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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Gestein zu kratzen. »L'eglise sainte-dévote«, las er vor. »Die Kirche der Heiligen Dévote. Der Nationalheiligen Monaccos.«
    »Willkommen, willkommen im besten Haus am Platze!«, tönte eine Frau mit vergnügter Stimme. Sie schubste Matt mit einem Hüftschwung beiseite, vollführte einen tiefen Knicks vor den beiden Kriegerinnen und sagte: »Ich bin Jaaqulin, Eigentümerin dieses bescheidenen Hauses. Euer Kommen wurde mir angekündigt. Ich habe die besten Räume für euch freimachen lassen; ihr werdet im Hochaltar-Zimmer nächtigen. Auch für eure beiden Lakaien ist gesorgt; wir werden einen Platz im Wakuda-Stall für sie finden.«
    »Ach ja?« Aruula grinste unverschämt, bevor sie in ihre Rolle zurückfiel. »Das hört sich gut an. Zeig unseren Dienern den Weg zu unseren Räumlichkeiten. Sie sollen das Gepäck an Ort und Stelle abladen. Und dann sorge dafür, dass wir ein ordentliches Abendmahl bekommen.«
    »Aber mit dem größten Vergnügen«, versprach die Wirtin. »Wollt ihr auch von den Goldenen Früchten kosten? Ich stelle euch gerne einen gemischten Teller zusammen.«
    »Selbstverständlich«, antwortete Aruula nach einem Seitenblick auf Matt. »Was wäre ein Besuch in Monacco wert, ohne von den berühmten Goldenen Früchten gekostet zu haben?« Sie tat, als müsste sie nachdenken. »Wer ist dein Lieferant? Können wir uns darauf verlassen, nur erstklassige Ware serviert zu bekommen?«
    »Selbstverständlich!« Die Wirtin warf sich stolz in Positur. »Wir beziehen die Früchte von niemandem sonst als von den Händlern der Grazie. Alles andere wäre ein Betrug an unseren Gästen.« Sie lächelte verschwörerisch. »Möchtet ihr während des Abendmahls unterhalten werden? Musiker, Sänger, Liebesdiener - ich lasse euch bringen, wen oder was ihr wollt. Ich habe Verbindungen zu den besten Sklavenhäusern der Stadt.«
    »Uns ist heute nicht nach Vergnügungen. Wir nehmen das Abendmahl gemeinsam mit unseren Dienern ein. Danach bereitet uns ein Bad. - Und nun genug geredet, Wirtin. Wir sind hungrig.« Aruula klatschte energisch in die Hände. Jaaqulin verschwand augenblicklich im Inneren der ehemaligen Kirche.
    »Du spielst deine Rolle gut«, flüsterte ihr Matt zu. »Fast zu gut. Wer dich kennt, wäre misstrauisch geworden.«
    Aruula sah ihn stirnrunzelnd an. »Wobei?«
    »Dass du ein Bad bestellt hast.« Matt grinste übers ganze Gesicht. »Das sieht dir nun gar nicht ähnlich.«
    Aruula schnappte nach Luft, konnte Matt aber nicht an die Gurgel gehen, ohne aus der Rolle zu fallen - und wer wusste schon, ob sie nicht beobachtet wurden?
    »Na, warte«, grollte sie - und fuhr mit lauter Stimme fort: »Jetzt bring gefälligst das Gepäck in unser Zimmer, Lakai! Oder möchtest du die Peitsche spüren?«
    Matt tat erschrocken, verbeugte sich tief und beeilte sich, dem Befehl nachzukommen.
    ***
    Der vorderste Teil des Kirchenschiffs, die halbrunde Apsis, war durch festes Mauerwerk vom Rest des Gebäudes abgetrennt worden. Verwitterte Spuren im Steinboden deuteten darauf hin, dass hier einstmals schwere Stein- oder Marmorplatten geruht haben mussten. Altar und Tabernakel waren längst entfernt worden. Ein kleines Feuer und mehrere Kandelaber, die in Nischen entlang der Wände standen, sorgten für ausreichend Licht im Raum. Mehrere zerzauste und mottenzerfressene Wandteppiche erzeugten so etwas wie Heimeligkeit.
    »Ausgezeichnet«, sagte Tumaara, träufelte Salzwasser in die letzte verbliebene Muschel und schlürfte sie aus. »Rooma hat nicht viel mehr Köstlichkeiten zu bieten als Monacco.«
    Matt klopfte sich satt den Bauch und rülpste unterdrückt. »Wir dürfen unser eigentliches Ziel nicht aus den Augen lassen, Freunde: Wo werden die Goldenen Früchte angepflanzt? Wie kommen wir an sie heran? Wie vernichten wir sie?«
    Er deutete auf den Obstkorb vor ihnen. Er war prall gefüllt. Die meisten der Früchte ähnelten Feigen und kleinen Kürbissen, einige wenige waren apfel- und birnenförmig. »Ich hatte keine Ahnung, dass es derart viele Sorten dieses Teufelszeugs gibt. Wir müssen davon ausgehen, dass jede Sorte einen anderen Zweck erfüllt.«
    »Sollen wir davon kosten?«, fragte Manoloo. Er beugte sich interessiert vor und betastete eine der Früchte.
    »Nein… vorerst nicht.« Matt unterdrückte nur mühsam das brennende Verlangen, es doch zu tun. Es hatte ihn nicht mehr verlassen, seitdem er mit Hilfe der Früchte geheilt worden war. »Ich schlage vor, dass die Damen ihrer Rolle gerecht werden und sich der

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