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Pápago-Bruders, der ihn in ihrer Sprache fragte, was mit ihm los sei, ob ihm etwas weh tue. Und noch mehr Schreie und noch mehr Priester und Stimmen, die die Polizei riefen, und ein Wirrwarr aus weißen Hemden und scharfem Geruch, als hätte jemand den Steinboden der alten Kirche mit einer Gallone Ammoniak gescheuert, ein Gestank nach Pisse, wie Kommissar Juan de Dios Martínez zu ihm sagte, zu viel Urin für einen einzigen Menschen, für einen Menschen mit einer normalen Blase.
Diesmal ist der Büßer durchgedreht, sagte Kommissar José Márquez, während er neben den Leichen von Pater Carrasco und dem Hausmeister kniete und sie untersuchte. Juan de Dios Martínez besah sich das Fenster, durch das der Täter in die Kirche eingedrungen und hinterher geflohen war, und lief dann eine Weile durch die Soler und Ortiz Rubio und über einen Platz, der den Anwohnern nachts als kostenloser Parkplatz diente. Als er zur Kirche zurückkam, waren Pedro Negrete und Epifanio eingetroffen, und als er durch die Tür trat, winkte ihn der Polizeichef gleich zu sich. Sie sprachen miteinander und saßen dabei auf einer der hinteren Bänke und rauchten. Negrete trug unter der Lederjacke sein Pyjamaoberteil. Er roch nach teurem Parfüm und sah nicht müde aus. Epifanio war in einem hellblauen Anzug erschienen, dem das trübe Licht der Kirche zupass kam. Juan de Dias Martínez sagte zum Polizeichef, der Büßer müsse ein Auto haben. Und woher weißt du das? Er könnte nicht zu Fuß gehen, ohne bemerkt zu werden, sagte der Kommissar. Seine Pisse stinkt. Von Kino nach Reforma ist es weit. Auch von Reforma nach Lomas del Toro. Nehmen wir an, der Büßer wohnt in der Innenstadt. Von Reforma kann man in die Innenstadt laufen, und nachts würde es niemandem auffallen, dass er nach Pisse stinkt. Aber zu Fuß von der Innenstadt nach Lomas del Toro, ich weiß nicht, da läuft man mindestens eine Stunde. Oder länger, sagte Epifanio. Und von Lomas del Toro nach Kino, wie lang bist du da unterwegs? Mehr als eine dreiviertel Stunde, falls du dich nicht verläufst, sagte Epifanio. Von der Entfernung zwischen Reforma und Kino ganz zu schweigen, sagte Juan de Dios Martínez. Dann fahrt dieser Hornochse also Auto, sagte der Polizeichef. Eins der wenigen Dinge, die wir sicher wissen, sagte Juan de Dios Martínez. Und wahrscheinlich hat er im Auto saubere Sachen zum Wechseln. Warum das?, fragte der Polizeichef. Als Vorsichtsmaßnahme. Du glaubst also, der Büßer ist kein Trottel, sagte Negrete. Er kriegt nur einen Rappel, wenn er in einer Kirche ist, draußen ist er ein ganz normaler Zeitgenosse, flüsterte Juan de Dios Martínez. Verdammmich, sagte der Polizeichef. Und was meinst du, Epifanio? Möglich, sagte Epifanio. Wenn er allein lebt, kann er stinkend nach Hause kommen, klar, vom Auto zu seiner Bleibe kann er nicht mehr als eine Minute brauchen. Wenn er mit irgendeinem Drachen oder bei seinen Alten wohnt, zieht er sich sicher um, bevor er reingeht. Klingt logisch, sagte der Polizeichef. Fragt sich aber, wie wir dem Ganzen ein Ende machen. Hast du eine Idee? Zunächst könnte man mal in jeder Kirche einen Polizisten postieren und darauf warten, dass der Büßer den ersten Schritt tut, sagte Juan de Dios Martínez. Mein Bruder ist sehr katholisch, sagte der Polizeichef, als würde er laut denken. Ich muss ihn mal ein paar Dinge fragen. Und was glaubst du, Juan de Dios, wo der Büßer wohnt? Keine Ahnung, Chef, sagte der Kommissar, könnte überall sein, aber wenn er ein Auto hat, glaube ich nicht, dass er in Kino wohnt.
Als Juan de Dios Martínez um fünf Uhr morgens nach Hause kam, fand er auf seinem Anrufbeantworter eine Nachricht von der Leiterin der Irrenanstalt. Die Person, die Sie suchen, sagte ihre Stimme, leidet an Sakrophobie. Rufen Sie mich an, dann erkläre ich es Ihnen. Trotz der frühen Stunde rief er sofort bei ihr an. Er hörte ihre Anrufbeantworterstimme. Martínez hier, von der Kriminalpolizei, sagte Juan de Dios Martínez, entschuldigen Sie, dass ich um diese Zeit anrufe ... Ich habe Ihre Nachricht gehört ... Ich bin gerade nach Hause gekommen ... Heute Nacht hat der Büßer ... Also, ich werde mich morgen mit Ihnen in Verbindung setzen, vielmehr heute ... Gute Nacht und danke für die Nachricht. Dann zog er sich Schuhe und Hose aus und warf sich aufs Bett, konnte aber nicht schlafen. Um sechs Uhr morgens betrat er das Kommissariat. Eine Gruppe von Streifenpolizisten feierte den Geburtstag eines Kollegen und lud ihn ein, mit
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