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264 - Verschollen

264 - Verschollen

Titel: 264 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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Cill Airne(das heutige Killarney). Ihr Anwesen lag zwei Stunden Fußmarsch von der großen Seenplatte im Südwesten entfernt und annähernd siebzig Meilen von der großen Siedlung Luimneach im Norden. Dort lebte und arbeitete ihr Sohn Ryaan seit drei Jahren. Zur Sommersonnwende und zu Weihnachten bekamen die Eltern ihr einziges Kind zu Gesicht. Und das auch nur, wenn er von seinen Dienstherren freigestellt wurde.
    So war es nicht weiter verwunderlich, dass große Aufregung im Hause O'Donel herrschte, als am frühen Vormittag der junge Cliff mit einem Brief aus Luimneach eintraf. Der Landarbeiter hatte schon vor Sonnenaufgang das Haus verlassen, um nach den Schafen zu sehen und Besorgungen im nahe gelegenen Dorf zu tätigen. Draht für Ausbesserungsarbeiten an der Koppel und drei Flaschen Whisky für die Festtage. Dabei hatte ihm die Eigentümerin des einzigen Handelswarengeschäftes im Ort, der auch gleichzeitig Bank und Poststation war, den Brief ausgehändigt.
    Nun saß er mit den beiden Alten am Tisch und tunkte frisch gebackenes Brot in seinen Kaffeebecher. Die Stube duftete nach Cookies und Kerzen erhellten den gedeckten Tisch. Drei lila, eine rosa, eine weiß. Die Weiße wurde erst am Kristianstag angezündet. Am Tischende stopfte sich Niall gerade eine Pfeife, während neben ihm seine Frau feierlich den Brief öffnete und die ersten Zeilen überflog. »Er ist von Ryaan.«
    »Ah«, erwiderte ihr Mann. Da er heute gesprächiger als üblich war, fügte er noch ein »Was schreibt er?« hinzu.
    »Er wird kommen.« Marthas Augen füllten sich mit Freudentränen.
    »Gut.« Niall lehnte sich zufrieden zurück. Hat dieses Bunkerpack ihm also freigegeben. O'Donel mochte weder die Leute, bei denen sein Sohn arbeitete, noch den Ort: ein unterirdischer Bau mit irgendwelchem Tekknik-Schnickschnack. Zwar wusste er, dass Luimneachs Bunkerrat nach den Lords-Kriegen seit Jahren für Ruhe und Ordnung in der Stadt selbst und deren Umgebung sorgte, dennoch ärgerte er sich über den Rat, dessen Regierungsgebiet sich bis zur Seenplatte von Cill Airne erstreckte.
    Das hatte allerdings weniger mit der Art und Weise zu tun, wie die Menschen dort das Land regierten, als vielmehr mit der Entscheidung seines einzigen Sohnes, das Erbe seines Vaters nicht antreten zu wollen. Tekknik wollte er lernen! Pilot wollte er werden! Pah! Niall nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife. Er sollte sich nicht so aufregen. Ryaan würde seine Entscheidung nicht rückgängig machen. »Er hat den gleichen Dickschädel wie du«, pflegte Martha immer zu sagen. »Sei doch stolz auf ihn und genieße den Rest deiner Tage, alter Griesgram!«
    Niall lächelte. Sie hatte ja recht. Es ging ihnen gut. Sie hatten ihr Auskommen und viele Freunde im Dorf. Sollten sie einmal krank oder gebrechlich werden, würden sich ihre Nichten und Neffen um sie kümmern. Und ihr Landarbeiter Cliff. Bei ihm würde auch die Farm in guten Händen sein.
    Auch gut , dachte er und lauschte andächtig den Worten seiner Frau, die nun den Brief vorlas. Er selbst konnte weder schreiben noch lesen. Seit Kindesbeinen an war er mit der Farm zugange gewesen. Für Schule und Lernen war da keine Zeit geblieben.
    Ryaan schrieb, dass er seit vier Monaten der EWAT-Crew angehörte. Begeistert schilderte er seine ersten Erfahrungen im Cockpit dieses Gerätes. Von Computern war da die Rede und von Waffensystemen. Niall rümpfte die Nase. Er verstand nur wenig von dem, was der Junge beschrieb. Aber einen EWAT(Earth-Water-Air-Tank) hatte er schon einmal gesehen. Ein raupenähnliches Gefährt war das, fast so groß wie ein kleineres Haus. Sogar fliegen konnte es! Bei Nialls erster und einziger Begegnung war es zehn Fuß über ihm durch die Luft gejagt. Seinen Hut hatte es ihm damals vom Kopf geblasen und die Schafe zu Tode erschreckt. Einen ganzen Tag hatte er gebraucht, bis er die Herde wieder beieinander hatte.
    Cliff, der noch seltener sprach als er selbst, unterbrach plötzlich seine Gedanken. »Soll ruhig den EWAT mitbringen, wenn er kommt. Solche Waffen können wir gut brauchen«, bemerkte er.
    »Hm?«, brummte Niall und sah ihn fragend an.
    Auch Martha unterbrach ihre Lesung. »Warum sollten wir solche Waffen hier brauchen?«
    Cliff wich ihrem Blick aus. Fast machte er den Eindruck, als ob ihm die plötzliche Aufmerksamkeit unangenehm war. »Wollt euch ja nich beunruhigen… aber da is was bei den Koppeln.«
    »Ah.« Abwartend paffte O'Donel ein paar Rauchwolken über den Tisch. Vermutlich waren die

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