2718 – Passage nach Arkon
rief sofort in Thalas Quartier an.
Keine Antwort.
Nein, wiederholte die Kommandantin in Gedanken. Es hat eine ganz natürliche, harmlose Erklärung. Wahrscheinlich steht Thala gerade unter der Dusche.
Die junge Frau hatte sie vor dem Jaj gerettet.
Aber sie war auch diejenige gewesen, die den Gestaltwandler durchschaut und angezeigt hatte.
Yscrou winkte ab. Ich sehe Sternengeister. Das ist genau die Paranoia, die ich bei meinen Leuten verhindern will. Der Paratronschirm steht, und bald weiß auch der Vizeimperator Bescheid und wird reagieren. Es sind noch nicht einmal zwei Tontas vergangen.
Sie konnte ihre Bedenken nicht einfach zur Seite schieben. Der Fehler, den sie befürchtete – jetzt kannte sie ihn.
Erneut schüttelte sie den Kopf, fuhr sich mit beiden Händen durch die kurzen weißen Haare. Gleich würde sich alles klären. Sie rief erneut in Thalas Quartier an, erzielte abermals keine Reaktion. Das bedeutete noch nichts, immerhin war kaum mehr als eine Zentitonta seit dem ersten Versuch vergangen.
Yscrou blieben einige besondere Möglichkeiten, schließlich war Vothantar Zhy Hochsicherheitsareal. Sie ließ den Wohnraum scannen. Wärme ... Bewegung ... Aktivität ...
Nichts.
Yscrou schluckte und rieb sich das Ohrläppchen, wünschte sich die Vergangenheit zurück.
Nicht bloß ein Gestaltwandler. Es sind zwei.
*
Die Kommandantin setzte zunächst nur das System darauf an, Thalas Vitalitätszeichen im Bunker aufzuspüren. Nach wie vor gab es auch harmlose Erklärungen: Thala hatte schlicht Hunger oder Durst und befand sich in einem der Vorratslager; sie hatte sich auf dem Weg zu Yscrou verlaufen, war irgendwo aufgehalten worden ...
Wem willst du etwas vormachen?
Sie verdankte Thala ihr Leben, dafür war Yscrou der jungen Technikerin dankbar. Und gerade deshalb machte ihr die Befürchtung Angst, Thala hätte aus purer Berechnung so gehandelt.
Das Gefühl, dass sie sich selbst belog, wurde für Yscrou schnell unerträglich. Die Wahrheit war oft hässlich.
Sie zwang sich dazu, den Gedanken weiterzuverfolgen: Thala war ein Jaj, ein Gestaltwandler. Zusammen mit Temmer da Oposchol hatte sich die vermeintliche Technikerin in Subtorcas eingeschleust.
Weil die Redundanzstation Vothantar Zhy nahezu wie Subtorcas aufgebaut war, fand Thala sich gut zurecht. Insofern gab es für sie keine Probleme. Nicht umsonst hatte sie die Identität einer Technikerin angenommen; deshalb kannte sie die Zugänge zu den sensiblen Bereichen.
Allerdings hatte Thala da Jorriskaugen sicher nichts von der übergeordneten Schaltstelle gewusst – bis Yscrou ihr davon erzählte. Die Kommandantin hatte den Feind also selbst ans Ziel geführt.
Die Positronik meldete keinen Erfolg der Suche. Es schien, als wäre Thala gänzlich von der Bildfläche verschwunden.
Ein Gestaltwandler ist, was immer er sein will.
Wütend auf sich selbst, schlug Yscrou mit der Faust auf den Tisch. Ihr Handrücken schmerzte danach, als sie das Büro ihrer Mitarbeiter betrat.
»Wir haben ein Problem!«, stellte sie unumwunden fest.
6.
»Wir hatten keine Chance ...«
Seit vier oder fünf Zentitontas wandte Gaumarol da Bostich den Blick nicht von der Holowand seines wabenförmigen Wohnraums ab. Er mochte sich Mühe geben, unbeteiligt zu erscheinen, die Verbitterung war ihm dennoch anzusehen.
»Ich pflichte dir bei«, bestätigte Ronald Tekener. »Wir hatten von Anfang an keine sonderlich große Chance.«
Der Smiler hatte sich zwischen den großen Polstern der Sitzgruppe niedergelassen und die Arme leger auf die niedere Rückenlehne gelegt. Abwechselnd schaute er zu Bostich und der Wiedergabe dessen, was sich in der Nähe des Tunnels tat.
»Natürlich könnten wir ins System einfliegen«, sagte der Imperator. »Dass wir eine Strukturschleuse öffnen, würden die Onryonen nicht einmal bemerken. Sie können nicht jeden Bereich des Schirms permanent überwachen, nicht einmal mit wesentlich mehr als achtzigtausend Schiffen.«
Tekener setzte sich ein wenig gerader auf und verschränkte die Hände im Nacken. Sein Lächeln nahm einen nachdenklichen Zug an.
»Zugegeben, es ist besser, außerhalb des Systems zu bleiben. Zwischen den Planeten säße die GOS'TUSSAN II in der Falle.« Er nickte knapp, als Bostich zu einer Erwiderung ansetzte. »Das meine ich so, wie ich es sage. Ich weiß, aus mir spricht nur dein Leibwächter ...«
Der Imperator verzichtete auf die Erwiderung. Sein Flaggschiff hatte trotz der Tarnung vor den angreifenden Onryonen
Weitere Kostenlose Bücher