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2595 - Wanderer am Scheideweg

2595 - Wanderer am Scheideweg

Titel: 2595 - Wanderer am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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und unbestimmbar.« Der Schattenmaahk zögerte kurz. »All diese Bilder sind zusätzlich durch starke Gefühle unterlegt.«
    »Gefühle?«
    »Ganz richtig. Negativ belegte Emotionen. Sie vermitteln Todesangst. Nackte, kreatürliche und unglaublich intensive Furcht um die eigene Existenz. ES scheint in Erwartung ihres Exitus auf die Gemütszustände eines Individuums zurückzugreifen und auch so zu reagieren.« Irritiert fügte Pral hinzu: »Die Superintelligenz gibt sich völlig gemütsbestimmt und instinktgesteuert. Sie wirkt, als hätte sie all ihre Möglichkeiten ausgereizt und greife nun nach jedem sich nur bietenden Atemhalm, um am Leben zu bleiben.
    »Es heißt: Strohhalm«, verbesserte Kala Romka. »Aber ich verstehe, was du meinst. Es steht wirklich schlecht um ES.«
    »So ist es.« Pral überlegte. »Wir müssen auf alles gefasst sein. Mag sein, dass die Superintelligenz Wanderer aufgibt. Dass sie TALIN ANTHURESTA räumt und in einem Moment der Panik alles hinter sich lässt, um sich in irgendeinem Winkel des Universums zu verstecken. Es besteht die Gefahr, dass sie uns all ihre Unterstützung entzieht und nur noch danach trachtet, sich selbst in Sicherheit zu bringen.«
    »Weil sie sich als Individuum sieht und ihre Aufgabe als Hüterin einer Mächtigkeitsballung nicht mehr wahrnehmen möchte.«
    »Genau so ist es.«
    Kala Romka schwieg und starrte vor sich hin. Blicklos sagten die Menschen dazu, wie Pral aus seinen bisherigen Kontakten wusste. Sie war in einem Zustand des Insichgehens verhangen. Um nachzudenken. Um mögliche Konsequenzen dieser neuen, negativen Entwicklung zu analysieren.
    »Wir leben in schlechten Zeiten«, sagte die Menschin nach einer Weile.
    »Ganz im Gegenteil!«, widersprach Pral energisch. »Herausforderungen und Krisen bieten uns die Gelegenheit, persönlich zu wachsen, zu lernen und das Universum ringsum besser zu verstehen. Wir Schatten-Maahks sind vom Untergang schon so lange bedroht ... Jeder Tag, den wir als Volk überleben, bietet sich uns eine neue Chance, einen besseren Weg in die Zukunft zu finden.«
    »Ich verstehe nicht ganz ... «
    »Das war nicht anders zu erwarten. Ich verstehe euch Terraner ebenso wenig.«
    Sein linkes Kammauge nahm Agrester in Augenschein. Der Roboter hatte sich erholt, und er erheischte mit einem seiner langen Arme Prals Aufmerksamkeit.
    »Ich muss das Gespräch beenden«, sagte der Schatten und schaltete Kala Romka grußlos weg, um sich gleich darauf dem Stalwart zu widmen. »Was gibt es?«, fragte er.
    »Ich empfange ungewöhnliche Ortungen im hyperenergetischen Bereich«, berichtete Agrester. »Sie stammen aus der Maschinenstadt im Inneren TALIN ANTHURESTAS sowie vom Friedhof der Anthurianer.«
    »Spezifiziere!«
    »Das geht leider nicht. Die Phänomene entziehen sich jeglicher Deutung.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Da weder meine Beobachtungsdrohnen noch die fix installierten Kameras irgendwelche aussagekräftigen Bilder aufzeichnen, wäre es ratsam, vor Ort nachzusehen. Die angemessenen Werte sind ... sind rätselhaft. Womöglich bewirken sie gravierende Störungen im Inneren TALIN ANTHURESTAS.«
    Damit tat sich eine weitere Baustelle für sie auf. Pral legte die Krallenhände ineinander. Sie konnten nach wie vor bloß geringen Einfluss auf die Geschehnisse im »Wunder von Anthuresta« ausüben. Ihnen fehlte das Verständnis für die Zusammenhänge in diesem riesigen Gebilde, und es fehlte vor allem an Informationen.
    »Akika Urismaki und ich sehen nach«, sagte Pral. Er gab dem Halbspur-Changeur einen Wink, dass er ihm folgen sollte.
    Es widerstrebte ihm, seinen Platz in der Zentrale aufzugeben. Damit entzog er sich eines Großteils seiner Überwachungsmöglichkeiten.
    Doch spielte dies denn überhaupt eine Rolle?
    Er hatte Kala Romka Selbstsicherheit und innere Ruhe vorgegaukelt. Doch in Wahrheit empfand er dasselbe wie ES: kreatürliche Angst.

Intermezzo:
    Sean Legrange, wenige Stunden zuvor
     
    Nach wie vor hielt Sean Legrange im Oldtimer-Observatorium auf Katarakt die Stellung. Die Schlacht bei und um TZA'HANATH nahm Formen an, die jeglichen Gedanken an individuelle Schicksale verblassen ließ.
    Den Befehlshabern auf beiden Seiten ging es schlicht um Vernichtung. Um die Erringung strategischer Vorteile auf Kosten von Leben. Die Kämpfe wurden auf dem Rücken der Besatzungsmitglieder in Tausenden Schlachtschiffen ausgetragen. Die Einheiten der Frequenz-Monarchie stemmten sich den Kegelstumpfraumern der Jaranoc entgegen.
    Auf beiden

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