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2590 - Der Tote und der Sterbende

2590 - Der Tote und der Sterbende

Titel: 2590 - Der Tote und der Sterbende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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treffen Entscheidungen möglichst frei von allen Emotionen ...
    Ich nehme mich zurück, darf mich nicht zu sehr in derartigen Überlegungen verfangen. Ich überlasse es meinen Begleitern, das taktische Vorgehen der beiden Gegner zu beurteilen.
    Ich aktiviere eine Stillschaltung zu Icho Tolot. Niemand kann nun hören, was ich mit dem halutischen Riesen zu besprechen habe.
    »Ich habe Probleme, Tolotos«, sage ich.
    »Ich bin informiert«, gibt er zur Antwort. »MIKRU-JON hat ein entsprechendes Bulletin an mich übermittelt. Dein Zellaktivator ... «
    »Ganz richtig.« Ich unterbreche ihn, indem ich die Lautstärke so weit wie möglich hochregle. Ich möchte das Wort »defekt« nicht hören, nicht aus dem Mund eines anderen. »Dieser ... Zustand hängt voraussichtlich mit einem Hyperblitz zusammen, dessen Wirkung wir abbekommen haben.«
    »Das tut mir leid«, sagt Tolot. »Wie kann ich dir helfen?«
    Ich weiß augenblicklich, dass ich mich mit dem allein vom Planhirn gesteuerten Haluter unterhalte. Seine Stimme klingt eintönig und kalt.
    »Auch du bist während der letzten Stunden unterschiedlichen Strahlenschauern ausgesetzt gewesen. Hast du eine Dysfunktion deines Zellaktivators bemerkt?«
    »Nein.«
    »Keinerlei Änderung?«, bohre ich nach, obwohl ich weiß, dass ich damit nichts erreichen werde.
    »Er läuft wie eh und je. Ich fühle mich ausgezeichnet.«
    »Schön«, sage ich und unterbreche abrupt die Verbindung. »Schön für dich.«
    Sofort habe ich mich wieder unter Kontrolle. Ich darf mich nicht gehen lassen. Wir haben eine Spur gefunden, die es weiterhin zu verfolgen gilt.
    Tolot hat mittlerweile die Unterhaltung mit Perry wieder aufgenommen. Sie läuft über den offenen Funkkanal, sodass alle Besatzungsmitglieder MIKRU-JONS und der Silberkugeln mithören können.
    Es geht um eine exakte taktische Beurteilung der Situation - und um die Entscheidung, ob wir sofort eingreifen und die sich allmählich entwickelnde Schlacht verhindern sollen.
    Ich widme mich dem Schlachtenbild. Noch umtänzeln die Gegner einander, völlig entgegen den bisherigen Auseinandersetzungen. Sie bemühen sich um Taktik, nicht um blindes Dreinhauen. Was auch immer die jeweiligen Anführer dazu bewogen hat: Es wirkt, als würden wir Zeuge einer vorentscheidenden Schlacht werden.
    »Das glaube ich nicht«, sagt Perry, als ich ihn auf diesen Umstand anspreche.
    »Würde es tatsächlich um die Wurst gehen, wären VATROX-DAAG und VATROX-VAMU ebenfalls vor Ort. Ich vermute, dass sie ihre Truppen sich aneinander reiben und ordentlich wehtun lassen wollen. Doch die Entscheidung fällt woanders.«
    Er sagt diese Worte mit einer derartigen Überzeugung, dass man ihm glauben muss. Obwohl ich längst nicht seiner Meinung bin.
    »Beide Seiten wurden wie wir von der Strahlung angezogen, und sie wollen das Umfeld des Monds erkunden. Würden sie es auf eine Vernichtungsschlacht ankommen lassen, würden sie dieses Rätsel wohl niemals lösen können. Du weißt, wie panisch die Vatrox auf alles reagieren, was mit VATROX-VAMU zusammenhängt. Und dennoch bewahren sie relativ kühlen Kopf.«
    Perry reibt sein Kinn.
    »Es stellt sich die Frage, ob dies auch im Laufe der Schlacht so bleibt. Sollten die Vatrox oder die Jaranoc eine zu empfindliche Niederlage erleiden, mag dies unabsehbare Konsequenzen haben.«
    Icho Tolot lacht. Unser Schiff dimmt die Lautstärke rechtzeitig ab. Mikru wirkt gequält, als müsste sie dem Grollen und Donnern des Riesen ungefiltert lauschen.
    »Kardo Tarba und mir wäre es ein Vergnügen und eine Ehre, diese Auseinandersetzung zu behindern«, sagt er. »Nicht, dass ich sonderliche Sympathie auch nur für eine der beiden Seiten hegte ... «
    »Was hast du vor?«, frage ich den Haluter.
    »Wir spielen mit«, meint er, und ich höre den ganz besonderen Unterton, den er dem Wort »spielen« verleiht. »Wir tun unser Möglichstes, um die beiden Schlachtreihen voneinander zu trennen, und geben dadurch MIKRU-JON die Gelegenheit, sich dem Mond zu nähern.«
    Icho Tolot will den Blutzoll so niedrig wie möglich halten. Er möchte sich zwischen die Fronten werfen, die Aufmerksamkeit beider Seiten auf sich lenken und die Auseinandersetzung hinauszögern. So, wie er es bereits vor einem halben Tag getan hat.
    »Ich bin dabei«, mischt sich Eritrea Kush das erste Mal im Laufe dieser Konferenzschaltung ins Gespräch ein.
    Ich kenne die Lebensgeschichte der groß gewachsenen Soldatin, und wüsste ich es nicht besser, würde ich behaupten, dass

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