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Schwarzen in Trainingsanzug, der Spanisch zu sprechen versuchte, aber nur Grobheiten von sich gab. Als sie in den Innenhof der Ranch kamen, gingen sie grußlos zu einer Viehtränke aus Beton, wo sie sich mit Hilfe eines Eimers Gesicht und Oberkörper wuschen. Dann erst sagten sie, ohne sich abzutrocknen und die Trainingsjacken überzuziehen, allen guten Tag.
Der Schwarze kam aus Oceanside, Kalifornien, zumindest war er dort geboren und in Los Angeles aufgewachsen. Er hieß Omar Abdul. Er arbeitete als Sparringspartner für Merolino und meinte zu Fate, dass er vielleicht einige Zeit in Mexiko bleiben werde.
»Was machst du nach dem Kampf?«, sagte Fate.
»Überleben«, sagte Omar, »tun wir doch alle, oder?«
»Womit verdienst du dir dein Geld?«
»Mit allem Möglichen«, sagte Omar, »Mexiko ist billig.«
Alle paar Minuten lächelte Omar ohne konkreten Anlass. Er hatte ein schönes Lächeln, das er durch ein kunstvolles Unter- und Oberlippenbärtchen noch unterstrich. Aber ebenso alle paar Minuten verfinsterte sich seine Miene, und dann bekamen Unter- und Oberlippenbärtchen etwas Drohendes, strahlten eine abgrundtiefe und bedrohliche Gleichgültigkeit aus. Auf Fates Frage, ob er Boxer sei und schon irgendwo Kämpfe bestritten habe, sagte er, er »habe gekämpft«, ohne sich zu weiteren Erklärungen herabzulassen. Auf die Frage, ob er Merolino Fernandez Siegchancen einräume, sagte er, das werde man erst wissen, wenn der Gong ertöne.
Während sich die Boxer fertig machten, ging Fate im Hof auf und ab und sah sich ein bisschen um.
»Was gibt's da zu sehen?«, hörte er Omar Abdul sagen.
»Die Landschaft«, sagte er. »Eine traurige Landschaft.«
Der Sparringspartner neben ihm hob den Blick zum Horizont und sagte:
»So ist das Land. Um die Zeit ist es immer traurig. Eine verdammte Frauenlandschaft. «
»Es wird dunkel«, sagte Fate.
»Immer noch hell genug für ein paar Runden im Ring«, sagte Omar Abdul.
»Was macht ihr abends nach dem Training?«
»Wir alle hier?«, sagte Omar Abdul.
»Ja, die ganze Mannschaft oder wie man das nennt.«
»Wir essen, sehen fern, irgendwann haut sich Señor López aufs Ohr, dann auch Merolino, und wir Übrigen können ebenfalls schlafen gehen oder weiter fernsehen oder einen Abstecher in die Stadt machen, du weißt schon«, sagte er mit einem Lächeln, das alles und nichts bedeuten konnte.
»Wie alt bist du?«, fragte er unvermittelt.
»Zweiundzwanzig«, sagte Omar Abdul.
Als Merolino in den Ring stieg, verschwand die Sonne gerade im Westen, und der Trainer schaltete die Lichter ein, die von einem eigenen Generator versorgt wurden. In einer Ecke stand García, unbeweglich und mit gesenktem Kopf. Er hatte sich umgezogen und trug jetzt eine schwarze Boxerhose, die bis zu den Knien reichte. Er schien zu schlafen. Erst als die Lichter angingen, hob er den Kopf und sah für ein paar Sekunden zu López hinüber, als wartete er auf ein Signal. Einer der Journalisten, der unaufhörlich lächelte, schlug einen Gong, und García nahm die Deckung hoch und bewegte sich in Richtung Ringmitte. Merolino trug einen Kopfschutz und tänzelte um García herum, der nur ab und zu die Linke ausfuhr und versuchte, einen Treffer zu setzen. Fate fragte einen der Journalisten, ob Sparringspartner normalerweise nicht einen Kopfschutz trügen.
»Normalerweise schon«, sagte der Journalist.
»Und warum trägt er keinen?«, sagte Fate.
»Bei der vielen Prügel, die er bekommt, macht das den Kohl auch nicht mehr fett«, sagte der Journalist. »Verstehst du? Der spürt eh nichts mehr, der ist balla balla.«
In der dritten Runde verließ García den Ring, und Omar Abdul kam für ihn herein. Der Junge war hüftaufwärts nackt, hatte aber die Trainingshose anbehalten. Seine Bewegungen waren viel schneller als die des Mexikaners, und er entzog sich Merolino mit Leichtigkeit, als der versuchte, ihn in der Ecke zu stellen, obwohl man erkennen konnte, dass keiner die Absicht hatte, dem anderen weh zu tun. Hin und wieder sprachen sie miteinander, ohne in ihren Bewegungen innezuhalten, und lachten.
»Bist du in Costa Rica oder was?«, rief ihm Omar Abdul zu. »Wo hast du deine Glotzerchen?«
Fate fragte den Journalisten, was der Schwarze gesagt habe. »Nichts«, sagte der Journalist, »dieser Hurensohn hat nur ein paar spanische Schimpfwörter aufgeschnappt.«
Nach drei Runden brach der Trainer den Kampf ab und verschwand, gefolgt von Merolino, im Innern des Hauses.
»Der Masseur wartet auf sie«,
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