262 - Route 66
geweckt - und ohne Traum keine Materie.« Clarice stand auf. »Kommt doch einfach mit! Dann können wir uns die Traumkammer vor Ort ansehen.«
Matt und Aruula folgten der Marsianerin. Nur wenige Minuten später erreichten sie ihr Ziel.
Die Traumkammer lag zentral in der Mitte des Schiffes, unterhalb des Reaktorraums, der nicht nur die Lebenserhaltung, sondern auch die zusätzlichen Antriebe mit Energie versorgte.
Clarice führte sie in einen kleinen Kontrollraum mit einer Scheibe aus jenem flexiblen Material, das die Marsianer umgangssprachlich »Stahlglas« nannten. Es konnte in allen Stärken und Farbbeschichtungen hergestellt werden, galt als unzerbrechlich und hatte zahlreiche faszinierende Eigenschaften.
Sie blickten hinunter in einen acht mal acht Meter großen Raum, in dessen Mitte ein ovaler, silbriger Behälter stand. Fast wie ein Sarg , dachte Matt schaudernd. »Dort legt man sich hinein?«, fragte er laut.
Clarice nickte. »Ja. Sobald sich der Träumer in den Tank gelegt hat und über das Kopfende mit dem Kraken verbunden ist, kann seine Reise beginnen. Allerdings müssen vorher Vorbereitungen getroffen werden, damit der Traum in festen Bahnen verläuft.« Clarice sah zu Matt. »Doktor Julanda Saintdemar wird einige Eckdaten von dir benötigen, Matt. Soll ich sie holen?«
Matthew zögerte. »Und du glaubst wirklich, dass eine solche Reise entspannend ist… und ungefährlich?« Er konnte immer noch nicht die Erinnerung daran abstreifen, was damals in der Mongolenfestung geschehen war. Fast wären sie in die Gewalt des Organismus geraten und hätten sich für immer in ihren Träumen verloren.
Clarice lächelte. »Ich fand es großartig, und es ist absolut ungefährlich. Schließlich wird dein Traum von außen überwacht.« Sie machte eine Geste, die den Kontrollraum umschloss.
»Na dann…« Matt nickte zögernd. Clarice verließ den Raum.
Matt trat zu Aruula an die Scheibe. »Und du bist nicht böse, wenn ich dich ein paar Tage allein lasse?«
Die Barbarin schüttelte den Kopf. »Ich komme schon zurecht.« Sie hob die Schultern an, als würde sie frieren. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie es schaffen, diesen Dämon zu kontrollieren.«
»Es ist kein Dämon, es -«
»Ich weiß«, unterbrach sie ihn. »Es ist ein anderes Lebewesen. Eines, das sehr mächtig ist und Menschen töten kann. Wir nennen so etwas auf den Dreizehn Inseln einen Dämon.«
»Sie haben den Traumkraken gründlich erforscht und seine Entwicklung überwacht, Aruula. Er ist nicht so wie der auf der Insel.«
Sie berührte seine Wange. »Pass einfach auf dich auf.«
Aruula sah zum Schott, als Doktor Julanda Saintdemar eintrat. »Ich gehe dann.« Ihr Blick zeigte deutlich ihre Ablehnung.
Auch Doktor Saintdemar warf der Barbarin einen abschätzigen Blick zu, in dem Verachtung lag. Obwohl die Ärztin auf dem Mond an Aruulas rettender Operation beteiligt gewesen war, hatte sie von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, was sie von den Erdmenschen hielt. Aruula ging grußlos aus dem Raum.
Die Ärztin lächelte Matt an - ein Lächeln, das ihre hellgrünen Augen nicht erreichte. »Sie haben sich also entschieden, mit Deimos auf eine Reise zu gehen?«
Matt nickte. »Ich würde mich gerne entspannen.«
»Dann empfehle ich eine Urlaubsreise aus der Vergangenheit. Eine Tour, an die Sie sich gern erinnern.«
Matt runzelte die Stirn. »Es gab da einen Trip, der mir bis auf eine Sache recht viel Spaß gemacht hat. Eine Autotour über die historische Route 66. Allerdings war ich da mit meiner Ex-Frau unterwegs. Das war 1999, noch vor unserer Ehe.« Matt dachte daran, dass der Krake die Traumbilder materialisierte. Es wäre fatal, diese Reise mit Liz zu machen und Gefahr zu laufen, dass Aruula sie von hier aus beobachtete.
Er hatte ohnehin schon Bauchschmerzen, wenn er daran dachte, dass Aruula demnächst Chandra begegnen würde, der Marsianerin, mit der Matt eine kurze, aber heftige Affäre gehabt hatte. Da wollte er alles vermeiden, was Aruula gegen ihn einnehmen könnte. Sich mit seiner Ex-Frau zu vergnügen war ein solcher Punkt - selbst wenn es sich nur um eine Illusion handelte.
»Wäre es auch möglich, die Reise so zu programmieren, dass ich sie mit zwei Kumpels von mir machen kann: Hank Williams und Irvin Chester?«, fragte Matt. »Das wäre sicher lustig, und fairer Aruula gegenüber.«
Das Lächeln von Julanda Saintdemar wurde wärmer. »Aber natürlich. Das lässt sich ohne Probleme einrichten.«
»Gut. Dann machen
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