262 - Route 66
ließ.
Und warum, verdammt noch mal, kommt sie mir so vertraut vor?
Er räusperte sich. »Entschuldige, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Matt. Matthew Drax. Und das ist meine Freundin, Liz Harper.«
Die Fremde warf Liz einen undeutbaren Blick zu und lächelte gezwungen. »Aruula. Ich heiße Aruula.«
»Ein ungewöhnlicher Name. Woher kommst du?«
»Von den Dreizehn… Also… von weiter weg.«
Liz hob skeptisch eine Augenbraue. »Von weiter weg? Wo liegt das denn?«
»Ich… Meerdu.« Die Fremde sah Matt hilfesuchend an.
»Frankreich?«, fragte Matt aufs Geratewohl.
Aruula nickte.
»Das erklärt einiges«, sagte Liz mit arrogantem Unterton. »Eine Europäerin.«
Matt verdrehte die Augen. Das konnte ja heiter werden. Anscheinend sah Liz in der Fremden eine Konkurrentin.
»Ich bin ziemlich müde«, sagte Aruula entschuldigend. »Können wir dann fahren?«
»Klar. Setz dich nach vorne, dann kannst du mir den Weg besser erklären.«
Liz sah ihn bitterböse an, während sie auf die Rückbank wechselte. Was hatte er denn jetzt wieder falsch gemacht? Er beschloss Liz' Blick zu ignorieren. Hinter Aruula fiel die Tür ins Schloss.
»Also los«, seufzte Matthew. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte Liz' wütendes Gesicht. Sie war ganz eindeutig eifersüchtig. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er es noch bereuen würde, diese unverschämt hübsche Anhalterin mitgenommen zu haben.
***
CARTER IV, Besprechungs- und Aufenthaltsraum.
Clarice holte tief Luft. Die Blicke aller ruhten auf ihr, Sie wusste, dass die Idee, die sie nun vorbrachte, gewagt war.
»Ich denke, es gibt eine weitere Möglichkeit. Wie alle Anwesenden wissen, haben wir im Unterhaltungsbereich einen Traumkraken an Bord. Ein Wesen, das aus einer Genkugel der Hydree gezüchtet wurde und eine außergewöhnliche Fähigkeit besitzt: Es kann auf einem begrenzten Raum Dinge materiell werden lassen. Er erschafft aus den Gedanken eines Träumers ein genaues Abbild des Erdachten, mit allen Eigenschaften, die der Träumer ihm in seiner Vorstellung gibt.«
Kommandant Angelis runzelte die Stirn. »Und was hat der Traumkrake mit der derzeitigen Lage an Bord zu tun, Miss Braxton?«
Clarice sah in die Runde. »Jemand mit dem nötigen Fachwissen könnte sich an den Kraken anschließen lassen und genau das Teil erträumen, das uns fehlt: ein Stück Reaktorwandung, das wir benutzen können, um das Leck zu verschließen!«
Gemurmel wurde laut, das jedoch sofort wieder verstummte, als Kommandant Angelis den Mund öffnete.
Er wirkte verwirrt. »So weit ich weiß, ist das Erschaffen von Gegenständen auf die Traumkammer beschränkt. Außerhalb der Kammer bliebe ein solcher Gegenstand nicht materiell.«
Clarice nickte zustimmend. »Weil die Abschirmung der Kammer es verhindert. Weitet man sie aber bis zum Reaktor aus, sollte dieses Problem wegfallen.«
Erneut brandete Gemurmel auf. Aber noch überwogen die negativen Töne. Kein Wunder, die Idee war ziemlich… exotisch.
»Verstehe ich das richtig?«, fragte Valgerd Bodvar Angelis nach. »Sie wollen uns über den Traumkraken eine Reaktorplatte beschaffen?«
»Genau das ist der Plan.«
Der Kommandant sah skeptisch aus. »Das würde aber bedeuten, dass der Kandidat bis zum Ende unserer Reise mit dem Kraken verbunden bleiben müsste. Wird die Verbindung unterbrochen, verschwindet das erträumte Material.«
»Das ist richtig - aber kein Problem. Wir können denjenigen für die restliche Flugzeit künstlich ernähren.«
Angelis wandte sich an Julanda Saintdemar. »Halten Sie das generell für möglich, Doktor?«
Die Ärztin trat vor. »Ich muss zugeben, das Ganze klingt im ersten Moment unglaublich. Aber: Ja, es könnte durchaus funktionieren. Wenn es uns gelingt, die Abschirmung zu erweitern. Wenn wir den Traumverlauf so programmieren können, dass sich der Träumer einzig auf diese Aufgabe konzentriert. Und wenn wir ein elektromagnetisches Feld an die Platte anlegen, das mit dem eines Menschen identisch ist.«
Tendon Angelis' Miene offenbarte Unverstehen. Saintdemar holte weiter aus:
»Die Traumbilder bleiben nur solange stofflich, wie sie benutzt werden. In Versuchen hat man herausgefunden, dass der Krake dies anhand des Spannungsfeldes bestimmt, das jedes lebende Wesen besitzt. Mit einfachen Worten: Lässt man die Platte los, löst sie sich auf. Mit einer künstlich angelegten Spannung kann das verhindert werden.«
Zarte Hoffnung schlich sich auf die Gesichter im Raum. Es gab eine
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