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2598 - Tod einer Superintelligenz

2598 - Tod einer Superintelligenz

Titel: 2598 - Tod einer Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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hatte die rechte Hand erhoben, versuchte durch Winken Rhodans Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    Am anderen Ende befand sich ... Sinnafoch! Und nicht nur das: Der Vatrox steckte in einem nur allzu gut bekannten Anzug: Rhodans SERUN!
    Erst jetzt kam der Terraner darauf, was ihn schon vom ersten Moment an gestört hatte, im Anblick der Brücke und der beiden Figuren aber in den Hintergrund getreten war: Er trug keinen SERUN mehr. Er hatte ihn mit Sinnafoch getauscht, trug nun dessen babyblauen Anzug mit den bulligen Schulterstücken und den klobigen Stiefeln. Das Kleidungsstück passte wie angegossen.
    Sinnafoch hatte beide Arme erhoben, vollführte große einladende Bewegungen, wollte ganz offensichtlich, dass der Terraner auf seine Seite kam.
    Perry Rhodan verstand das Bild ohne weitere Erklärungen. Zwei Figuren, Abgesandte und Projektionen, repräsentierten ihre Herren, VATROX-VAMU und ES.
    »Ping!«
    Das sirrend hohe Geräusch ließ den Terraner zusammenzucken. Es wiederholte sich zwei-, dreimal, bis Rhodan es richtig zuordnen konnte: Einzelne Fasern der Seile rissen, aus denen die Brücke geschaffen war.
    Zu dem moralischen kommt also ein zeitliches Dilemma, dachte Rhodan.
    »Worauf wartest du?«, flüsterte Sinnafoch. »Ich weiß, dass du dich für die logische und nicht für die emotionale Wahl entscheiden wirst.«
    Der Projektionskörper befand sich geschätzte siebzig Meter entfernt. Trotzdem hatte Rhodan keine Mühe, die leise gesprochenen Worte zu verstehen. War die Entfernung nur eine weitere Illusion?
    »Es ist deine Wahl, Perry«, kam es vom anderen Ende. Keraetes Stimme klang unbeeindruckt und ruhig, fast ein wenig teilnahmslos. »ES vertraut deiner Urteilskraft.«
    Rhodan blickte hin und her, während um ihn herum die einzelnen Fasern in immer schnellerer Abfolge mit diesen hässlich hohen »Ping! «-Geräuschen zerrissen.
    Unter normalen Umständen würde er einer Wesenheit wie VATROX-VAMU niemals vertrauen - erst recht nicht, wenn sie den Körper eines Gegenspielers wie Sinnafoch wählte.
    Dies waren aber keine normalen Umstände.
    VATROX-VAMU kam die Hauptrolle in diesem Spiel zu. Nur er hatte die Macht, die Kämpfe von einer Sekunde auf die andere zu beenden.
    Alles, worum die Wesenheit bat, war das PARALOX-ARSENAL.
    Und alles, was Perry Rhodan als Gegenleistung erbringen musste, war Sinnafoch zum ARSENAL zu bringen - was gleichzeitig bedeutete, ES daran zu hindern, »den nächsten Schritt zu tun« ... was auch immer das bedeuten mochte.
    Alles, was nötig war, ließ sich in einem einzigen Wort zusammenfassen: Vertrauen.
    Durfte er einem Wesen vertrauen, das bisher keine einzige feindselige Aktion gegen ihn unternommen hatte, die nicht durch Zwänge erklärbar war? Ein Wesen, das ihm Frieden anbot und ihn und seine Galaxis danach in Frieden zu lassen?
    Niemand, nicht Seth-Apophis, nicht BARDIOC, nicht THOREGON, nicht KOLTOROC, hatte das jemals angeboten. Sie alle waren eindeutig seine Feinde gewesen. VATROX-VAMU war das nicht. Er hatte sich an seinen Erzeugern gerächt, die millionenfaches Leid über viele Galaxien und Jahrzehntausende hinweg gebracht hatten, und forderte nun das eine, was jene hervorgebracht hatten. Das erschien nur allzu gerecht.
    Oder?
    Oder sollte er weiterhin einem Wesen vertrauen, das stets seine eigenen Spielchen trieb, das zwar mit ihm insbesondere und der Menschheit an sich auf vielfältige Weise verbunden war, aber Pläne innerhalb von Plänen innerhalb von Plänen entwarf und ihn dabei oft nur benutzte? Sollte, ja: Durfte er überhaupt zulassen, dass ES »den nächsten Schritt« seiner Evolution durchlief und sich damit noch weiter von den Niederungen entfernte, noch un -menschlicher wurde?
    Denn bei aller Kritik an ES war die Superintelligenz doch stets menschlich gewesen, und genau diese Eigenschaft drohte verloren zu gehen. Wie sonst war zu erklären, was ES jüngst getan hatte? Dass ES Menschenleben an sich gerissen hatte? Wie konnte er einem solchen Wesen Treue geloben? Es war seine Pflicht, Schaden von der Menschheit abzuwenden.
    Oder war ES nur ein mit allen Mitteln ums Überleben Ringender? Wie ein Ertrinkender, der sogar seinen Retter umklammerte und mit in den Abgrund zu reißen drohte? Eine verzweifelt kämpfende Kreatur, die nach jedem noch so kleinen Strohhalm griff? Oder ... ?
    Er musste VATROX-VAMU vertrauen. Musste darauf hoffen, dass das Geisteswesen Wort halten und mitsamt seinen Triceratops-Kriegern abziehen und völlig andere kosmische Gestade aufsuchen

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