269 - Andronenreiter
vier Exemplare waren auf der Yacht geblieben und versuchten seither krampfhaft, sich den beiden Menschen unterzuordnen.
Matt traute dem Frieden jedoch nicht, deshalb legte er das Holster mit seinem Driller und den Kombacter im röhrenförmigen Futteral nie ab, und auch Aruula achtete immer darauf, ihr Schwert in Griffweite zu haben.
Drax ging zum Bug, zu dem von Algen durchsetzten ehemaligen Swimmingpool, den man hier in das Deck eingearbeitet hatte. In ihm fingen die Fischmenschen Regenwasser auf und hielten darin eine Art-Flusskrebse, die sie hauptsächlich verspeisten. Überhaupt verließen die Mendriten die MOTHER NATURE so selten wie möglich. Sie fürchteten sich vor mutierten Delfinen, die ihnen ständig nachjagten. Irgendwann mussten sie sich den Zorn der Meeressäuger zugezogen haben.
»Wo seid ihr denn alle?«, rief Matthew und schirmte seine Hand gegen die Sonne ab. Waren die Mendriten wieder einmal dabei, die Solarkollektoren für den Schiffsantrieb zu reinigen? Nein, auch dort hielt sich niemand auf.
Wo steckt Aruula? Und warum macht das Schiff keine Fahrt?
»Wir sind hier!« Als hätte sie auf seine Gedanken gelauscht , erklang Aruulas Stimme von irgendwo jenseits der Reling. Matt trat an den Rand des Decks, dort, wo Aruulas Schwert an den Aufbauten lehnte, und warf einen Blick die Bordwand hinab. Dort entdeckte er endlich seine Gefährtin und die verbliebenen vier Fischmenschen - auf einer Planke, die sie an Seilen herabgelassen hatten. Sie balancierten auf dem Brett und rieben die Schiffswandung mit einer fettigen Paste ein, die den widerlichen Gestank ausströmte, der Matts Nase beleidigte.
Auch der Schamane der kleinen Gruppe, der intelligenteste der Mutanten, war dort. Normalerweise steuerte der Fischmensch mit der dunklen Hautfärbung die Yacht - wenn nicht Aruula oder Matt am Ruder standen.
»Was ist das?«, fragte Matthew und deutete auf die Paste, welche die Barbarin und die Mutanten dort verschmierten. »Das Zeug stinkt ja ekelhaft.«
Die Frau von den Dreizehn Inseln grinste ihn an. »Dann halt dir doch die Nase zu. Anders kriegen wir die Schiffswand nicht sauber.« Sie deutete auf die von Muscheln und Algen übersäte Fläche.
»Das ist ein Putzmittel?«, fragte Matt. »Was ist da drin? Säure?«
»Kann sein«, erwiderte Aruula. »Jedenfalls brennt es auf der Haut.«
»Ah. Deswegen also der Spinnenseidenanzug…« Matt nickte. Er hatte sich schon gefragt, warum Aruula das ungeliebte Kleidungsstück wieder angelegt hatte. Normalerweise lief sie lediglich mit einem improvisierten Lendenschurz bekleidet hier an Bord herum. Ihre Barbarenkleidung war auf dem Mars vernichtet worden; nur das Schwert war ihr geblieben.
»Genau.« Aruula tauchte einen breiten Pinsel in den Behälter mit der Paste und bedeutete dem Schamanen, mit der Seilwinde die Plattform weiter abzusenken. Sie hingen schon sehr tief, noch einen halben Meter über der Wasseroberfläche. Das Mittelmeer lag ruhig da.
Matt wandte sich ab, als ein Windstoß einen neuen Schwall des abscheulichen Geruchs in seine Nase trug. »Wie haltet ihr das bloß aus?« Er machte ein paar Schritte über das Deck, um wieder zu Atem zu kommen.
»Irgendwer muss den Job ja machen, wenn der feine Herr lieber einen Schönheitsschlaf hält!«, klang Aruulas Stimme hinter ihm her. Er verzichtete auf eine Antwort. Sonst wäre Aruula vielleicht noch auf die Idee gekommen, ihn in die Arbeit mit einzubeziehen. Er schüttelte sich.
In den letzten Tagen waren sie gut vorangekommen. Ihre Reise zur Straße von Gibraltar verlief bislang ohne Zwischenfälle, die Sonne schien beständig und hielt den für sein Alter erstaunlich fitten solarbetriebenen Elektromotor der Yacht in Gang, auch wenn nicht mehr alle Halbleiterzellen Energie lieferten.
Natürlich hoffte Matt, so bald wie möglich weiterfahren zu können. Schließlich wollte er schnellstmöglich nach Irland gelangen, um die Suche nach seiner verschwundenen Tochter Ann wieder aufzunehmen.
Über den Verbleib des Mondshuttles und seines marsianischen Freundes Tartus Marvin Gonzales, der sich verpflichtet hatte, während seiner Abwesenheit die Suche fortzusetzen, wusste er nichts. Die Verbindung zur Mondstation war seit Mitte Februar abgerissen. Die Marsregierung vermutete einen technischen Defekt der Weitstrecken-Funkanlage - aber hätte er dann nicht wenigstens das Shuttle von hier aus erreichen müssen? Doch weder auf den Peilsender noch auf das starke Funkgerät in seinem Mehrzweckanzug hatte der
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