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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seiner Nilpeitsche in der Weise auf die Bedränger seines Gefährten ein, daß sie, die so etwas nicht erwartet hatten, Raum gaben. Dies benutzend, flogen die beiden Neger in weiten Sätzen davon, um das Loch und durch dasselbe das Freie zu gewinnen.
    Einer der Schläfer, welche Lobo hatten ergreifen wollen, war ein Unteroffizier, ein Mann, welcher zu befehlen gewohnt war und mehr Umsicht besaß als die anderen. Er sagte sich, daß die zwei Missetäter wohl ihrer Strafe entgehen würden, wenn niemand sie erkannt habe. Darum schrie er mit lauter Stimme in den Lärm hinein: „Wer waren die beiden? Hat jemand ihre Gesichter gesehen?“
    „Lobo und Tolo, die zwei Belanda waren es“, antwortete eine Stimme.
    „So sind sie vom Noqer entflohen und haben sich, ehe der Eingang geschlossen wurde, in die Seribah geschlichen, um Abd el Mot zu ermorden. Sie sind noch in der Umzäunung. Eilt an die Tore und besetzt dieselben, damit die Mörder nicht hinaus können! Aber ruft alle Hunde herein, welche uns die Flüchtigen aufspüren werden!“
    Infolge dieses Befehls rannte alles nach den Eingängen. Abd el Mot war natürlich erwacht. Er kam aus dem Zelt, um sich nach dem Grund der großen Aufregung zu erkundigen. Der Unteroffizier erstattete ihm Bericht, und der ‚Diener des Todes‘ erteilte der Anordnung desselben seine Zustimmung.
    So kam es, daß die ganze Bevölkerung der Seribah sich an den Eingängen versammelte und die beiden Neger das Loch ungehindert erreichen konnten. Lobo wollte durch dasselbe schnell hinaus in das Freie kriechen; aber der schlaue Tolo hielt ihn zurück und sagte: „Halt, warte! Hörst du nicht, daß man den Hunden ruft und pfeift? Gehen wir jetzt hinaus, so treffen wir auf diese Tiere, welche uns zwar vielleicht nichts tun, aber uns sicher verraten werden. Wir müssen warten, bis sie alle herein sind.“
    Lobo sah die Wahrheit dieser Worte ein und blieb stehen. Die beiden hörten mehrere Hunde an dem Loch vorüber und nach dem nächsten Tor rennen. Dort erklang der Befehl Abd el Mots: „Bindet sie an Leinen, damit sie uns führen können! Und bringt sie an meine Hütte, auf die Spur der Neger!“
    „Jetzt ist es Zeit!“ flüsterte Tolo. „Schnell hinaus und fort!“
    „Die Hunde werden das Loch finden“, antwortete Lobo, „und die Verfolger auf unsere Fährte bringen. Könnten wir reiten, so würden unsere Füße den Boden nicht berühren und die Hunde verlören unsere Spur.“
    „Reiten ist unmöglich.“
    „Warum nicht? Draußen in der Murrah stehen Pferde und auch Kamele.“
    „Aber die Wächter sind bei ihnen; diese Leute haben den Lärm vernommen und werden sehr aufmerksam sein.“
    „Überfallen wir sie!“
    „Nein. Es sind ihrer zu viele für uns, und wir haben nur ein Messer. Und selbst wenn es uns gelänge, sie zu überwältigen, würde dabei so viel Zeit vergehen, daß die Hunde bei uns wären, ehe wir die Pferde hätten. Wir müssen laufen.“
    Sie krochen hinaus und rannten davon, an der Murrah vorüber und in der Richtung, in welcher ihre Heimat lag, in die Nacht hinein.
    Als sie glaubten, daß das Loch schnell entdeckt werden würde, hatten sie sich geirrt. Es waren über zwanzig Hunde vorhanden, welche nach dem Tokul Abd el Mots geführt wurden. Dort gab es eine Menge von Spuren, und jetzt wurden dazu so viel neue gemacht, daß es für die Tiere ganz unmöglich gewesen wäre, die richtige zu entdecken. Aber die Hunde verstanden überhaupt gar nicht, um was es sich handelte. Man richtete ihre Nasen zwar auf die Erde, aber man konnte ihnen nicht begreiflich machen, welche Aufgabe man ihnen stelle. Sie suchten im Kreis umher und wollten in den verschiedensten Richtungen davon.
    „So geht es nicht“, sagte Abd el Mot. „Sie wissen nicht, wen sie suchen sollen. Wir müssen es ihnen zeigen.“
    „Das können wir nicht“, sagte ein alter Tschausch, welcher Befehlshaber über hundert war. „Etwas zu zeigen, was man selbst weder sieht noch weiß, ist unmöglich.“
    „Dein Bart ist weiß, aber deine Gedanken sind dunkel“, antwortete der Kommandant. „Die Neger sind vom Schiff entflohen; dort ist der richtige Ort, den Hunden zu zeigen, was wir wollen. Ich werde selbst gehen und nehme nur den meinigen mit; er ist der beste von allen. Schafft das Boot an das Wasser, doch nicht auf dem Pfad, den die Neger wahrscheinlich gekommen sind! Ihr würdet sonst mit euren Füßen die Fährte verderben. Ich werde euch führen.“
    Er nahm seinen Hund an der Leine und schritt dem

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