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260 - Fly me to the moon

260 - Fly me to the moon

Titel: 260 - Fly me to the moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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dieser Insel gespült worden war. Und er wusste im gleichen Moment, da er die Augen aufschlug, dass er ausgespielt hatte.
    Schlanke, hoch gewachsene Menschen umringten ihn, allen voran Vogler, der seine Reisebegleitung in einen bewohnteren Teil der Welt hatte sein sollen.
    Die Isolation und Abgeschiedenheit auf der Insel Iisboa fraß ihn auf Dauer auf. Er wollte, konnte hier nicht länger leben, auch wenn er von den Bewohnern der Nachbarinsel mit allem Lebensnotwendigen versorgt wurde.
    Doch was er sich an Gesellschaft und Geselligkeit aufgebaut hatte, befriedigte ihn immer weniger. Er musste andere permanent täuschen, damit sie ihn akzeptierten. Sein wahres Äußeres zu enthüllen hätte einen Schock für sie bedeutet und unweigerlich Flucht, Ächtung oder Schlimmeres nach sich gezogen.
    Und so hatte er Hoffnung geschöpft, als er die Neuankömmlinge bemerkte, die völlig anders auftraten als die primitiven Stammesangehörigen. Sie sprachen davon, bald abgeholt zu werden, wollten ihn aber nicht mit sich nehmen. In seiner Verzweiflung hatte er den Plan gefasst, einen von ihnen zu entführen, sich für ihn auszugeben und mit auf das Schiff zu gehen, das in Kürze eintreffen sollte. Bei dem Gespräch hatte er nur den Namen Voglers erfahren, also hatte er das Weibchen überwältigt. Als der Mann nach seiner Begleiterin suchte, genügte es, seinen Namen zu rufen, um ihm das Bild der Frau vor Augen zu führen. Sie hieß Clarice, wie er inzwischen wusste.
    Doch dann war alles schiefgegangen. Angefangen mit dem Schock, den er erlitt, als kein Schiff am Horizont auftauchte, sondern ein fliegendes Ungetüm vom Himmel herabstieß.
    Vogler schien aber genau dieses metallene Fluggerät erwartet zu haben. Hi’schi war gezwungen gewesen, seine Rolle weiterzuspielen. Weit gekommen war er damit nicht – diejenigen, die in dem Fahrzeug sitzen mussten, durchschauten seine Täuschung offenbar mühelos. Sie hatten ihn in eine Kammer gesperrt, mit einer automatischen Waffe auf ihn gezielt…
    … und dann war es dunkel und still um ihn geworden.
    Jetzt war er wieder erwacht – und die Waffenmündungen, die auch jetzt auf ihn zielten, schienen unmissverständlich ausdrücken zu wollen, dass er nicht noch einmal so glimpflich davonkommen würde wie beim ersten Schuss, der ihn nur betäubt hatte.
    Das wollte er nicht riskieren. Den Freitod hatte er selbst während Phasen größter Einsamkeit nie gesucht. Nein, er hing an seinem Leben. Er hatte es nur… anderswo führen wollen.
    »Wo ist Clarice?«, fuhr Vogler ihn an.
    »Du hast zehn Sekunden, um uns zu verraten, wo du sie gefangen hältst!«
    Hi’schi hatte keine Ahnung, was zehn Sekunden waren, aber er schätzte, nicht lange.
    Wimmernd richtete er sich auf. Die Waffen folgten jeder Bewegung, zielten immer auf seinen Kopf.
    »Sie lebt und ist in Sicherheit!«, stammelte er erregt. »Ich habe ihr nichts angetan!«
    Vogler trat auf ihn zu. Er hielt seinen Metallstab in der Hand, dessen Spitze bedrohlich gloste. Jeden Moment, fürchtete Hi’schi, konnte daraus ein Blitz schießen und ihn verbrennen…
    »Wo ist sie?«, wiederholte Vogler. »Du hast noch fünf Sekunden!«
    Hi’schi warf sich verzweifelt vor ihm nieder. »In meiner Höhle!«, rief er. »Ich führe euch zu ihr!«
    Vogler nahm die Waffe zurück; die beiden anderen Menschen dagegen zielten noch immer auf ihn. »In der Höhle also?« Er sah zu den anderen hin. »Ich weiß ungefähr, wo die liegt. Fliegen wir hin!«
    ***
    Während die Mondbesatzung das Shuttle für den Start vorbereitete, fesselte Vogler das fremde Wesen und unterzog es in einer verschließbaren Kabine einem weitergehenden Verhör. Endlich erfuhr er den Namen des Mutanten. Und auch den Grund, warum er Clarice entführt hatte. Wenn Hi’schi ihm keine Lüge erzählte, musste er seine Meinung über das Wesen revidieren: Hi’schi schien aus reiner Verzweiflung gehandelt zu haben, nicht aus niederen Beweggründen.
    »Du hast jetzt Gelegenheit, deine guten Absichten zu beweisen«, forderte Vogler das Geschöpf auf. »Woher kommst du? Gibt es noch andere, die so sind wie du?«
    Hi’schi blickte ihn traurig an. »Ob es noch andere gibt, weiß ich nicht. Ich denke oft darüber nach. Aber ich vermute, dass ich das einzige Experiment der Daa’muren in dieser Richtung war. Keiner der anderen hatte meine Fähigkeit.«
    Die Daa’muren! Vogler überlief es kalt. War die Ähnlichkeit mit den Echsenwesen doch kein Zufall? »Es gab also noch weitere… Experimente?«,

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