271 - Früchte des Zorns
seinen Part als Diener und Leibwächter. An einen besonders aufdringlichen Kerl verteilte er einen Satz heiße Ohren; von diesem Moment an herrschte Ruhe.
Rings um das Kasino, diesen Tummelplatz der Reichen und der Schönen, fanden nochmals verstärkte Kontrollen statt. Man hatte einen schier undurchdringlichen Kordon an Sicherheitskräften aufgebaut. Im Inneren des Schutzbereichs flanierten Menschen ohne Zahl. Sie waren in wertvolle Tücher gekleidet und trugen Schuhe aus Shargatorleder. Atemberaubend schöne Frauen gaben sich und Unmengen von wertvollen Pretiosen den Blicken der staunenden Menge preis; sie wurden von mummelnden Tattergreisen ausgehalten und von Muskelpaketen beschützt, während andere, unauffällig gekleidete Männer das Licht mehrheitlich scheuten und in den Halbschatten leise Gespräche führten.
Es hat sich nichts geändert , dachte Matthew Drax. Die Mechanismen sind dieselben geblieben; die Macht liegt in den Händen einiger Weniger…
Doch das »Damals« war nicht mehr. Es hatte aufgehört zu existieren. Dies war nun seine Welt, und er musste endlich aufhören, diese lächerlichen Vergleiche zu ziehen.
Die letzte Zugangskontrolle zum Kasino erfolgte etwa dreißig Meter vor ihnen. Zaungäste, Neugierige und Nachzügler stauten sich an der Menschenmauer. Nicht jeder wurde eingelassen, ganz im Gegenteil: Es gab mehr enttäuschte Gesichter zu sehen als solche, die mit Freude erfüllt waren.
Viele der Menschen waren von beträchtlicher Leibesfülle. Sie bewegten ihre unförmigen Körper wie schwankende Schiffe und hatten oftmals Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Süchtige , dachte Matt. Menschen, die zu viel und zu oft von den Goldenen Früchten genossen hatten…
Ein schepperndes Geräusch. Instinktiv tastete Matt nach dem Holster seines Drillers, den er unter dem Gewand trug. Er sah sich um, konnte jedoch nichts Verdächtiges ausmachen.
»Es kam von links«, flüsterte Aruula, die sich wie er nach allen Seiten drehte. Ihre Hände öffneten und schlossen sich, immer wieder. Sie hatte, wie auch Tumaara, ihr Schwert in der Herberge zurücklassen müssen. Hochwohlgeborene Adlige trugen nun mal keine Waffen.
Matt tat vorsichtig einen Schritt in die angegebene Richtung, hin zu einem Weg, der sich zwischen zwei eng beieinander stehenden Häusern verlor. Manoloo folgte ihm, während die beiden Frauen zurückblieben.
Ein Ächzen. Ein gekeuchter Hilfeschrei. Das Klirren einer Waffe.
Wollte man sie in einen Hinterhalt locken, weg von den vermeintlichen Fürstinnen?
Unwahrscheinlich. Mehrere Dutzend Söldner befanden sich in Blickweite. Beim ersten Anzeichen von Gefahr würden sie herbeistürzen und ihrer Pflicht nachkommen.
Nein, hier bot sich eine Chance, Kontakt aufzunehmen! Wer immer da in Not war, er würde sich dankbar zeigen, wenn Matt ihm half.
Dennoch blieb ein Risiko…
»Bleib hier!«, raunte Matt Manoloo zu. »Wenn ich Hilfe brauche, ruf die Wachen herbei!« Damit eilte er in die Dunkelheit.
Der Übergang von Licht zu Schatten irritierte ihn einen Moment lang. Er blieb stehen. Stieß mit einem Fuß gegen ein laut klapperndes Etwas. Eine Mülltonne. Beinahe wäre er über sie gestolpert.
Weiter. Auf das Ächzen und Wehklagen zu. Mehrere verschiedene Stimmen ließen sich nun ausmachen.
»… hast versagt, hast uns hierher geführt, ins Nichts!«
»… all deine Versprechen… nichts wert!«
»… halte das nicht mehr aus, brauche was zum Essen! Jetzt! Sofort!«
Drei Gestalten. Sie schlugen auf eine vierte ein. Immer wieder, voll Zorn und Leidenschaft.
»Heda! Lasst ihn in Ruhe!«, rief Matt.
Stille kehrte ein, die Gestalten erstarrten.
Um ganz plötzlich, wie auf Kommando, auf ihn loszustürmen. Matthew unterdrückte einen Fluch. Der Durchgang war so schmal, dass er kaum zwei Menschen nebeneinander Platz bot. Es gab keinen Platz zum Ausweichen, zum Fintieren. Er musste den Kampf annehmen, umso mehr, als sich plötzlich Manoloo neben ihn drängte. Der Heißsporn hatte natürlich nicht gewartet!
Matt ahnte den Fausthieb mehr, als dass er ihn sah. Er duckte sich darunter weg und holte seinerseits aus. Sein vorderster Gegner war breit und kräftig gebaut, doch irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Seine Bewegungen wirkten reichlich unkontrolliert.
Matt zielte auf die Magengegend und setzte all seine Kraft in diesen Schlag. Da war keine Zeit für lange Geplänkel. Die Gegner drängten nach, wollten ihn zu Boden drücken.
Der Hieb saß. Der Andere keuchte unterdrückt und kippte
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