Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2593 - Das Paralox-Arsenal

2593 - Das Paralox-Arsenal

Titel: 2593 - Das Paralox-Arsenal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
Roboter

erneut als Strandgut eingesaugt wurde. Die darin getroffenen Aussagen bezogen sich nur auf die

ersten sechzehn Zeitkörner. Danach, dahinter, räumlich tiefer in der Vergangenheit lag gänzlich

unbekanntes Terrain ...
    Verzweiflung wallte in Julian Tifflor auf. War er so weit gekommen, um nun doch zu scheitern?

Er wollte sich die Haare raufen, doch sie waren steif vor Diamantstaub.
    Da erschien sein Doppelgänger, körperlicher denn je.
    *
    »Bemüh dich nicht«, sagte der andere Tifflor. »Was du hier suchst, habe ich bereits selbst

gefunden.«
    »Wie ... selbst? Wer ... bist du - ich? Ein früheres oder späteres ...«
    »Aber nein. Ich borge mir bloß deine Gestalt. Ich kenne sie gut. Schließlich begleite ich dich

schon lange.«
    »Warum?«
    »Du wirst es bald erfahren. Die Zeit der Ernte ist nah.«
    »Ich habe nicht mehr die Kraft, mich länger vertrösten zu lassen.« Tiff nahm Kampfstellung

ein. »Falls es darauf hinausläuft, dass nur einer von uns die Perianth-Schlüssel haben kann, lass

es uns gleich hier und jetzt ausfechten!«
    Sein dunkleres Ebenbild lächelte kühl. »Du würdest den Kürzeren ziehen, glaub mir. Es wäre

töricht, mit mir kämpfen zu wollen und übrigens vollkommen unnötig.«
    »Klär mich auf oder stell dich!«
    »Du gefällst mir, sagte ich das schon? Diese Widerborstigkeit, dieser rührend hoffnungslose

Optimismus! Fast gereicht es mir zur Ehre, dich zu kopieren.«
    »Zum letzten Mal ... «
    »Beruhige dich. Es ist beinahe vollbracht. Deine Wanderung neigt sich dem Ende zu. Den Rest

des Fußmarsches kann ich dir nämlich ersparen.«
    Ehe Tiff zu einer Reaktion fähig war, schnellte sein Doppelgänger auf ihn zu und ergriff ihn

am Arm.
    Die Umgebung verschwamm.
    *
    Sie materialisierten in einem grauen, wattigen Gang, ganz ähnlich den Galerien von Duleymon

und Safri-16.
    »Wir befinden uns im neunzehnten Zeitkorn«, erklärte der andere Tifflor. Der Grauton seiner

Haut hatte abermals eine hellere Färbung angenommen.
    »Du kannst über eine derartige Distanz teleportieren?«
    »Ich würde es eher als Teletemporation bezeichnen. Aber im Prinzip hast du recht. Meine

Fähigkeiten steigern sich, je näher ...« Er winkte ab. »Dazu später. Schön der Reihe nach, alles

zu seiner
    Zeit. Zuerst sollst du Zeuge eines abscheulichen Verbrechens werden.«
    Tiffs Ebenbild ging von einem der Zeitfenster zum anderen und berührte die schwarzen Flächen.

»Sieh selbst.« Er rief Standbilder auf, die er im Unterschied zu der Vatrox und Safri-16 nicht

nur heranzoomte, sondern auch zu kurzen Szenenabläufen erweiterte.
    »Wie machst du das?«, fragte Tiff.
    »Es ist keine große Kunst. Eingeschränkt in den Zeitfluss einzugreifen, vermag ich schon mit

nur drei Perianth- Schlüsseln.«
    Schon mit dreien ... Und mit allen zwanzig?
    Wer war dieses Wesen, und was führte es im Schilde? Tiff hatte eine Ahnung, aber er wollte

Gewissheit.
    Er betrachtete die Bilder. Richtiger ausgedrückt: Er schaute durch die Zeitfenster hinaus in

die Vergangenheit, die hier zugleich Gegenwart war. Mehr als einmal musste er sich zwingen, den

Blick nicht abzuwenden.
    Gelegentlich gab sein Doppelgänger leise Erklärungen ab. Meistens jedoch erkannte Tiff

ohnedies, worum es sich handelte.
    Um ein abscheuliches Verbrechen, in der Tat.
    *
    Julian Tifflor erlebte mit, wie ein ganzes Volk ausgelöscht wurde. Ein moralisch hochstehendes

Volk, das in bester Absicht wahrlich kosmische Geschichte geschrieben hatte.
    Trotz ihrer Weisheit, ihrer starken paranormalen Fähigkeiten und der überaus fortschrittlichen

Technologie, die ihnen zur Verfügung stand, begingen die Anthurianer - denn um diese handelte es

sich - einen entscheidenden Fehler: Sie halfen den Falschen.
    Sie unterstützten eine bedürftige Spezies, die vor einer großen Bedrohung floh, und

rekrutierten sie als Hilfsvolk. Unzweifelhaft verfügten die Vatrox, wie sie sich nannten, über

großes Potenzial. Sie bildeten eine besondere Art von geistigem Kollektiv aus Milliarden

Einzelbewusstseinen, die nach ihrem Tod als Vamu erneut ausgeschickt wurden, um ihr

leibliches Dasein wieder aufzunehmen; zunächst in normal geborenen Körpern, schließlich in

Klonkörpern.
    Die meisten Anthurianer hielten große Stücke auf sie. Doch die Vatrox wollten selbst an die

Macht, weil sie die Anthurianer als zu weich, zu sanft, zu freundlich einstuften, ohne je ihre

wahren Motive zu erkennen.
    »Neun Komma acht

Weitere Kostenlose Bücher