2717 – Vothantar Zhy
interessiert zusah.
Die Physiognomie des Richters schien Tormanac lesbar zu sein; er wirkte jedenfalls milde überrascht über die Abfuhr. Immerhin hatte sie dazu geführt, dass er sich persönlich einschaltete.
»Vizeimperator Tormanac da Hozarius«, erklang erneut die leicht näselnde, nicht unangenehme Stimme des Richters, »ich bin Richter Chuv persönlich. Hier liegt ein bedauerliches Missverständnis vor, das ich gern aufklären möchte. Das Atopische Tribunal befindet sich keineswegs im Kriegszustand mit dem Kristallimperium oder auch nur einem anderen Sternenstaat der Milchstraße. Wir führen keine Kriege. Das Tribunal fällt Urteile, sorgt für Gerechtigkeit und führt die Atopische Ordo ein, um nachhaltigen Frieden zu stiften.«
Die CHUVANC beschleunigte unterdessen, wie Tormanac auf den Anzeigen mitverfolgen konnte. Sie hatte bereits einen Beschleunigungswert von 275 Kilometern pro Sekundenquadrat erreicht und steuerte direkt auf den Kristallschirm zu.
»Dann sollten wir das Missverständnis aber auf andere Weise klären«, sagte Tormanac. »Ich hoffe, du bist von deinem Flottenführer informiert worden, was geschieht, wenn du versuchst, den Schirm zu durchdringen.«
Chuv lächelte nachsichtig. Das Bild des Richters erlosch, und nur noch sein riesiges Schiff war zu sehen, das in unverminderter Geschwindigkeit Richtung Arkon-System raste.
»Letzte Warnung!«, versuchte der Vizeimperator es noch einmal. »Der Kristallschirm verfügt über besondere Eigenschaften. Der Versuch, ihn zu durchstoßen, führt unweigerlich zum Tod. Er kann nicht durch Waffen, gleich welcher Art, vernichtet werden, und ich werde ihn nicht, ich wiederhole: nicht abschalten lassen. Sollte dieser Aufruf weiterhin nicht beachtet werden, muss Richter Chuv die Konsequenzen tragen.«
Die Antwort, falls der Atope ihm überhaupt noch zugehört und nicht komplett abgeschaltet hatte, war klar ersichtlich. Keine Änderung des Kurses oder der Geschwindigkeit.
Was auch immer dieser Chuv vorhatte, es konnte keinesfalls gut ausgehen. Der Zweck dieser Aktion war unbekannt und konnte ebenfalls nicht vermutet werden. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen.
»Also dann«, sagte Tormanac da Hozarius. »Machen wir uns bereit. Irgendetwas wird da draußen geschehen.«
Ein irrationales Gefühl breitete sich in ihm aus, dass Bostich nicht mehr weit war.
Auch wenn es gegen jede Vernunft war, der Imperator würde sein Hauptsystem nicht im Stich lassen, und von der Zeit her würde es passen, dass er genau jetzt eintraf.
Die Lage spitzte sich zu.
15.
CHUVANC
Die Schiffszentrale lag in der Mitte des gewaltigen Leibes, ein zylindrischer Saal von dreißig Metern Durchmesser und fünfundzwanzig Metern Höhe. Die Besatzung bestand hauptsächlich aus Onryonen, es befand sich zudem eine kleine Kolonie von Tolocesten an Bord.
Der Hauptrechner war eine Hochleistungspositronik, deren biologische Komponente durch fünf onryonische Geniferen gestellt wurde, die mittels Hauben direkt mit ihm verbunden waren. Sie lagen im Kreis angeordnet in Pneumoliegen in der »Pilotengrube«. Über ihnen schwebte die Kommandosphäre, eine gut zwanzig Meter durchmessende, durchsichtige Kugel. Von Pol zu Pol wurde die Kugel von einer Achse mit einem Meter Durchmesser durchzogen.
An dieser Achse waren die Sitze für Chuv und seinen Sekretär montiert. Sie konnten mit den beweglichen Sesseln an der Achse auf- und abfahren und um sie kreisen.
Die Achse beherbergte den Hauptrechnerkern des Schiffes, weitere positronische Elemente waren überall im Schiff verteilt.
Die Kommandosphäre selbst war in drei Schichten unterteilt: Die oberste Schicht III diente der Regeneration des Richters, der Sekretär verfügte über eine eigene Kabine in der Nähe. In der mittleren Schicht II fand die Kommunikation mit dem Genius statt.
Die unterste Schicht I war für die Kommunikation mit den Geniferen und den übrigen Besatzungsmitgliedern sowie die Kontaktaufnahme nach draußen.
Die Sphäre konnte schichtweise oder vollständig optisch und akustisch abgeschottet werden, die Innenseite konnte als Rundum-Holo benutzt werden.
»Alle sind bereit«, meldete Chuvs Sekretär Yunnüs Phörn. Ein dünner, zwei Meter großer Humanoide mit elfenbeinfarbener Haut, die je nach Gemütslage bis zu sandfarben verdunkeln konnte. Schwarze, kurze Haarlocken, schwarze Augen, flache Nase. Seine linke Körperseite trug zivile, schlichte Kleidung, die rechte Hälfte jedoch steckte in dem
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