2717 – Vothantar Zhy
Zombie war, das war die Handlungsweise eines Profis.
Vielleicht ging alles ein wenig zu schnell.
Sein Körper war vollständig wiederhergestellt, der Chip verrichtete seine Arbeit. Ab und zu mal ein kleines Stechen hie und da, vielleicht auch eingebildet. Denn sein Verstand hatte diesen ... Unfall noch nicht verarbeitet. Er hatte ihn nicht in seiner ganzen Tragweite begriffen, sondern driftete immer am Rand vorbei und verdrückte sich, wenn es unangenehm wurde.
Die Gefühle blieben trotzdem.
Und die Albträume. Ein Zustand, den er so gut wie gar nicht kannte. Er hatte zum ersten Mal Albträume gehabt, als Jennifer Thyron ihren Zellaktivator verloren hatte. Ein Nakk hatte ihn gestohlen, und Tek hatte den Tod seiner Lebensgefährtin nicht verhindern können. In den Jahren danach hatte er nicht nur Albträume gehabt, sondern auch die Realität war wie ein Albtraum gewesen. Nicht einmal der Tod des Nakken – durch seine eigene Hand, und das bereute er bis heute nicht – hatte etwas daran ändern können.
Bis ... Dao ihn sozusagen geheilt hatte. Dao-Lin-H'ay, die Kartanin, die ihn schließlich nach vielen Jahren verlassen und die einst innige Beziehung für endgültig beendet erklärt hatte. Ein zweiter schwerer Schlag in seinem Leben, an dem er seitdem ab und zu knabberte, weil er sich fragte, welche Fehler er gemacht hatte. Eine Menge.
All das wurde nun hochgespült, seit er sich seiner Sterblichkeit bewusst geworden war und begriffen hatte, dass das Leben, egal wie lange es währte, auf einmal sehr kurz sein konnte und sehr schnell vorbei. Und dass es immer nur ein Leben war und die Zeit dabei keine Rolle spielte, sobald es das Ende erreichte.
Erneut ertappte er sich, dass er kurzzeitig innehielt und auf seinen Herzschlag lauschte.
Der Nachhall jenes Momentes, als er feststellen musste, dass da etwas ganz Selbstverständliches, auf das er schon sehr lange nicht mehr achtete, auf einmal fehlte, klang immer noch tief in ihm.
Ein zu einem galligen Klumpen verklebter Schock, der sich vorerst nicht auflösen wollte.
*
Die beiden Männer saßen einander gegenüber, Monkeys Arbeitstisch zwischen sich als möglicherweise bewusst gewählte Distanz seitens des Oxtorners.
»In einer Woche wissen wir, ob unser Plan funktioniert hat«, stellte der Lordadmiral der USO und zugleich Sicherheitsbeauftragter des Galaktikums fest.
Tek nickte. »Hoffen wir es.«
Mit der Operation ITHAFOR hatten sie die Onryonen durch Angriffe der Tefroder dazu bringen wollen, Luna zu verlegen. Und so war es auch geschehen. Am 9. August war der Techno-Mond aus dem Solsystem verschwunden, und die Onryonen hatten angekündigt, dass er am 1. September im Helitas-System, im Herzen des Neuen Tamaniums der Tefroder, ankommen würde.
Sie mussten also abwarten.
»Die Frage ist: Was machen wir bis dahin?«, fuhr Monkey fort. »Ich möchte mich weiterhin intensiv mit der Frage beschäftigen, was das Atopische Tribunal wirklich ist. Zusammen mit KENNON und einigen weiteren unserer bewährten Strategen.« Er zählte einige Leute auf.
Tek hob leicht eine Braue. »Da vermisse ich doch glatt meinen Namen.«
Der kahlköpfige Oxtorner nickte. »Ich möchte zunächst einmal feststellen, wie es dir und deinem neuen Herzen geht.«
»Ausgezeichnet, danke der Nachfrage.« Das Herz war aus seinem eigenen Gewebe nachgezüchtet. Es war seines, kein Fremdherz. Glatt und stark und jung. Keine Abstoßungsgefahr, die durch den Chip ohnehin nicht bestanden hätte – normalerweise. Aber normalerweise konnte ein von einem Chip kontrolliertes Herz auch nicht so einfach absterben.
Er hatte sich nach der Operation in kürzester Zeit wieder erholt, als wäre nichts gewesen. Wie auch nicht, schließlich hatte er zuvor ganz ohne Herz einen körperlich alles abfordernden Einsatz durchgeführt.
»Es war ein erheblicher Eingriff«, bemerkte Monkey.
Der Admiral zuckte die Achseln. »Wenn du es sagst.«
Tekener musterte die Kameraaugen des Lordadmirals aus neuer Sicht. Unbewusst rieb er sich die gerade verheilte Narbe an seiner Brust. Er war noch nicht so weit, sie entfernen zu lassen. Sie sollte ihn eine Weile daran erinnern, was es bedeutete, sterblich zu sein.
Ich habe ein organisches Herz, dachte er. Was würde es für mich ändern, wenn ich wie Monkey mit seinen Augen ein künstliches kaltes Ding in mir trüge?
Aber es hatte sich doch auch so alles verändert. Er war nicht mit diesem Herzen, das er in sich trug, geboren worden. Es war ihm nicht vertraut,
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