267 - Die Götter des Olymp
etwas Böses. Wir sind gekommen, um mit dir zu sprechen.« Sekunden vergingen. Dann öffnete sich die Zugtür.
»Kommt herein«, tönte es aus einem Außenlautsprecher des Zuges. »Achtet darauf, die Hülle nicht zu berühren.«
Cerric Khawing sah, wie sich die beiden Neuankömmlinge dem Zug näherten. Wollten sie etwa…?
»Hey!« Er rannte los. »Das war so nicht vereinbart!« Aber da hatten sie das Gefährt bereits bestiegen und die Tür schloss sich hinter ihnen.
Nicht dass es ihn gestört hätte, wenn der Wurzelfresser und die Barbarenfreundin überhaupt nicht mehr auftauchten. Aber er konnte es nicht leiden, wenn er die Kontrolle über die Abläufe auf seiner Baustelle verlor.
»Was machen wir jetzt?«, fragte einer der Arbeiter, der ihm gefolgt war.
»Wir warten, bis ein Kontakt zustande kommt.«
Fünf Stunden später warteten sie immer noch. Nichts geschah.
Im Laufe des Tages kam Benris Kang in den Tunnel, dieser völlig überflüssige Regierungsvertreter, dessen einzige Aufgabe es war, ihnen auf die Nerven zu gehen.
Immer mehr Zeit verstrich. Nach zwölf Stunden beschloss man, die Baustelle zu evakuieren und nur eine Notbesetzung vor Ort zu belassen. Wer wusste schon, was der Fischmensch plante, jetzt, da er offenbar sogar Geiseln genommen hatte.
Und dann, über zwanzig Stunden, nachdem sich die Tür hinter Clarice Braxton und Vogler geschlossen hatte, erklang die Stimme der Marsianerin aus dem Außenlautsprecher.
»Der Hydree will mit Matthew Drax sprechen!«
***
Roald Jordan Tsuyoshi stand am Fenster seines Büros bei ENT und schaute auf Elysium hinab. Die hinter dem Rücken verschränkten Arme verliehen ihm den Anschein von Überlegenheit und Ruhe. In seinem Inneren sah es jedoch anders aus.
Warum meldete sich dieser verdammte Khawing nicht endlich? Was ging vor am Olympus Mons? War Drax bereits eingetroffen und steckte seine Barbarennase in Dinge, die ihn nichts angingen? RJT, wie ihn seine Angestellten nannten, ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass die Knöchel knackten.
Erst hatte er hinnehmen müssen, dass die Regierung zwei Erdsympathisanten hinzuzog, wodurch aber wenigstens verhindern werden konnte, dass man Drax Zugang zur Baustelle gewährte. Dann aber stellten sich die beiden Marsianer so dämlich an, dass sie sich von dem Hydree gefangen nehmen ließen - und nun war Drax doch genau dort, wo RJT ihn keinesfalls hatte haben wollen.
Er drehte sich um. Sein Blick fiel auf die Monitore, die stumm das Programm der Marssender zeigten.
Bei der Konkurrenz EEI lief wieder einmal eine Talkshow. Erst nahm RJT die Einzelheiten nicht zur Kenntnis, doch dann erkannte er die blauhaarige Frau mit den wütenden Augen, die der Moderator befragte. Sofort sackte seine Laune noch tiefer in den Keller.
Elvara Sansom oder so ähnlich hieß das Weib. Die Witwe des Arbeiters, dessen Unfalltod Roald arrangiert hatte. Es hatte ihm zwar fürchterlich leidgetan, einem Mitglied der marsianischen Gesellschaft das Leben zu nehmen, aber der Kerl hatte sich auch zu blöd angestellt!
Nachdem die Männer die versteinerte Leiche eines Hydree im Lavagestein gefunden hatten, hatte RJT sie sofort in Gewahrsam genommen. Ihm war klar, dass er den Fischmann irgendwann einmal für seine Zwecke würde einsetzen können. Zu seinem Glück bestand die diensthabende Schicht beinahe vollständig aus ProMars-Mitgliedern, sodass er den Fund selbst vor der Regierung geheim halten konnte.
Den Arbeitern ließ er traumhafte Vergünstigungen für ihr Schweigen zukommen: lebenslangen Zugang zu Freizeiteinrichtungen und Hotels, an denen Roald Jordan Tsuyoshi beteiligt war, Stadtgleiter der neusten Generation, größere Wohnungen - und das alles, ohne dass das Zeitkonto der Männer auch nur im geringsten schrumpfte. Alle hatten sich an die Abmachung gehalten, nur Elvaras beschränkter Ehemann nicht. Also hatte ihn RJT schweren Herzens zum Schweigen bringen müssen.
Natürlich hatte er den tragischen Unfall für seine Zwecke ausgenutzt. Mit verschiedenen Berichten machte ENT Stimmung gegen die Regierung - und rückte sich selbst in ein günstiges Licht, indem er der Witwe als Anteilseigner von Tsuyo Mining eine großzügige Abfindung auf ihr Zeitkonto buchen ließ.
Und nun setzte sich diese dämliche Tochter eines Schraubenwurms in eine Talkshow bei der Konkurrenz! RJT stellte den Ton des Monitors an und Elvara Sansoms Stimme hallte durch den Raum.
»Irgendetwas stimmt an der ganzen Sache nicht«, sagte sie gerade zu dem
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