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2666

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Titel: 2666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Bolaño
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Psychopathin und die andere eine Idiotin, und der Film wäre gar nicht so schlecht gewesen, wenn die zweite, statt rumzudrucksen und Grimassen zu schneiden, als ginge es ihr ans Leben, der ersten über den Mund gefahren wäre. Und zwar nicht behutsam und brav, sondern so: »Halt's Maul, Schlampe, was gibt es da zu lachen? Macht es dich geil, von einem toten Jungen zu erzählen? Kommt es dir, wenn du von einem toten Jungen erzählst, Möchtegernschwanzlutscherin?«
    Und so weiter und so fort. Und dabei, erinnerte sich Pelletier, war Espinoza so heftig geworden, hatte sogar mit Stimme und Gebärden vorgemacht, wie die Zweite der Ersten den Marsch hätte blasen müssen, dass er es für das Beste gehalten hatte, den Fernseher auszuschalten und mit dem Spanier in der Bar etwas trinken zu gehen, bevor sich jeder in sein eigenes Zimmer zurückzog. Außerdem erinnerte er sich an die Zärtlichkeit, die er damals für Espinoza empfunden hatte, eine Zärtlichkeit, die die Jugendzeit heraufbeschwor, Zusammenhalten durch dick und dünn und Nachmittage auf dem Land.
    In dieser Woche klingelte das Telefon von Liz Norton drei- oder viermal jeden Abend und ihr Handy zwei- oder dreimal jeden Morgen. Die Anrufe kamen von Pelletier und Espinoza, und obwohl beide sich sorgfältig mit archimboldianischen Vorwänden wappneten, hatten diese sich in kürzester Zeit erschöpft, und dann gingen die beiden Professoren zu dem über, was sie eigentlich interessierte.
    Pelletier sprach von seinen Kollegen am germanistischen Institut, von einem jungen schweizerischen Dozenten und Dichter, der ihm dauernd mit der Bitte um ein Stipendium in den Ohren lag, vom Himmel über Paris (mit Anspielungen auf Baudelaire, Verlaine, Banville), von den Autos, die bei einbrechender Dämmerung bereits mit Licht nach Hause fuhren. Espinoza sprach von seiner Bibliothek, die er in striktester Einsamkeit ordnete, von den fernen Trommelschlägen, die er manchmal hörte und die aus einem Haus in seiner Straße drangen, in der, wie er glaubte, eine Gruppe afrikanischer Musiker wohnen musste, von Madrider Stadtvierteln, Lavapiés, Malasaña, den Seitenstraßen der Gran Vía, in denen man die ganze Nacht über spazieren gehen konnte.
    In jenen Tagen dachten sowohl Espinoza als auch Pelletier keine Sekunde an Morini. Nur Norton rief ihn von Zeit zu Zeit an, um sich wie sonst mit ihm zu unterhalten.
    Auf seine Weise war Morini in einen Zustand totaler Unsichtbarkeit übergegangen.
    Pelletier gewöhnte sich schnell daran, nach London zu reisen, wann immer er Lust dazu verspürte, wobei man betonen muss, dass er es aufgrund der Nähe und reichlich vorhandener Transportmittel von allen am leichtesten hatte.
    Seine Besuche dauerten nur eine Nacht. Pelletier traf kurz nach neun ein, um zehn saß er mit Norton am Tisch eines Restaurants, das er von Paris aus reserviert hatte, und um ein Uhr morgens lagen sie bereits zusammen im Bett.
    Liz Norton war eine leidenschaftliche Geliebte, wenn ihre Leidenschaft auch zeitlich begrenzt war. Nicht sehr phantasievoll, überließ sie sich während des Liebesspiels allen Anregungen ihres Partners, ohne sich je entschließen zu können oder die Mühe zu machen, selbst die Initiative zu ergreifen. Diese Liebesspiele währten in der Regel nicht länger als bestenfalls drei Stunden, worüber Pelletier manchmal traurig war, der, wäre es nach ihm gegangen, bis zum Morgengrauen weitergevögelt hätte.
    Nach dem Liebesakt, und das frustrierte Pelletier am meisten, sprach Norton mit Vorliebe über wissenschaftliche Themen, statt freimütig das zu erkunden, was zwischen ihnen im Entstehen war. Pelletier dachte, Nortons Unterkühltheit sei eine sehr weibliche Art, sich zu schützen. Um Barrieren abzubauen, entschloss er sich eines Nachts, ihr von seinen Liebesabenteuern zu erzählen. Er verfertigte eine lange Liste der Frauen, die er gekannt hatte, und unterbreitete sie dem eisigen, desinteressierten Blick von Liz Norton. Sie schien weder beeindruckt, noch wollte sie seine Beichte mit gleicher Münze heimzahlen.
    Morgens, wenn er das Taxi gerufen hatte, zog Pelletier sich leise an, um sie nicht zu wecken, und fuhr zum Flughafen. Bevor er ging, betrachtete er sie noch eine Weile, verloren zwischen Decken und Laken, und manchmal fühlte er sich so von Liebe erfüllt, dass er fast auf der Stelle in Tränen ausgebrochen wäre.
    Eine Stunde später schrillte der Wecker von Liz Norton, und mit einem Satz sprang sie aus dem Bett. Sie duschte, setzte Wasser auf,

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