2718 – Passage nach Arkon
Hoffnung gehabt?
*
Nur Augenblicke später erhielt der Vizeimperator eine zweite verschlüsselte Nachricht von außerhalb des Kristallschirms. Sie war vom Kommandanten eines arkonidischen Schlachtschiffs zwischengezeichnet und danach über verschiedene Relaisstationen gelaufen.
»Diese Sendung wurde als Richtimpuls einer Standardsonde empfangen und musste wegen extrem schlechter Qualität überarbeitet werden. Vermutete Ursache: Störimpulse der Invasoren. Angepeilter Standort der Sonde bei den gegnerischen Verbänden in unmittelbarer Nähe des Aufrissbereichs.«
Das war die Ergänzung des Kommandanten der AMONAR.
Der Ursprungstext, den die Sonde übermittelt hatte, lautete:
»Versuche Einflug in den Strukturriss. – Vordringen wird eingestellt wegen erkennbarer äußerer Unregelmäßigkeit. Offenbar hat ein unbekanntes, nicht zu ortendes Raumschiff eingegriffen; es wird von mehreren onryonischen Einheiten unter schweren Beschuss genommen. – Alles deutet darauf hin, dass dem unsichtbaren Raumschiff der Rückzug gelang. Keine Identifikation.«
Tormanac leckte sich über die Lippen.
Der Text mochte dem Kommandanten der AMONAR wenig gesagt haben. Ihm selbst stand einiges Vorwissen zur Verfügung, deshalb zog er einen durchaus erfreulichen Schluss daraus.
Bei dem unbekannten, nicht zu ortenden Raumschiff konnte es sich nur um die GOS'TUSSAN II handeln. Bostich war also vor Ort eingetroffen.
Das veränderte zwar die Sachlage, aber nichts an Tormanacs Entscheidung, die Robotflotte in den Kampf zu schicken.
5.
Es war eine unbewusste Bewegung, als Yscrou da Scadgasd den Arm hob und mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand ihr Ohrläppchen rieb. Ebenso unbewusst stutzte sie, hielt inne – und dann zuckten ihre Mundwinkel. Es war die Andeutung eines Lächelns, das sich mit einer gehörigen Portion Traurigkeit mischte.
Die Ohrstecker, die sie lange Zeit als Andenken getragen hatte, diese kleinen sternförmigen Sprengkapseln, waren nicht mehr. Yscrou presste die Lippen zusammen. Einen Moment später hauchte sie einen angedeuteten Kuss in die Luft. Die Ohrstecker hatten ihr einen guten Dienst erwiesen. Ihr, Thala da Jorriskaugen und den anderen, die es quasi in den letzten Minuten durch den Transmitter aus der explodierenden Schaltstation des Kristallschirms in die verborgene Sicherheit von Vothantar Zhy geschafft hatten.
Im nächsten Moment zitterte Yscrou. Ihr Blick sprang gehetzt umher. Fünfzehn Frauen und Männer hatten überlebt, fünfzehn von mehreren Hundert. Was spielte es da für eine Rolle, dass jeder irgendwelche Verletzungen davongetragen hatte? Ganz zu schweigen davon, dass keiner recht begreifen wollte, was geschehen war. Einige redeten nur hastig drauflos, als müssten sie sich ihr Problem von der Seele schaufeln.
Yscrou hatte getan, was sie tun konnte. Es war zu wenig gewesen, viel zu wenig. Sie machte sich Vorwürfe deshalb, aber sie hätte nicht zu sagen vermocht, was versäumt worden war.
Einer der Mediker kümmerte sich um einen Techniker, dessen linker Arm stark verdreht abstand. Ein offener, blutender Bruch. Der Mann schrie, während der Mediker versuchte, die Blutung zum Stillstand zu bringen. Als weitere Helfer zupackten, trat und schlug er um sich.
»Malcom!« Yscrou musste brüllen, um den Geräuschpegel zu übertönen. »Malcom, du bist in Sicherheit! Der Mediker will dir nur helfen!«
Ein wilder Blick antwortete ihr. Der Techniker stand unter Schock, das merkte sie. Mit aller Kraft setzte er sich zur Wehr. Yscrou, die nun ebenfalls versuchte, ihn zu beruhigen, erhielt einen schmerzhaften Ellenbogenstoß in die Seite. Sie taumelte und hatte plötzlich wieder tobende Schmerzen im Fuß. Schon zum Käfigtransmitter war sie gehumpelt.
Eine Hand griff nach ihrem Oberarm. Yscrou da Scadgasd wandte den Kopf. Ein Mediker, ziemlich jung, grinste sie an. Sie lächelte knapp zurück, atmete tief durch. Eigentlich war ihr nach Trauer zumute. Trauer um all jene, die es nicht geschafft hatten. Wie viele mochten den Tod bei vollem Bewusstsein miterlebt und durchlitten haben? Der Transmitter war die einzige Möglichkeit gewesen, aus Subtorcas zu entkommen. Nach wie vor glaubte sie, das Dröhnen einstürzender Mauern zu hören und das Fauchen der Flammen, die sich gedankenschnell zur Feuersbrunst entwickelt hatten.
Wer, bei allen Sternengeistern, hatte damit rechnen können, im Subtorcas-Komplex auf Arkon III ausgerechnet einen Jaj zu treffen, einen Gestaltwandler? War er der
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