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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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im Brett.
    »Wir haben's bald geschafft!«, rief Aruula Matt zu. Ihr langes Haar umgab sie wie ein dunkler Kranz im Feuer der untergehenden Sonne. »Manoloo gibt Zeichen, dass wir die Stadt in einer halben Stunde erreichen werden.«
    »Dann gehen wir vor wie vereinbart. Bring uns neben ihn!«
    Aruula drückte der Flugandrone ihre Schenkel in die Seiten. Das Tier beschleunigte ruckartig und schloss zu seinem Artgenossen auf.
    »Wir nähern uns von der Meeresseite! Du weißt, was du zu tun hast!«, schrie Matt Manoloo zu.
    »Verstanden!« Der Jüngere zupfte sanft an den Zügeln, seine Androne legte sich in eine elegante Linkskurve. Ihr eigenes Tier folgte dem Artgenossen.
    Binnen weniger Minuten erreichten sie die Küste. Die italienische Riviera, jener schmale Streifen zwischen dem ligurischen Vorgebirge und dem Mittelmeer, der einstmals mit den Anwesen der Schönen und der Reichen gepflastert gewesen war, bot nun den Anblick eines kaum besiedelten Gebietes. Da und dort zeigten sich Spuren ehemaliger Anwesen, doch meist waren die Villen, Herrenhäuser und Palazzos von Büschen und Bäumen überwuchert oder durch Witterungseinflüsse dem Erdboden gleichgemacht worden.
    Hinaus ging es aufs offene Meer. Es war ein ruhiger Tag auf See, kaum einmal türmten sich die Schaumkronen höher als einen Meter. Ein einziges, galeerenartiges Schiff war zu sehen. Seine Ruderer kämpften verbissen gegen die Strömung an und hielten ihr Boot parallel zur Küstenlinie.
    »Da vorne!«, rief Aruula und deutete auf einen weißen, unstrukturiert wirkenden Flecken am Horizont.
    Matt kniff die Augen zusammen. Sekunden vergingen, bevor er etwas erkennen konnte.
    »Hochhäuser«, sagte er. »Dicht an dicht in den Berg gebaut. Gut erhaltene Straßen. Ein Hafen, in dem zig Schiffe liegen.«
    »Ist das unser Ziel?«, fragte Aruula.
    »Ja.«
    Aus der Ferne wirkte Monacco genau so, wie Matt es von Bildern her in Erinnerung hatte. Und zu seiner großen Verwunderung änderte sich auch kaum etwas an diesem ersten Eindruck. Der ehemalige Stadtstaat, über Jahrhunderte vom Fürstengeschlecht der Grimaldis gelenkt, lag da, als wäre die weltumspannende Katastrophe im Jahr 2012 niemals passiert. Als hätte der Absturz des vermeintlichen Kometen »Christopher-Floyd« niemals stattgefunden.
    »Der Hafen ist riesig«, sagte Aruula beeindruckt. Sie ging tiefer und steuerte ihre Androne nun in einer Höhe von vielleicht zwanzig Metern auf Monacco zu.
    Mehr als hundert Schiffe lagen im Inneren des geschützten Hafens vor Anker. Vor grünen Pontons, die die Einfahrtschneise markierten, schipperten gut und gern noch einmal so viele Boote. Offenbar warteten sie darauf, einlaufen oder zumindest ihre Waren auf einem der sanft schaukelnden Grenzflächen abladen zu dürfen.
    Zwei Fackeln leuchteten plötzlich an den Hafenmolen auf. Dahinter gelegte Konkav-Spiegel fokussierten das Licht. Es fiel auf Manoloo und Aruula, die Reiter der Flugandronen.
    »Sofort landen!«, hörte Matt eine kräftige, durch ein primitives Sprachrohr verstärkte Stimme. »Andernfalls holen wir euch runter!«
    Männer tauchten im Laufschritt auf der Mole auf. Sie waren bewaffnet, und sie ließen keinen Zweifel aufkommen, dass die Worte des Schreihalses ernst gemeint waren.
    Das Licht eines Scheinwerfers wanderte tiefer und blieb auf einem der algenüberwachsenen Pontons hängen, auf dem wenig Betrieb herrschte. Die Aufforderung war eindeutig. Sie sollten dort landen und sich den Wächtern Monaccos gegenüber verantworten.
    »Das scheint mir alles gut organisiert zu sein«, sagte Matt.
    » Jetzt hätten wir noch eine Chance zu entkommen«, meinte Aruula.
    »Das wollen wir aber nicht. Wir sind hier, um eine Aufgabe zu erfüllen.«
    Am Morgen, in den Ruinen des Kastells, hatten sie sich geeinigt, wie es weitergehen sollte. Nachdem die Depesche verloren war, gab es eigentlich keinen Grund mehr, nach Monacco zu fliegen. Aber wenn die Lieferungen der tückischen Früchte nach Rooma nicht aufhörten, würde Moss die Macht der Meffia nicht brechen können. Also wollten sie versuchen, vor Ort etwas gegen die Züchter und Lieferanten zu unternehmen.
    »Ich wusste, dass du das sagen würdest.« Die Barbarin drehte sich zu Matt um und grinste ihn schief an, um gleich darauf das Landemanöver einzuleiten.
    Manoloo überließ ihr den Vortritt, wie abgemacht. Aruula arbeitete wie immer mit viel zu viel Schenkeldruck, statt die Lenkzügel gleichberechtigt zur Hilfe zu nehmen. Die Androne reagierte unwillig,

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