2718 – Passage nach Arkon
darüber zu diskutieren. Die kleinste Unstimmigkeit würde wie der Funke an der Zündschnur wirken und alles zusammenbrechen lassen.
Die Angst, die Yscrou entgegenschlug, war schon beinahe greifbar. Weder Kralasenen noch Celistas gehörten zur Stationsbesatzung, sondern ganz normale Bürger des Arkon-Systems, Männer und Frauen, die Kapazitäten in ihrem Beruf waren und darüber hinaus besten Leumund genossen.
Sie waren Bürokraten oder Techniker, von Selbstverteidigung verstanden sie herzlich wenig. Yscrou nahm sich dabei nicht aus. Die Geschehnisse im Subtorcas-Komplex hatten alle schockiert. Zweifellos fragten sich die meisten, ob die Gefahr ihnen folgte. Diese Sorge würde die Kommandantin keinesfalls schüren.
»Veranlasst alles Nötige, wir reden in einer halben Tonta weiter.«
*
Endlich allein, rieb Yscrou sich das Gesicht und zupfte an ihrem Ohrläppchen; diese Gewohnheit würde sie so schnell nicht ablegen. Sie fühlte sich erschöpft und ratlos, durfte aber keinesfalls Schwäche zeigen.
Während des Transmitterdurchgangs hatte sie darüber nachgedacht, dass Vizeimperator Tormanac da Hozarius sofort informiert werden musste. Nun, je länger sie die Geschehnisse Revue passieren ließ, war sie nicht mehr sicher, ob sie einen Anruf überhaupt wagen durfte. Gerade da der Krieg wohl offen ausbrach.
Andererseits durfte sie Tormanac über den Anschlag und die Zerstörung des Subtorcas-Komplexes keinesfalls im Unklaren lassen. Im Grunde genommen musste sofort eine kleine Flotte den Schutz des Asteroiden gewährleisten, musste ein Teil der Mitarbeiter evakuiert werden, und außerdem galt es, erfahrene Kämpfer zu stationieren.
Unentschlossen blicke die Kommandantin auf das Sensorfeld der Funkaktivierung.
Wie sollte sie mit Tormanac sprechen? Konnte sie das Funkverbot überhaupt umgehen und den Vizeimperator auf diesem Weg erreichen? Ihr kurzes Gespräch mit der Subtor-Station auf dem direkt benachbarten Arkon III hatte mittels eines extrem gebündelten Peilstrahls stattgefunden, der nur durch allergrößten Zufall hätte entdeckt werden können. Ein solches Vorgehen war aber wegen der Position von Vothantar Zhy bei Arkon I aufgrund der Dreieckskonstellation nicht möglich. Und die Geheimhaltung für Vothantar Zhy bestand nicht ohne Grund. Lediglich das automatische Schleusensignal musste bestehen bleiben, doch dabei war die Gefahr der Entdeckung wegen der extrem kurzen Übermittlungszeit vernachlässigbar gering.
Sollte sie einen Raumgleiter nach Arkon I schicken? Flugzeit mehrere Tontas, aber vermutlich der bessere Weg. Die Onryonen würden einem einfach lichtschnellen Raumgleiter kaum dieselbe Aufmerksamkeit widmen wie dem Funkverkehr.
Vielleicht warteten die Angreifer ja genau darauf, dass Yscrou den Fehler beging, sich über Funk zu melden. Die Onryonen mussten schließlich erkannt haben, dass eine Redundanzschaltung existierte. Subtorcas war vernichtet, aber der Kristallschirm hatte weiterhin Bestand.
Kein Zweifel, die Onryonen hatte auch für einen solchen Fall vorgesorgt. Bisher waren sie überall und jedem mindestens einen Schritt voraus gewesen.
Yscrou da Scadgasd rieb sich die Schläfen. Nie hätte sie geglaubt, dass ihr eine einfache Aufgabe derart Kopfzerbrechen bereiten konnte. Aber sie wollte nichts falsch machen und schon gar nicht versehentlich Verrat üben. Wie es aussah, würde jede Entscheidung fatal sein. Setzte sie Tormanac nicht in Kenntnis, musste sie mit einem Disziplinarverfahren rechnen. Rief sie ihn an, verriet sie dem Feind womöglich die wichtige Position.
Sie zuckte zusammen, als der Interkom ansprach. Der junge Mediker, der sie behandelt hatte, war der Anrufer. Seinen Namen hatte sie schon wieder vergessen. Hatte er sich ihr überhaupt vorgestellt?
»Wir haben alle Verletzten versorgt und in den Notunterkünften untergebracht«, meldete er. »Alle sind stabil und benötigen nur etwas Ruhe.«
»Sehr gut. Tu mir noch einen Gefallen und schicke bitte Thala zu mir.«
»Wen?«
Yscrou runzelte unwillig die Stirn. »Thala da Jorriskaugen, die junge Technikerin, die mit mir gekommen ist. Sehr hübsch, nur leicht verletzt.«
»Oh!« Die Miene des Medikers hellte sich deutlich auf. »Wir haben ihr ein Quartier zugewiesen, und sie ist gegangen.«
In Yscrous Hinterkopf schrillte eine Alarmglocke.
Nein, versuchte sie sich einzureden. Ich täusche mich.
»Welches Quartier hat sie erhalten?«
Nachdem sie die Information hatte, brach Yscrou die Verbindung wortlos ab und
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