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2590 - Der Tote und der Sterbende

2590 - Der Tote und der Sterbende

Titel: 2590 - Der Tote und der Sterbende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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bekannte Manöver in all seiner Komplexität zu überblicken; immerhin befinden wir uns in einem dreidimensionalen Raum, und alle beteiligten Raumer bewegen sich. Es gibt keine statischen Positionen, keine feststehenden Grundlagen. Im Grunde genommen hängt der Ausgang des Manövers von der Rechnerkapazität der einander gegenüberstehenden Schiffe ab - und manchmal von Improvisation. Von einem Geistesblitz.
    Unterschiedliche Zielvektoren im Anflug auf die Reuse mögen die Rechner der Schlachtlichter verwirren, auch voneinander divergierende Geschwindigkeiten. Und natürlich jene spielerische Leichtigkeit, mit der die Silberkugeln selbst bei Beschleunigungswerten jenseits der 1000 Kilometer pro Sekundenquadrat zu steuern sind.
    Ich beobachte aufmerksam, wie die Vatrox ihre Falle aufbauen. Sie haben längst akzeptiert, dass sie superioren Schiffen gegenüberstehen. Sie unternehmen alles, um Tolot und seine beiden Begleiter in ein »Fangnetz« zu locken, das so engmaschig gewebt ist, dass diese Überlegenheit durch die schiere Masse der Schlachtlichter ausgeglichen wird.
    Indes stemmt sich ein anderer Teil der Vatrox-Flotte den Jaranoc entgegen. Sie opfern zehn, zwanzig oder mehr Schiffe. Sie versuchen, ihrer Gegner Herr zu werden.
    Die Einheiten des Hilfsvolks von VATROX-VAMU denken ähnlich. Sie schicken Icho Tolot ein knappes Dutzend Kegelstumpfraumer hinterher, um andererseits Jagd auf versprengte Einheiten der Frequenz-Monarchie zu machen. Das klassische Bild dreier einander feindlich gesinnter Parteien erfährt im Weltraum eine neue, eine grässliche Dimension.
    Vatrox und Jaranoc agieren umsichtig - und zeigen dennoch ungewohnte Unsicherheiten. Sie ahnen bestenfalls, dass wir Terraner hinter diesen drei frechen Neuankömmlingen stecken. Aus dem Funk der Frequenz-Monarchie, der von MIKRU-JON permanent abgehört und interpretiert wird, lässt sich auch die Befürchtung erkennen, dass Tolot, Kush und Tarba mit den Jaranoc kooperieren.
    Die Manie der Vatrox, alles und jedermann als potenziellen Gegner zu betrachten, wird ihnen einmal mehr zum Stolperstein.
    Der Einflug in die Reuse beginnt.
    Der Haluter hält sich wie erwartet an keinerlei Konventionen oder Regeln. Die technische Überlegenheit der Silberkugeln lässt ihn Manöver fliegen, mit denen die Vatrox gewiss nicht gerechnet haben. Er schlängelt sich durch die Reihen der Schlachtlichter. Er schert sich nicht darum, ob diese nun eng oder weiter voneinander entfernt fliegen, ob sie ein Sperrfeuer legen, ob sie sich ihm todesverachtend auf Kollisionskurs entgegenwerfen. Er räumt beiseite, was ihm in den Weg kommt, mithilfe dieses ganz besonderen Verstands, der Rechenkapazitäten einer Hochleistungspositronik verbindet.
    Er setzt mehrere Punkttreffer. Sie bringen Schlachtlichter ins Trudeln. Kleine grelle Pünktchen leuchten in der virtuellen Überlicht-Ortung auf. Nach wie vor ist Icho Tolot nicht bereit, letale Treffer zu setzen. Er verwundet, aber er erlegt nicht.
    Eritrea Kush »schneidet« den Kurs des Haluters und stürzt sich im spitzen Winkel auf einen Pulk weiterer Vatrox- Schiffe. Auch sie achtet darauf, die Verluste so gering wie möglich zu halten.
    Kardo Tarba, etliche Lichtsekunden hinter den beiden in die Reuse eingeflogen, beschleunigt, macht fast einen Satz vorwärts - und vereinigt nun seine Feuerkraft mit jener der beiden Begleiter, um an der Grenze der Kernschussweite ihrer Trafitronwerfer ein hyperenergetisches Strahlungsinferno entstehen zu lassen.
    Das Manöver der Vatrox erweist sich als Rohrkrepierer. Wollten sie sich den drei Silberkugeln so weit wie möglich annähern, um sie in ihrer Übermacht ins Kreuzfeuer zu nehmen, müssen sie nun erkennen, dass die von Tolot, Kush und Tarba ausgelösten Gewalten ihnen allen zum Verhängnis werden könnten.
    Sie lösen den Reusen-Verband auf. Das Manöver wirkt fast panisch und war ganz gewiss nicht so geplant.
    Die nachfolgenden Jaranoc-Einheiten reagieren nicht minder geschockt. Jenes Inferno, in das sie eintauchen, vernichtet mit einem Schlag drei der vordersten Verfolger, während nachfolgende Schiffe von hyperenergetischen Strahlenschaudern und Aufrissblitzen im Zentrum der Auseinandersetzung in Mitleidenschaft gezogen werden.
    Einige Piloten verlieren die Kontrolle über ihre Schiffe. Auch wenn der Funkverkehr nur mangelhaft übertragen wird - ich meine, weitverbreitete Angst zu spüren. Selbst die hartgesottensten Soldaten verlieren ihre Zuversicht, wenn sie ins Zentrum eines durch

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