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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beifügte:
    „Von dem Effendi selbst habe ich das nicht erfahren, sondern der lange Selim hat es erzählt. Der Mensch hat zwar getan, als ob er der Held dieser Vorkommnisse sei; aber man weiß, daß er zu prahlen liebt und eigentlich ein Feigling ist. Vielmehr ist der Effendi der Mann, welchem der Ruhm gehört, und nun wirst du zugeben, daß er ein Mann ist, der sich gewiß vor keinem andern fürchtet.“
    „Ich glaube es; er hat auch mir den Beweis geliefert, als er die Höhle besichtigte, während die andern zurückblieben.“
    Jetzt erkannte ich den Sprecher, er war der Führer der Höhle von Maabdah, welcher mich mit der Mumienhand beschenkt hatte. Was wollte er hier in Siut? Suchte er vielleicht mich? Ich sollte die Antwort auf diese Frage baldigst hören, denn der Stallmeister sagte:
    „Er schläft jetzt noch. – Soll ich ihn vielleicht wecken?“
    „Nein. Es steht mir nicht zu, die Ruhe eines solchen Mannes zu stören. Ich werde also warten, bis er erwacht, und ihm dann meine Bitte mitteilen. Mein Bruder ist droben in Khartum verschwunden, und er soll ihn mir suchen helfen.“
    „Hast du schon nachgeforscht?“
    „Ja. Ich sandte einen sehr erfahrenen Mann hinauf; aber es ist vergeblich gewesen.“
    „Kannte dieser Mann die dortigen Verhältnisse?“
    „Sehr genau.“
    „Und dennoch hat er nichts erreicht? Wie soll da dieser fremde Effendi Erfolg haben!“
    „Zweifelst du daran? Du hast ihn mir noch soeben als einen Mann geschildert, dem man mehr, viel mehr zutrauen kann als hundert anderen.“
    „Ja, das habe ich, und das ist auch meine volle Überzeugung gewesen; aber er ist doch fremd hier.“
    „Er ist, wie du mir sagtest, schon einigemale in Ägypten gewesen.“
    „Dennoch ist er fremd. Oder meinst du, daß ein Franke, wenn er drei- oder viermal hier gewesen ist, die Verhältnisse so genau kennen kann wie einer, welcher hier geboren ist?“
    „Ja, das meine ich. Jeder dieser gelehrten Christen hat eine Menge Bücher über fremde Länder und Völker und außerdem gibt es bei ihnen große Bibliotheken, welche zwar dem Staat gehören, die aber ein jeder lesen darf. Ehe nun so ein Fremder ein fernes Land besucht, liest er alle Bücher, welche über dasselbe geschrieben sind, und dadurch lernt er es weit besser als selbst ein Eingeborener kennen.“
    „Woher weißt du das?“
    „Ich bin mit vielen solchen Franken in Kahira und dann auch als Führer zusammengekommen und habe es von ihnen gehört und gesehen. Sie reden die Sprache unseres Landes und haben so genaue Karten über dasselbe, daß sie oft die Wege besser wissen, als wir selbst. Dazu kommt, daß sie viel mehr gelernt haben und also auch viel klüger sind als wir. Darum finden sie sich in jeder Lage zurecht, ohne sich, wie wir, auf Allah verlassen zu wollen. Wenn du nun bedenkst, daß dieser Effendi einer der gelehrtesten und vorzüglichsten von ihnen ist, so wirst du mir recht geben, wenn ich behaupte, daß ich von ihm den richtigen Beistand erwarten darf.“
    „Hm! Deine Rede ist überzeugend, und deinen Beweisen vermag ich nicht zu widerstehen. Sprich mit ihm. Ich werde jetzt einmal hineingehen, um nachzusehen, ob er wohl aufgestanden ist.“
    Was ich da gehört hatte, war mir interessant; ja, ich konnte mir etwas darauf einbilden. Man hielt mich für einen der vorzüglichsten und gelehrtesten Franken, und ich sollte einen Verschollenen finden, nach welchem ein Kenner des Landes vergeblich gesucht hatte. Das hätte mir schmeicheln können, wenn, was leider ganz und gar nicht der Fall war, die erstere Voraussetzung wahr gewesen wäre. Übrigens war ich neugierig auf die Mitteilungen, welche der Führer mir zu machen beabsichtigte. Er hatte sich sehr freundlich gegen mich erwiesen, und so war es mein Wunsch, ihm nützlich sein zu können.
    Nach kurzer Zeit wurde meine Tür leise geöffnet und der Stallmeister sah herein. Als er bemerkte, daß ich nicht mehr schlief, grüßte er:
    „Allah schenke dir einen glücklichen Morgen, Effendi! Wie ist deine Ruhe gewesen?“
    „Meine Ruhe war gut und erquickend, und ich hoffe, daß dies mit der deinigen ebenso der Fall gewesen ist.“
    „Ich werde dir zweimal Kaffee und zwei Pfeifen senden.“
    „Warum zwei?“
    „Weil du Besuch bekommst. Ben Wasak, der Führer von Maabdah, mit welchem du in der Höhle gewesen bist, steht draußen und begehrt, mit dir zu sprechen.“
    „Bringe ihn herein!“
    Er hatte schon den Kopf zurückgezogen, steckte ihn aber wieder herein und sagte in wichtigem

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