Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
verfolgen.“
    „Lobo tut alles, was du willst. Wie aber kommen wir in die Seribah? Die Wächter machen Lärm.“
    „Hast du denn nicht das Messer, mit dessen Hilfe wir uns ein Loch machen können?“
    „Aber die Hunde werden uns verraten!“
    „Nein; sie riechen, daß wir in die Seribah gehören, und ich kenne sie fast alle nach ihrem Namen. Komm!“
    Sie schlichen sich vorwärts bis zum oberen Rand des Waldes. Dort galt es, vorsichtiger zu sein, denn die Nacht war so sternenhell, daß man einen Menschen auf zwanzig Schritt erkennen konnte. Sie legten sich auf die Erde und krochen derjenigen Stelle der Umzäunung zu, von welcher aus sie die kürzeste Strecke nach dem Tokul Abd el Mots hatten.
    Glücklicher- und auch sonderbarerweise erreichten sie diese Stelle, ohne von einem Hund bemerkt worden zu sein. Dort begann Lobo, mit dem Messer ein Loch in den dichten, stachligen Zaun zu schneiden. Das war nicht leicht und ging außerordentlich langsam. Obgleich er der Stärkere war, mußte Tolo ihn einigemal ablösen, bis die Öffnung so groß wurde, daß ein schlanker Mensch durchschlüpfen konnte.
    Im Innern der Seribah angelangt, mußten sie nun doppelt vorsichtig sein. Sie blieben eine kleine Weile lauschend liegen; sie vernahmen kein verdächtiges Geräusch. Ein Rind schnaubte draußen im Pferch, und aus der Ferne tönte das tiefe Ommu-ommu einer Hyäne herüber. In der Seribah aber herrschte absolute Stille.
    „Wir können es wagen“, sagte Tolo. „Gib mir das Messer!“
    „Warum dir?“
    „Weil ich den Stoß führen will.“
    „Nicht du, sondern Lobo wird es tun, denn er ist der Stärkere von uns beiden.“
    „Aber es ist dir ja nicht lieb, daß er getötet werden soll!“
    „Aber du hast gesagt, daß er dennoch sterben muß, und da ist es gleich, von wessen Hand es geschieht. Sollte der Scheik im Himmel darüber zürnen, so wird er Lobo eher verzeihen als dir, denn Lobo glaubt erst seit heute an ihn, du aber schon seit längerer Zeit. Bleib also hier und warte, bis ich wiederkomme!“
    „Du willst allein gehen?“
    „Ja.“
    „Das duldet Tolo nicht. Er wird dich bis zum Tokul begleiten, um bereit zu sein, wenn dir etwas Böses widerfährt.“
    „So komm, denn du hast recht.“
    Sie kannten den Weg genau. Die meisten Schläfer befanden sich in ihren Hütten; mehrere lagen vor derselben, doch so fest im Merissahrausch, daß sie nicht aufwachten. Selbst ein Nüchterner hätte die beiden nicht gehört.
    Als sie an den Tokul Abd el Mots kamen, lagen wohl acht bis zehn Soldaten um denselben. Der Unteranführer traute den Neger Soldaten nicht und pflegte seine Hütte des Nachts mit weißen Söldnern zu umgeben. Aber auch diese lagen in tiefem Schlaf.
    „Bleib hier liegen!“ flüsterte Lobo. „Es ist nicht schwer, zwischen ihnen hindurchzukommen. Der Araber befindet sich ganz allein in der Hütte. Auch er wird getrunken haben. Ein Stoß, und dann ist Lobo wieder bei dir.“
    Die Zuversicht, mit welcher er dies sagte, klang etwas hastig. Die Tat wurde ihm wohl schwerer, als er es merken lassen wollte. Das Messer in der Hand, kroch er schlangengleich zwischen zwei Schläfern hindurch. Schon hatte er den Eingang erreicht und streckte die Hand aus, um das leichte Schilfgeflecht, welches des Nachts die Tür bildete, beiseite zu schieben; da ließ sich hinter demselben ein lautes Knurren hören. Er zog die Hand zurück; aber der unerwartete Feind brach, anstatt sich zu beruhigen, in ein wütendes Gebell aus und kam, das Geflecht umreißend, aus der Hütte gestürzt. Es war einer jener großen Schillukhunde, welche die Sklavenjäger gern kaufen, um sie gegen die Neger abzurichten. Er warf sich auf Lobo. Dieser war, obgleich dem Alter nach noch kaum ein Mann, doch ein sehr kräftiger Mensch. Er wich dem Hund mit einer behenden Bewegung aus, faßte ihn mit der Linken beim Genick, riß ihn empor und stieß ihm mit der Rechten mit außerordentlicher Schnelligkeit das Messer einigemal in die Brust. Der Hund brach unter lautem Geheul zusammen.
    Von allen Seiten, allüberall antworteten die anderen Hunde; die Menschen erwachten, und die vor dem Tokul liegenden weißen Schläfer waren aufgesprungen. Sie wollten sich auf Lobo werfen, dem es nun unmöglich war, sein blutiges Vorhaben auszuführen. Wohl zwanzig Arme streckten sich nach ihm aus; er war umringt und schlug und stieß um sich, um sich Luft zu machen. Dies wäre ihm wohl kaum gelungen, wenn ihm nicht Tolo geholfen hätte. Dieser sprang herbei und schlug mit

Weitere Kostenlose Bücher