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Scheidengang und Darm Risse und Wunden fanden, aus denen sie stark geblutet hatte. Um zwei Uhr morgens beendete der Gerichtsmediziner die Autopsie und ging nach Hause. Ein schwarzer Krankenpfleger, vor vielen Jahren aus Veracruz in den Norden gekommen, übernahm den Leichnam und schob ihn in ein Kühlfach.
Fünf Tage später, bevor der Januar zu Ende ging, wurde Luisa Celina Vázquez erwürgt. Sie war sechzehn Jahre alt, kräftig gebaut, hellhäutig und im fünften Monat schwanger. Sie lebte mit einem Mann zusammen, der gemeinsam mit einem Freund kleinere Einbrüche auf Lebensmittel- und Elektroläden verübte. Mitbewohner des Hauses in der Avenida Rubén Darío, Siedlung Mancera, benachrichtigten die Polizei. Diese brach die Wohnungstür auf und fand Luisa Celina tot, erdrosselt mit einem Antennenkabel. Noch am selben Abend wurden ihr Geliebter, Marcos Sepúlveda, und sein Kompagnon, Ezequiel Romero, verhaftet. Beide landeten im Zellentrakt des Zweiten Kommissariats und wurden einem Verhör unterzogen, das die ganze Nacht über andauerte und von dem Adjutanten des Polizeichefs von Santa Teresa, Schutzpolizist Epifanio Galindo, geführt wurde, mit großem Erfolg, denn noch vor Tagesanbruch gestand der Verhaftete Romero, hinter dem Rücken seines Freundes und Kompagnons ein intimes Verhältnis mit der Toten unterhalten zu haben. Als sie erfuhr, dass sie schwanger war, wollte Luisa Celina das Verhältnis beenden, was Romero nicht akzeptierte, da er glaubte, er und nicht sein Kompagnon sei der Vater des Ungeborenen. Als Luisa Celina auch nach Monaten noch an ihrer Entscheidung festhielt, beschloss er in einem Anfall von Raserei, sie zu töten, und nutzte eine Abwesenheit von Sepúlveda, seinen Entschluss in die Tat umzusetzen. Letzterer kam nach zwei Tagen wieder frei, während man Romero, statt ihn ins Gefängnis zu verlegen, in den Kellern des Zweiten Kommissariats festhielt, nicht um weitere Details im Mordfall Luisa Celina in Erfahrung zu bringen, sondern um zu versuchen, Romero auch den Mord an Esperanza Gómez Saldaña anzulasten, deren Leiche man mittlerweile identifiziert hatte. Anders als von der Polizei erwartet, die sich aufgrund der Schnelligkeit, mit der das erste Geständnis zustande gekommen war, falsche Hoffnungen gemacht hatte, war Romero viel zäher, als es den Anschein hatte, und nahm den ersten Mord nicht auf seine Kappe.
Mitte Februar fanden Müllmänner in einer Seitenstraße der Innenstadt von Santa Teresa erneut eine Tote. Sie war etwa dreißig Jahre alt, trug einen schwarzen Rock und eine weiße, tief ausgeschnittene Bluse. Sie war erstochen worden, obwohl Gesicht und Unterleib auch Spuren zahlreicher Schläge aufwiesen. In ihrer Handtasche fand sich ein Fahrschein für den Bus nach Tucson um neun Uhr morgens, den die Frau nicht mehr nehmen sollte. Außerdem enthielt sie einen Lippenstift, Puder, Wimperntusche, Taschentücher, eine halbe Schachtel Zigaretten, ein Päckchen Kondome. Sie trug keine Papiere bei sich, kein Adressbuch und auch sonst nichts, was sie hätte identifizieren können. Ein Feuerzeug hatte sie auch nicht.
Im März verließ die Moderatorin von Radio El Heraldo del Norte, einem Schwesterunternehmen der Zeitung El Heraldo del Norte, zusammen mit einem anderen Moderator und dem Tontechniker um zehn Uhr abends die Sendestudios. Sie gingen ins Piazza Navona, ein Restaurant mit italienischer Küche, wo sie sich drei Stücke Pizza und drei Fläschchen kalifornischen Wein teilten. Der Moderator verabschiedete sich als Erster. Die Moderatorin Isabel Urrea und der Tontechniker Francisco Santamaría beschlossen, noch etwas zu bleiben und zu plaudern. Sie unterhielten sich über ihre Arbeit, über Dienstpläne und Programme, dann über eine Kollegin, die nicht mehr bei ihnen arbeitete, die geheiratet hatte und mit ihrem Mann in ein Dorf unweit von Hermosillo gezogen war, an dessen Namen sie sich nicht erinnern konnten, aber das am Meer lag und nach Aussage der Kollegin sechs Monate im Jahr das reinste Paradies war. Zusammen verließen sie das Restaurant. Der Tontechniker besaß kein Auto, weshalb Isabel Urrea sich bereit erklärte, ihn nach Hause zu fahren. Nicht nötig, sagte der Tontechniker, er habe es nicht weit, außerdem würde er lieber zu Fuß gehen. Während der Tontechniker die Straße hinunterging, machte Isabel sich auf den Weg zu ihrem Auto. Als sie den Schlüssel aus der Tasche zog und aufschließen wollte, huschte ein Schatten über den Gehweg und schoss dreimal auf
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