Leichen abzeichneten. Sie wünschte sich fort. Ganz weit fort. Zurück auf den Mars oder noch weiter weg, ans Ende des Universums.
    »Ich gehe nachsehen«, bot sich Vogler an.
    Clarice schüttelte den Kopf. »Ich mache das schon.«
    Es war gut, zumindest für eine Weile aus dem Raum zu kommen. Schwerfällig schleppte sie sich in den Nebenraum. Sie fühlte sich, als sei sie tausend Jahre alt.
    Ich habe sie umgebracht. Meinetwegen sind sie tot.
    Was würden Matthew Drax und Aruula sagen, wenn sie das erfuhren? Clarice schluckte. Sie würde sich nie wieder im Spiegel in die Augen sehen können, ganz gleich, was Vogler sagte.
    Tränen liefen über ihre Wangen, als sie zu den Brutkammern trat und den Alarm abschaltete. Nach der Ursache sah sie nicht. Ihr Gesichtsfeld verschwamm. Kraftlos sank sie auf den Klonbehälter der jugendlichen E'fah und schlug die Hände vor das Gesicht, gab sich ihrer Trauer hin. Und ihrem Zorn auf die fremden Hydriten.
    Nur allmählich versiegten ihre Tränen. Sie sah auf die Anzeigen - und stutzte!
    Diese Werte stimmten nicht! Sie stimmten ganz und gar nicht!
    Clarice erhob sich verwirrt, studierte die Kurven in den Diagrammen und die hydritischen Schriftzeichen. Ihre Hände berührten das Element auf der Oberseite des hummerscherenartig geformten Behälters, auf dem sie eben noch gesessen hatte.
    Der Deckel schwang von ihr fort - und offenbarte gähnende Leere.
    »Vogler! Yann! Sie sind weg! Die Klonkörper sind verschwunden!«
    Die anderen hörten ihre Rufe und kamen herbei gerannt. »Was sagst du?«, fragte Vogler, der zuerst im Raum war. Yann stieß unsanft gegen ihn.
    »Sie sind weg! Aber… das könnte heißen… das könnte heißen…« Wieder kamen ihr Tränen, doch dieses Mal vor Erleichterung. »Es könnte sein…« Sie schaffte es nicht, es auszusprechen. Ihre Stimme brach.
    Pozai'don stürzte vor an den offenen Behälter. »… dass sie noch leben?«, vollendete der Wächter den Satz.
    Vogler lachte auf. »Natürlich! Genau das muss es heißen! Sie leben noch! Die Attentäter haben sie gezwungen, die Körper zu wechseln!«
    »Aber warum?«, fragte Clarice verblüfft. Die Erleichterung mischte sich mit Zweifeln. War das nur eine Täuschung? Eine böswillige Illusion? Gaben sie sich falschen Hoffnungen hin? Wie sehr wünschte sie sich, dass Gilam'eshs und E'fahs Geister weitergewandert waren und beide Hydriten noch lebten.
    »Vielleicht liegen Strapazen vor ihnen, die sie als Kinder nicht bewältigen würden. Oder…« Vogler brach ab. »Das ist doch auch egal! Wir müssen nach ihnen suchen!«
    »Nach den Klonkörpern?«, fragte Yann verdattert und hielt sich den Kopf.
    »Nach Gilam'esh und E'fah!«, rief Clarice aus. Die Hoffnung in ihr wurde übermächtig. »Sie sind noch nicht verloren!«
    »Wir müssen sofort die anderen informieren und eine große Suchaktion starten!« In Voglers Augen kehrte das Feuer zurück.
    »Wir müssen die Ausgänge sichern!«, fiel Clarice ein.
    »Das habe ich schon getan«, klackerte Pozai'don. »Aber ich sage Bescheid, dass sie nach halbwüchsigen Hydriten Ausschau halten sollen. Eine Patrouille ist bereits zum Bestiarium unterwegs, zur Wasseraustauschröhre. Das ist der wahrscheinlichste Weg, den die Fremden genommen haben können. Dorthin werde ich auch mit meiner Qualle fahren.«
    »Wir kommen mit«, sagte Vogler entschlossen.
    »Gehen wir!« Clarice sah zu Yann zurück. Ihr Bauch kribbelte vor Aufregung. »Du bleibst hier und…«
    In diesem Moment öffnete sich die Schleuse zum Labor.
    »Quart'ol!«, entfuhr es Clarice.
    Der Wissenschaftler in Lendenschurz und Brustpanzer wurde von zwei Hydritinnen begleitet - und von einem großen, einäugigen Hydriten, der sich ängstlich umsah. Als er Vogler erblickte, huschte Freude über seine Züge. Er wollte etwas sagen, doch Quart'ol kam ihm zuvor.
    »Gut, dass ihr alle hier seid.« Er wies auf den Einäugigen. »Ihr werdet nicht fassen, was wir soeben erfahren haben.«
    Clarice hörte kaum, was der Freund sagte. »Du kommst mit deinen Verbündeten aus Hykton genau richtig!«, brach es aus ihr hervor. »Gilam'esh und E'fah wurden entführt!«
    »Gilam'esh?«, fragte die schmächtigere der beiden Hydritinnen, doch ihre Frage ging in der Runde unter. Der Einäugige wirkte betroffen.
    Quart'ols Gesicht verfärbte

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