267 - Die Götter des Olymp
Moderator, dessen erschütterter Gesichtsausdruck RJT die Zornesröte auf die Wangen trieb. »Ich bin mir sicher, dass mehr hinter dem Tod meines Mannes steckt. Deshalb habe ich mit der Abfindung von Tsuyo Mining einen Privatermittler engagiert, der es herausfinden soll.«
War es denn zu fassen? Er würde wohl auch noch dafür sorgen müssen, dass Elvara Sansom vor lauter Verzweiflung eine Überdosis Schlaftabletten einnahm!
»Offenbar glaubt sie auch, dass die Regierung etwas verheimlicht«, sagte eine Stimme hinter ihm.
Er fuhr herum. Vor ihm stand Alix Nugamm. Der Rotschopf, der ihm bei der Redaktionskonferenz mit Zuckerblütentee die Kleidung ruiniert hatte.
»Können Sie nicht anklopfen?«
»Das habe ich. Dreimal!«
»Was wollen Sie?«
Nugamm trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich sollte mich bei Ihnen melden, Herr Tsuyoshi. Wegen des Vorfalls… wegen… na, Sie wissen schon.«
RJT stellte den Ton leiser und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder. »O ja, richtig. Seit wann sind Sie bei ENT beschäftigt, Nugamm?«
»Noch nicht sehr lange. Erst seit drei Wochen.«
»Und was ist Ihre Aufgabe?«
»Ich erledige alles Mögliche. Getränke bringen, Post austragen, Botengänge, solche Dinge.«
Tsuyoshi nickte. Eigentlich hatte er den Kerl hochkant rausschmeißen wollen. Aber plötzlich hatte er das Gefühl, dass sich hinter dem unsicheren Rotschopf ein Potenzial verbarg, das er womöglich nutzen konnte. Er deutete auf den Monitor. »Was meinten Sie mit auch ?«
»Ich verstehe nicht.«
»Als Sie sagten, sie glaube auch , dass die Regierung etwas verheimliche.«
»Ich habe die Berichte bei ENT gesehen. Nach dem Tod von Elvira Samsons Mann.«
»Elvara Sansom«, korrigierte RJT.
»Wie auch immer. Mir hat Ihre Berichterstattung gefallen. Sie, Herr Tsuyoshi, lassen sich von denen da oben nichts sagen, sondern stehen für Ihre Überzeugungen ein. Das finde ich bewundernswert.«
Roald Jordan Tsuyoshi musterte Nugamm von oben bis unten. Was sollte er von dem Bürschchen halten? Es verkaufte sich eindeutig anders, als RJT es von ihm erwartet hätte.
Nugamm seufzte. »Mir ist klar, warum Sie mich zu sich bestellt haben. Aber Sie sollen wissen, dass ich jedes Wort so gemeint habe! Ich möchte mich nicht bei Ihnen einkratzen, um meinen Job zu behalten.«
»Warum haben Sie überhaupt bei uns angefangen?«
Die Antwort kam ohne einen Augenblick des Überlegens. »Weil es mein Traum ist, etwas auf dem Mars zu bewegen. Das geht nur in der Politik oder in den Medien. Und da ich mit der… nun, mit der barbaren- und waldvolkfreundlichen Einstellung unserer Präsidentin nicht glücklich bin, habe ich mich für die Medien entschieden.«
»Als Laufbursche.« In Tsuyoshis Worten lag nicht die Spur von Hohn.
»Irgendwie muss man ja anfangen. Ich hatte gehofft, mich hocharbeiten zu können. Aber dieser Traum ist jetzt vermutlich ausgeträumt.«
RJT konnte sich nicht helfen, aber der Junge gefiel ihm. Da bemerkte er, dass Nugamm mit verkrampften Fingern einen Speicherkristall umklammerte. Sieh mal einer an! Doch ein Zeichen von Nervosität?
»Was haben Sie da?«
Alix Nugamm wirkte für einen Augenblick verwirrt, als müsste er selbst erst nachsehen, was er mit sich trug. »Oh! Das ist… das… Nun ja, es hat sich vermutlich ohnehin erledigt. Auf dem Kristall ist eine Dokumentation über die Geschichte von ProMars, die ich gemacht habe. Ohne Auftrag, ich weiß. Aber ich dachte… ich hatte gehofft… Sendara Kirin Angelis, die Chefredakteurin, hat sie sich auch schon auf den Rechner geladen. Sie meinte, ich sollte… ich könnte…«
Auch wenn er gerade vor sich hinstammelte wie ein verliebter Marsianer vor seinem ersten Rendezvous, besaß der Junge tatsächlich Ambitionen! Das imponierte Tsuyoshi. Und so sagte er etwas, mit dem er noch vor einigen Stunden nicht gerechnet hätte:
»Sie haben recht, Nugamm, ich wollte Sie rausschmeißen. Und das werde ich auch tun. Als Laufbursche taugen Sie nicht viel. Aber wissen Sie was? Lassen Sie mir den Kristall hier. Ich werde mir die Dokumentation ansehen, und wenn sie gut ist, habe ich vielleicht eine andere Aufgabe für Sie!«
***
Matthew Drax wusste nicht, wie viele Minuten oder gar Stunden vergangen waren, seit er den Zug betreten hatte. Quesra'nols Geschichte hatte ihn so fasziniert, dass er jegliches Zeitgefühl verloren hatte.
Unwillkürlich musste er an Arthur C. Clarkes »2001 - Odyssee im Weltraum« denken, in dem ein schwarzer Monolith einen
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