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261 - Ein falscher Engel

261 - Ein falscher Engel

Titel: 261 - Ein falscher Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Ninian musste in Deckung gehen, als Steinbrocken heranflogen und um sie her in die Bäume krachten.
    Ninian keuchte. Dass der Alk in der Deestyl eine derartige Wucht entwickeln würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Aber es erhöhte ihre Chance, die Prüfung ihres Aynjels vollständig erfüllt zu haben.
    Zumindest innerhalb der Burg. Blieben noch die Freesas im Dorf…
    Ninian packte ihre Schwerter fester und ging langsam und hoch erhobenen Hauptes durch das, was nach dem Bombardement von Kileeg übrig geblieben war. Wie der Schatten Orguudoos durchkämmte sie systematisch die Trümmer und löschte dabei jedes menschliche Leben aus, das sie noch vorfand. Erst in den frühen Morgenstunden, als alle Freesas in ihrem Blut lagen, verließ Ninian das Tal.
    ***
    Rulfan fand nur schwer in die Wirklichkeit zurück. Er stand einer Massenmörderin gegenüber – die glaubte, in seinem Auftrag gehandelt zu haben! Die ihn in religiöser Verklärung als Engel betrachtete!
    Er war wie betäubt. »Aber… warum?«, ächzte er.
    Ninian öffnete ihren Mantel und nestelte an dem Holzkästchen an ihrem Gürtel herum, holte ein Stück Papier hervor und hielt es wortlos Rulfan hin.
    Erstaunt fixierte er seinen Blick darauf. Ninian trug das halb abgerissene Titelbild eines anscheinend uralten Taschenbuches mit sich herum. Der Albino mit den langen weißen Haaren und den roten Augen, der darauf abgebildet war, besaß durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm. »Das soll ich sein?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Und wie kommst du darauf, dass das ein Aynjel ist?«
    »Die alte Frau, die mir dein Bild einst gegeben hat, hat es mir gesagt«, entgegnete sie flüsternd.
    »Aha. Und sie hat dir auch meinen Namen verraten?«
    Ninian schüttelte betrübt den Kopf. »Weißt du es selbst nicht mehr, oder prüfst du mich noch immer? Nachdem ich es viele Jahre versäumt hatte, nach dir zu suchen, hast du mir eine weitere Chance gegeben, dich zu finden, indem du mir die Kriegerin Aruula geschickt hast.«
    Rulfan traf es erneut wie ein Schlag. Ninian war mit Aruula zusammengetroffen? »Wann war das?«, hörte er sich fragen. »Und wo?«
    »In Meeraka natürlich. Vor etwas mehr als fünf Ernten.«
    Rulfan rechnete zurück. Sie sprach vom Jahresende 2520. Aber das konnte nicht sein! Unmöglich. Zu der Zeit waren Aruula und Matt in Euree unterwegs gewesen, um Verbündete gegen die Daa’muren zu finden.
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Wie sieht Aruula aus?«
    Ninian beschrieb sie in allen Einzelheiten. Es bestand kein Zweifel, dass sie ihr tatsächlich begegnet sein musste.
    »Erzähl mir von deiner Begegnung mit Aruula«, forderte Rulfan.
    Erst wollte er dieses Rätsel lösen, bevor er sich weiter mit Ninians schrecklicher Tat befasste.
    »Natürlich, mein Aynjel. Ich war gerade unterwegs, um einen Auftrag meines Herrn zu erledigen, als ich an einem kleinen Waldsee auf Aruula stieß. Sie benahm sich sehr seltsam, wie eine Verrückte. Heute weiß ich, dass du sie verwirrt hast, um meine Aufmerksamkeit zu erwecken.«
    »Weiter.«
    »Zuerst beobachtete ich Aruula nur und ging dann weiter, weil sie mich nichts anging und ich einen Auftrag zu erledigen hatte. Doch dann, ein Stück weiter, kam sie plötzlich aus der anderen Richtung auf mich zu, was eigentlich nicht sein konnte. Nun endlich hatte ich dein Zeichen verstanden, mein Aynjel, und nahm Kontakt zu Aruula auf. Ich vertraute ihr und zeigte ihr dein Bildnis. Sie erkannte es sofort, nannte mir deinen Namen und sagte mir, dass ich dich in Britana finde.«
    Das wiederum stimmte an dieser aus Rulfans Sicht völlig rätselhaften Geschichte. Er hatte sich damals im Communitybunker in Salisbury aufgehalten. Es war ungefähr die Zeit gewesen, als er König Arfaar getötet hatte.
    »Und damit ich dieses Zeichen auch wirklich verstehe und nicht wieder von der Suche nach dir abfalle«, fuhr Ninian fort, »hast du mir zwei weitere Aruulas gesandt, die unter ihrer Haut die Haut eines Aynjels hatten: grau und hart wie Stahl. So wie deine wahre Haut unter der, die du den Menschen zeigst.«
    Die Geschichte wurde immer verworrener, doch irgendetwas machte Klick in Rulfans Gehirn. Was Ninian beschrieb, erinnerte ihn an die Androiden aus Plysterox, wie sie Miki Takeo einst in Amarillo produziert hatte. Aber Aruula-Androiden? War er hier einem Geheimnis auf der Spur? ( Rulfan weiß nichts von General Crows »Aruula-Projekt« [5] , bei dem fünf Roboter mit Gedächtnischips der Kriegerin ausgerüstet wurden )
    Ninian löste

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