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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder zu dem Loch. Sie blieben in der gebotenen Entfernung von demselben stehen; ich legte mich nieder und kroch weiter, ganz so, wie man es tun muß, wenn man einen auf dem Eis Verunglückten aus dem Wasser ziehen will. Je näher ich dem Loch kam, desto langsamer und vorsichtiger schob ich mich vor. Die andern ließen den Riemen so durch ihre Hände gleiten, daß er stets gespannt blieb. Noch war mein Kopf nur einen Fuß von dem Rand entfernt, da gab die entgegengesetzte Kante nach und schoß in die Vertiefung hinab; auf meiner Seite aber hielt der Boden. Es war mir, als ob aus der Tiefe, in welche ich noch nicht sehen konnte, ein Röcheln oder Grunzen ertöne. Ich schob mich also das noch fehlende Stückchen weiter vor und blickte hinab. Was ich jetzt sah, das war überraschend.
    Das Loch hatte eine Tiefe von ungefähr vier Ellen. Die Wände desselben bestanden in dem unteren Teil aus schwarzen Nilziegeln und in dem oberen aus Sand. Der erstere Teil hatte ungefähr zwei Ellen ins Geviert; der Durchmesser des letzteren war bedeutender. Die unteren dunklen Ziegelwände glichen dem Innern eines großen, viereckigen Schornsteins, welcher oben durch eine Decke aus ebensolchen Ziegeln verschlossen gewesen war. Darüber hatte sich der Sand der Wüste gebreitet. Die Ziegeldecke war morsch geworden oder hatte sich gelockert; der Sand drückte auf sie, und vorhin hatte sie unter dem Stampfen des schweren Pferdes nachgegeben; sie war ein- und der auf ihr lastende Sand nachgestürzt. Aus diesem Sand ragte – der Oberkörper des Dicken hervor. Der gute Haushofmeister war bis an den Gürtel hinab zu sehen; er hatte die Hände gefaltet und hielt die Augen geschlossen. Tot war er nicht, denn seinen wulstigen Lippen entfuhr jenes ächzende Seufzen, welches schon mehr ein Grunzen zu nennen war. Jetzt kam es vor allen Dingen darauf an, wie weit der schwarze Ziegelschacht in die Tiefe führte. Ich lag da jedenfalls über einem altägyptischen Bauwerk, über welches sich im Lauf der Jahrhunderte oder Jahrtausende der Sand der Wüste angehäuft hatte, so daß es unter demselben vollständig verschwunden war. Jedenfalls war der Hügel, welchen ich vorhin bestiegen hatte, auch ein Teil, und vielleicht der wesentliche dieses Bauwerkes. Es war möglich, daß der Schacht eine nur geringe Höhe oder vielmehr Tiefe besaß. Es konnte aber auch sein, daß dieselbe sehr bedeutend war. In diesem letzteren Fall war er durch den niederbrechenden Sand so verstopft worden, daß der Dicke hatte stecken bleiben können. Verlor aber diese Verstopfung den Halt, so mußte der Haushofmeister mit in die Tiefe stürzen. Auf alle Fälle war die Rettung des Mannes eine nicht ungefährliche Aufgabe. Da er nur stöhnte, sich aber nicht bewegte, hielt ich ihn für verletzt und besinnungslos. Ich rief ihn an. Ein lautes Grunzen war die Antwort. Ich wiederholte meinen Ruf, und nun antwortete er in dumpfem, gebrochenem Ton:
    „Hier bin ich, Asrael!“
    Er hielt mich also für den Engel des Todes.
    „Kapu kiahaja!“ brüllte ich nun hinab, „öffne doch die Augen, und sieh dich um!“
    „Ich kann nicht“, antwortete er nun vernehmlicher. „Ich bin ja tot.“
    „Auch die Toten werden, wenn sie erwachen, die Augen öffnen. Versuche es nur!“
    Da schlug er die Augen auf und blickte geradeaus. Er sah die schwarze Mauer vor sich.
    „Schau in die Höhe!“ gebot ich ihm.
    Er gehorchte und erblickte meinen Kopf, mein Gesicht.
    „Du bist es, Effendi?“ begann er matt. „So bin ich also in der Hölle! O Allah, Allah, Allah!“
    „Warum in der Hölle?“
    „Weil ein Christ nicht in den Himmel, sondern nur in die Hölle kommen kann. Da du bei mir bist, sind wir also in der Hölle.“
    Wie konnte ich den Mann von seiner Einbildung, welche seine Rettung verzögerte, befreien? Es gab ein vielleicht sicheres Mittel, nämlich seinen Heißhunger, und ich wandte dasselbe an, indem ich ihm zurief:
    „Ja, wir sind in der Hölle; aber du bist nur in ein kleines Loch gestürzt. Wenn wir dich herausgeholt haben, reiten wir nach Siut heim, um das Mittagsmahl einzunehmen. Ich habe Hunger.“
    „Ich auch!“ antwortete er wie elektrisiert. Sein Gesicht bekam einen ganz anderen Ausdruck. Seine Augen öffneten sich weiter als vorher, und der Blick, den er jetzt nach oben sandte, war klar und forschend auf mich gerichtet.
    „So wollen wir uns beeilen!“ fuhr ich fort. „Du bist also nicht verwundet oder sonst irgendwie verletzt?“
    „Nein – wenn ich ja nicht gestorben

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