262 - Route 66
Sauerstoffzufuhr im über ihm schwebenden Deckel. Er würde für einige Tage kein Essen benötigen. Sein Körper war keinerlei Anstrengungen ausgesetzt, und der Krake würde ihn am Leben erhalten. Matt wusste, dass der Mongole auf der Insel fünfhundert Jahre ohne Nahrung ausgekommen war. Allerdings war das seinem Körper auch nicht bekommen.
»Sind Sie so weit, Matt?«, fragte Julanda Saintdemar nach.
Matthew runzelte die Stirn. Die Ärztin klang viel zu freundlich. Ob sie etwas im Schilde führte? Aber was? Er beschloss, seinen Vorurteilen gegen sie nicht nachzugeben. Er musste ihr jetzt vertrauen.
Er nickte langsam. »Es kann losgehen.«
Die Ärztin gab ihm ein Zeichen. Die Lösung umhüllte seinen Rücken und reichte bis zur Mitte seines liegenden Körpers. Der Kopf wurde von weichen Polstern stabilisiert, und konnte sich dadurch nicht seitlich in die Lösung drehen.
Matt dachte an die Route 66. Langsam schloss sich über ihm der Deckel des Tanks. Er spürte einen warmen Tentakel in seinem Nacken. Von einem Augenblick zum nächsten wurde es dunkel um ihn.
***
Route 66
»Immer noch böse?« Matt fasste Liz' Hand. Sie saßen zusammen in einem knallroten Cadillac an einer Tankstelle.
Liz lächelte. »Ein wenig, aber ich weiß schon, wie du das nächste Nacht abarbeiten kannst.«
Matt stieg grinsend aus. Er hatte den auffälligen Wagen mit Stoffverdeck nicht nur gemietet, weil er ihm gefiel. Er hoffte Liz damit ein wenig zu besänftigen, und wie es aussah, ging die Rechnung auf.
»Soll ich dir was mitbringen?« Er zog das Portmonee aus der Hosentasche seiner Shorts.
»Irgendwas, das süß ist und tagsüber nicht schmilzt.«
»Wird erledigt.« Er warf die Tür zu und ging zu der Tankstelle hinüber.
Er wollte gerade in den Laden eintreten, als er die Motorräder sah. Es waren vier Stück. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Er betrachtete die Maschinen aufmerksam, aber er konnte das Gefährt seines Kontrahenten nicht finden.
»Hey, ich sehe Gespenster«, murmelte er. »Nur weil da Harleys stehen, muss das nicht heißen…« Er blickte durch die Glastür in den Laden und sah einen Biker an einem Regal stehen. Er hatte rote Haare. Dreadlocks. Matt konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob es der Typ war, der Liz gemeinsam mit diesem Dave bedroht hatte. Aber er hatte auch keine Lust, es herauszufinden.
Eilig machte er kehrt und ging zum Wagen zurück. Er hatte das Auto fast erreicht, als ein sonderbares Gefühl von Schwindel ihn befiel. Es war, als würde sein Kreislauf rapide absinken, aber Matt fühlte sich gut.
Und dann… bebte die Erde! Ein kurzer Stoß holte Matt fast von den Füßen. Es fühlte sich an wie eine unsichtbare Explosion! Er stützte sich am Wagen ab.
»Was ist los?«, fragte Liz durch das offene Fenster.
»Fühlt sich an wie ein Erdbeben… Dabei ist das hier doch gar keine gefährdete Region…«
Sie lächelte, als ginge das Beben sie nichts an. »Ich meine: Warum kommst du ohne Süßigkeiten zurück?«
Matt stutzte. Sollte sie nicht beunruhigt über das Beben sein? Er sah sich um. Die Erschütterungen hatten bereits aufgehört. Alles ging seinen gewohnten Gang. Neben ihnen stieg ein breitschultriger Mann im schwarzen Anzug aus einem Hummer. Er ging zur Tanksäule, als sei nichts weiter vorgefallen.
»Ich… Da stehen Motorräder. Vielleicht diese Rocker-Gang.«
»Dann lass uns schnell abhauen.«
Matt stieg ein und startete den Wagen. Minuten später stellte er beruhigt im Rückspiegel fest, dass ihnen niemand folgte. Er sah zu Liz hinüber. »Sieht so aus, als hätten wir den Ärger hinter uns gelassen.«
Sie lächelte und fasste seine Hand auf dem Lenkrad. »Schön.«
Matt sah zum wolkenlosen Himmel. Egal, was da eben vorgefallen war, der Tag war viel zu schön, um sich deswegen Sorgen zu machen. Liz schien das ebenso zu sehen.
»Lass uns einfach nur fahren. Ich liebe diese Straße.«
»Das ist der beste Urlaubstrip aller Zeiten!« Matt schaltete das Autoradio ein. Rockige Musik hallte in seinen Ohren. Liz wiegte ihren Kopf im Takt.
Es dauerte nur Minuten, und Matt hatte das rätselhafte Erdbeben vergessen.
***
CARTER IV, Kommandozentrale
Fillice Braxton schreckte in seinem Sessel hoch, als die Durchsage von Bordcomputer Jayson die Routine in der Steuerkanzel zunichte machte.
»Warnung! Nicht identifiziertes Flugobjekt auf Kollisionskurs! Kontakt in Null minus dreiundachtzig!« Die seelenlose Stimme wurde von einem Alarm begleitet, der auf dem gesamten Schiff zu hören
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