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2666

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Titel: 2666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Bolaño
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setzte sich auf einen freien Stuhl und gab Epifanio ein Zeichen. Der packte einen der Polizisten an der Kehle, zückte ein Messer und zog es ihm vom Mundwinkel zum Ohr quer durchs Gesicht. Und zwar so, dass er selbst keinen einzigen Tropfen Blut abbekam. War es der, der dir die Fresse poliert hat?, fragte Epifanio. Der Junge zuckte die Schultern. Nimm ihm die Handschellen ab, sagte Pedro Negrete. Der andere Polizist nahm ihm die Handschellen ab, wobei er unaufhörlich vor sich hin jammerte. Worüber beklagst du dich, Hornochse?, fragte Pedro Negrete. Über das Fettnäpfchen, sagte der Polizist. Gebt Pepe einen Stuhl, der sieht aus, als würde er gleich umkippen, sagte Pedro Negrete. Epifanio und der andere Polizist nahmen den Verletzten in die Mitte und setzten ihn auf einen Stuhl. Wie geht's dir? Gut, Chef, alles bestens, nur etwas flau, sonst nichts, sagte dieser, während er in den Taschen etwas suchte, um die Wunde abzudecken. Pedro Negrete reichte ihm ein Papiertaschentuch. Warum habt ihr ihn verhaftet?, fragte er. Einer der beiden, die er abgeknallt hat, war Kommissar Patricio López, sagte der andere Polizist. Teufel auch, Patricio López also, und warum glaubt ihr, dass er es war und nicht einer seiner Kameraden?, fragte Pedro Negrete. Seine Kameraden haben sich verpisst, sagte der andere Polizist. Sakrament, das sind mir Kameraden, sagte Pedro Negrete. Und was hat mein Junge da getan? Die Polizisten sagten, soweit sich die Ereignisse rekonstruieren ließen, sehe es so aus, als habe Lalo Cura auf sie geschossen. Auf seine eigenen Kameraden? Nun ja, auf seine eigenen Kameraden, aber vorher hat er, verletzt, wie er war, und anscheinend ohne Not, Patricio López und einen Trottel mit einer Uzi kaltgemacht. Das waren bestimmt nur die Nerven, sagte Pedro Negrete. Sicher, sagte der Polizist mit dem zerschnittenen Gesicht. Außerdem, was hätte er tun sollen?, sagte Pedro Negrete. Wenn Patricio López ihn erwischt hätte, hätte er mit ihm dasselbe gemacht. Das ist wohl wahr, sagte der andere Polizist. Dann sprachen und rauchten sie noch eine Weile, mit kurzen Unterbrechungen, wenn der Polizist mit dem zerschnittenen Gesicht das Papiertaschentuch wechselte, und danach schnappte Epifanio sich Lalo Cura und brachte ihn zum Ausgang des Kommissariats, wo der Wagen von Pedro Negrete auf ihn wartete, derselbe Wagen, der ihn vor ein paar Monaten aus Villaviciosa geholt hatte.
    Einen Monat später stattete Pedro Negrete der Ranch von Pedro Rengifo im Südosten von Santa Teresa einen Besuch ab und verlangte die Rückgabe von Lalo Cura. Ich habe ihn dir gegeben, Namensvetter, und ich nehme ihn dir wieder weg, sagte er. Und warum, Namensvetter?, fragte Pedro Rengifo. Wegen der Art, wie du mit ihm umgegangen bist, Namensvetter, sagte Pedro Negrete. Statt ihm einen erfahrenen Mann wie deinen Iren an die Seite zu stellen, damit mein Junge was lernt, hast du ihn mit zwei Überläufern zusammengesteckt. Da hast du recht, Namensvetter, sagte Pedro Rengifo, aber ich möchte dich daran erinnern, dass einer dieser Überläufer mit einer Empfehlung von dir hier ankam. Das stimmt, das muss ich zugeben, und sobald ich ihn in die Finger kriege, werde ich meinen Fehler ausbügeln, Namensvetter, sagte Pedro Negrete, aber jetzt sind wir hier, um deinen auszubügeln. Also von mir aus kein Problem, Namensvetter, wenn du willst, dass ich dir den Jungen zurückgebe, dann gebe ich ihn dir zurück, und Pedro Rengifo gab einem seiner Leute den Befehl, zum Haus den Gärtners zu gehen und Lalo Cura zu holen. Während sie warteten, erkundigte sich Pedro Negrete nach der Señora und den Kindern. Nach dem Vieh. Nach den Lebensmittelgeschäften, die Pedro Rengifo in Santa Teresa und anderen Städten im Norden besaß. Die Frau halte sich derzeit in Cuernavaca auf, sagte sein Namensvetter, die Kinder hätten die Schule gewechselt und gingen jetzt auf ein College in den USA (er hütete sich zu sagen, wo), das Vieh sei mehr ein Quell der Sorgen als eine Einnahmequelle, und mit den Supermärkten gehe es bergauf und bergab. Schließlich fragte Pedro Negrete nach dem Befinden von Lalo Curas Schulter. Der geht es blendend, Namensvetter, sagte Pedro Rengifo. Er hat wenig zu tun. Der Bursche schläft oder liest den ganzen Tag Zeitschriften. Er ist hier glücklich. Ich weiß, Namensvetter, sagte Pedro Negrete, aber so, wie es aussieht, könnte man ihn eines Tages töten. Red keinen Quatsch, Namensvetter, sagte Pedro Rengifo lachend, war aber plötzlich bleich

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