2593 - Das Paralox-Arsenal
unserer
Zivilisation.«
»Einige wenige Momentaufnahmen.«
»Sie besänftigen mich. Sie spenden mir Trost, wenn ich meine Integralkreise verätzen möchte
vor Sehnsucht. Aber ich komme nicht weiter, nicht zurück. Ich habe Fenster; doch keine Tür.«
»Die Kristallblüten wurden von einem Zufallsgenerator über die Ährenspindel verstreut«,
erläuterte Tiff. »Wobei kein Schlüssel im zugehörigen Zeitkorn landen durfte.
Sicherheitsvorkehrungen, gedacht zur Abwehr von VATROX-VAMU, einer sehr bösen Entität.«
»Nie davon gehört.«
»Sei froh. Wie auch immer, in meinem Rucksack trage ich vierzehn Perianths mit mir. Die
Chancen stehen nicht schlecht, dass der für diese Sphäre Passende dabei ist. Lass sie uns
durchprobieren.«
*
Sie erzielten einen Erfolg.
»Was heißt das jetzt?«, fragte Safri-16.
»Das heißt, dass ich dir eine Zeittür in die Vergangenheit deines Volkes aufstoßen kann.
Apropos, was geht da eigentlich vor sich?«
»Wir erobern unsere Galaxis. Wir sengen und brandschatzen. Wir unterjochen falsches Leben. Wir
pflügen eine Furche der Verwüstung ...«
»Halt! Gemach, gemach. Das klingt übel. Warum sollte ich so etwas unterstützen?«
»Hörst du nicht zu? Kapierst du überhaupt nichts? Es ist bereits geschehen. Es geschieht, jetzt, da draußen in meiner Galaxis, schau hin! Du kannst nichts dran ändern. Ich will nur
dabei sein.«
Safri-16 hatte recht. Die Ährenspindel des Langen Gangs erstreckte sich räumlich durch
die Zeit. Sonst hätte Tiff sie nicht durchwandern müssen, Schritt für Schritt für Schritt.
»Im Übrigen«, fuhr der Roboter fort, »sind die Auswirkungen und Nebeneffekte der
Fragmentierung des PARALOX-ARSENALS weit katastrophaler als unser bescheidener Feldzug. Unter den
direkten und indirekten Folgen der Entstehung des Zeitspeers litten und leiden unzählige Völker
in verschiedenen Galaxien. Vielleicht sogar in verschiedenen Universen? Wenngleich es, logisch
betrachtet, so gut wie keinen Unterschied macht, ob ein paar Millionen kurzlebiger
Intelligenzwesen auf einmal sterben oder hintereinander, im Laufe weniger Jahrhunderte, einen
sozusagen >natürlichen< Tod erleiden.«
Tiff bedachte dieses Argument und konnte es nicht entkräften. »Okay. Aber du hast die
Nebeneffekte der temporalen Anomalien erwähnt. Deine Galaxis ist stark davon betroffen. Mit
relativ hoher Wahrscheinlichkeit wirst du in naher Zukunft wieder hierher verschlagen werden, ist
dir das klar? Die Zeit lässt sich nicht überlisten. Du gehst hinaus, meuchelst ein wenig herum,
und dann ... saugt es dich wieder ein. Von anderswo. Weil dann dort die Katastrophe
passiert. Vermutlich landest du überdies als Strandgut in einer ganz anderen
Zeitkorn-Kruste.«
»Logisch. Aber während dieses Intermezzos habe ich ein Leben. Ein wahres Leben. Alles würde
ich dafür geben.«
»Alles?«, fragte Tiff nach. »Sogar deinen Perianth-Schlüssel?«
*
Er öffnete die Zeittür.
»Meine Völker in dieser Sphäre werden ohne mich bestehen«, sagte Safri-16. »Sie sind
gefestigter, als ich es mir jemals gewünscht hätte.«
Bären und Roboter, dachte Tiff. Wie nett. Würden sie noch eine Heizung einbauen,
wäre es hier fast gemütlich.
Seine Hand streifte eine Außentasche der Montur. Darin befand sich das Notizbuch, sein
Notizbuch, das Duleymon ihm mitgegeben hatte. Er hatte nun eine klare Vorstellung davon, wie es
in die Hände der Vatrox gefallen sein musste - fallen würde - gefallen sein würde ...
Tiff zog es heraus. »Warte kurz«, sagte er zu dem Roboter. »Ich muss noch schnell etwas
erledigen.«
»Kein Problem. Ich habe schon sehr lange gewartet. Die zusätzliche Verschwendung minimaler
Zeiteinheiten verdrießt mich nicht.«
»Schön.« Tiff begann, die ersten Seiten des Büchleins zu beschreiben. Er kannte ja den Inhalt,
hatte ihn selbst gelesen, nachdem das Notizbuch seinen Weg ins erste Zeitkorn gefunden hatte.
Seine letzten Zeilen lauteten: »Nimm diese Warnung ernst. Überleg dir gut, ob du dir das
antun willst, Zeitparadoxon hin oder her. Vieles spricht aus jetziger Sicht dafür, dass gleich zu
sterben die bessere Wahl gewesen wäre.«
Tiff musste schmunzeln. Er würde die Warnung ernst nehmen - ernst genommen haben, exakter
ausgedrückt. Und trotzdem gehen. Gegangen sein.
Ach, was soll's!
Nachdem er dem Roboter das Notizbuch übergeben hatte, verabschiedete Tiff ihn herzlich.
Irgendwie hatte er ihn lieb
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