271 - Früchte des Zorns
Körperpflege widmen. Danach unternehmen wir einen kleinen Abendspaziergang. Mischen wir uns unters Volk und ziehen wir so unauffällig wie möglich Erkundigungen über die Früchte ein.«
»Einverstanden.« Aruula räkelte sich wohlig auf ihrer Essliege. Manoloo warf ihr begehrliche Blicke zu, die sie zu Matts Erleichterung vollkommen ignorierte. »Ihr Diener wartet draußen auf uns.« Sie grinste. »Vielleicht findet die Wirtin ja eine angemessene Aufgabe für euch. Latrinen putzen, zum Beispiel.«
»Meine herzallerliebste Regentin«, entgegnete Matt Drax mit überirdischer Freundlichkeit. »Der Tag wird kommen, da ich mich für jede erlittene Demütigung an dir rächen werde.«
»Mag sein, mag sein. Aber bis dahin werde ich meine Rolle schamlos ausnützen.«
Matt stand auf, packte den schläfrigen Manoloo und schob ihn vor sich aus dem luxuriös eingerichteten Raum. Die Wirtin und mehrere blutjunge Mädchen standen in Reih und Glied vor der Türe und warteten auf weitere Anweisungen.
»Die Fürstinnen wünschen jetzt zu baden«, sagte Matt. »Erfüllt ihnen jeden Wunsch und es wird euer Schaden nicht sein.« Er griff tief in die Tasche und drückte der Wirtin mehrere Münzen in die Hand.
»Ihr habt's gehört, faules Pack!«, rief Jaaqulin und steckte die Moneti rasch ein. »Tut euer Bestes, sonst winkt euch die Peitsche!«
Matt und Manoloo gingen die Zimmerfluchten links und rechts entlang zum Ausgang der ehemaligen Kirche. Vorbei an der Treppe, die ins Obergeschoss führte; vorbei an einer steinernen Kanzel, deren Sinn und Zweck wohl kein Mensch dieser Zeit verstand.
Ein schwerer, süßlicher Duft hatte sich im Freien über den Geruch nach Meeresalgen und geräuchertem Fisch gelegt. Stammte er aus jenen Gärten, in denen die Goldenen Früchte gezüchtet wurden?
Matt drehte sich im Kreis und versuchte herauszufinden, aus welcher Richtung das schwülstige Odeur stammte. Vergebens. In der Schlucht herrschte Windstille.
»Man könnte meinen, dass Aruula ihre Rolle ernst nimmt«, unterbrach Manoloo Matts Gedanken.
»Sie spielt ihren Part besser, als ich dachte.«
»Aber es ist falsch, wenn Frauen uns Männern befehlen!«, ereiferte sich Manoloo.
»Ach ja? Und warum?«
»Es gehört sich nicht! Wir sind stärker als das Weibsvolk und beschützen es. Die Frauen müssen uns lieben, uns zu Gefallen sein, uns umsorgen.«
»Wo steht das geschrieben?«
»Du stellst seltsame Fragen, Maddrax! Wozu braucht man Schriftstücke, wenn jedermann weiß, was richtig und was falsch ist?«
»Du solltest mit Aruula über dieses Thema diskutieren. Ich bin überzeugt, dass sie zu deinen Ansichten einiges zu sagen hat.« Wenn sie dir nicht gleich ein blaues Auge verpasst , fügte er in Gedanken hinzu.
»Aber gern«, strahlte Manoloo. »Ich habe noch niemals eine Frau wie sie gesehen. Ich muss sie haben…«
»Du vergisst, mit wem du sprichst, Manoloo.«
Der Saade warf ihm einen Blick zu, der Matt nachdenklich werden ließ. »Du magst derzeit ihr Freund sein. Aber Frauen sind launisch. Ich weiß, dass ich Aruula für mich gewinnen kann. Mit welchen Mitteln auch immer…« Er wandte sich ab und ging davon, den kleinen Weg entlang Richtung Hafen.
Matt folgte ihm mit mehreren Schritten Abstand. Das Gespräch, das ihn anfänglich amüsiert hatte, war ganz plötzlich gekippt. Er ahnte, dass er in Zukunft gut daran tat, Manoloo nicht den Rücken zuzukehren.
***
Es musste auf zehn Uhr Abends zugehen, als sie das Chapdevote verließen und, von der Wirtin mit guten Ratschlägen und Ausgangspapieren versorgt, den Aufstieg zur Oberstadt Monaccos begannen. Über Treppen und Straßen ging es aufwärts, und je höher sie stiegen, desto atemberaubender war der Ausblick über Bucht und Landzungen. Links zeigte sich das Kasino in all seiner Pracht, rechts von ihnen thronte der Fürstenpalast auf einem mächtigen, von Sträuchern umrankten Felsen. Fackellichter glänzten wie Glühwürmchen, der Mond warf silbrigen Schein über die sanften Wellen des Meeres.
Mehrmals wurden sie von grimmig dreinblickenden Muskelpaketen aufgehalten und ersucht, sich als Tuuris zu legitimieren. Doch meist reichte der Hinweis auf die beiden Fürstinnen, die schweigsam hinter Matt und Manoloo einher gingen. Die beiden Schönheiten von den Dreizehn Inseln zogen begehrliche Blicke auf sich. Sie wurden taxiert, mit Blicken abgewogen, eingeschätzt. Matt hatte alle Hände voll zu tun, angeheiterte Möchtegerns von Aruula und Tumaara fernzuhalten. Er erfüllte
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