2718 – Passage nach Arkon
zu bemerken, das die junge Frau in jede andere Gestalt mitnahm. Ohnehin waren alle Anwesenden verdächtig. Techniker und Monteure wechselten ständig ihren Aufenthalt in den technischen Eingeweiden. Der Jaj war in der Lage, seine Gestalt beliebig oft zu verändern, vorausgesetzt, das kostete ihn nicht zu viel Kraft. Zudem gab es durchaus Rückzugsmomente, in denen er sich wieder erholen konnte.
Orfool erteilte einem vierköpfigen Trupp gerade die Freigabe, die Station zu verlassen. Die Monteure gaben sich flapsig, aber Yscrou bemerkte die Unsicherheit hinter der Fassade und die misstrauischen Blicke, die sie sich gegenseitig zuwarfen. Keiner traute mehr dem anderen.
Sie gingen mit einem knappen Nicken an der Kommandantin vorbei, und Yscrou wandte ihre Aufmerksamkeit schon den anderen Personen zu. Sie hörte ein zartes Geräusch wie von zerspringendem Glas. Vermutlich fiel es ihr nur deshalb auf, weil es nicht an diesen Ort gehörte. Sie wusste nicht, warum, doch sie drehte sich instinktiv um und sah, wie einer der Monteure sich etwas unter die Nase hielt und einen merkwürdigen gelben Dampf einatmete.
Yscrou hatte keine Erklärung für den Vorgang – das war eindeutig kein arkonidisches Verhalten in der Öffentlichkeit, erst recht nicht in dieser Situation.
»Da ist er!« Sie deutete auf den Monteur, der die anderen reaktionsschnell zur Seite stieß und davonstürmte.
Orfool nahm mit seinen Leuten die Verfolgung auf. Yscrou kam wegen ihres verletzten Fußes bedeutend langsamer hinterher, aber sie biss die Zähne zusammen und hastete weiter, so schnell sie konnte.
Die Wachen trieben den Jaj vor sich her und verteilten sich dabei. Schließlich war er eingekreist, und sie liefen von zwei Seiten in den Gang, in dem sich der Gestaltwandler aufhalten musste.
Der Gang war leer. Nur eine aus der Wand gerissene Verkleidungsplatte verriet, dass der Jaj in einem Wartungstunnel verschwunden sein musste. Der Sicherheitschef rief den Stationsplan auf, um herauszufinden, wohin der Tunnel führte.
Unter anderem zu einer Nebenstelle des Kommandostands, von dem aus der Paratronschirm eingeschaltet worden war. Der Posten dort war schon ohne Ergebnis untersucht worden.
»Verdammt!«, rief Yscrou.
Was hatte der Gestaltwandler vor?
*
Orfool schickte Roboteinheiten los, die in den Wartungstunnels Bewegungen orten konnten. Allerdings waren bislang nicht alle Monteure zurück.
Schließlich blieb nur eine Kennung übrig, direkt bei der Nebenstelle, für die der Monteur zugangsberechtigt war, dessen Gestalt der Jaj angenommen hatte.
Mit einem großen Aufgebot kamen die Jäger dort an – zu spät. Der Jaj hatte seine Arbeit beendet, denn nahezu gleichzeitig versagte der Paratronschirm. Das System meldete eine schwere Fehlfunktion, die nicht durch Selbstreparatur behoben werden konnte. Orfool ließ ein Reparaturteam zusammenstellen, das sich unter Aufsicht umgehend an die Arbeit machen sollte.
»Sind schon Onryonen in unserem System?«, rief Yscrou. »Wollte Thala ihnen den Zugang von außen ermöglichen?«
»Dann müssen wir sofort zur Nebenleitstelle des Antigravs!«, gab der Sicherheitschef zurück. Er hielt kurz Rücksprache und fügte hinzu: »Der Kommandostand ist sauber, dort gibt es keine Aktivitäten. Thala kann also nur über die Nebenstellen agieren.«
»Und sie kennt alle. Respekt.« Ein Anruf unterbrach Yscrou.
»Chefin, ich erhalte merkwürdige Signale – jemand macht sich im Transmitterraum zu schaffen!«
Yscrou wurde blass, fing sich jedoch schnell wieder. »Aber wieso – der Transmitter ist auf Subtorcas justiert, ihn zu zerstören bringt nichts ...« Sie unterbrach sich für ein paar Sekunden. »Oder will sie dorthin fliehen? Dann war das hier nur ein Ablenkungsmanöver.«
»Das ergibt keinen Sinn«, widersprach der Naat. »Die Gegenstelle ist vermutlich zerstört, und selbst wenn nicht – sie kann von dort aus nicht mehr an die Oberfläche gelangen.«
»Fragen wir den Jaj, es muss einen Grund geben.«
Yscrou befahl, den Transmitterraum abzuriegeln.
*
Die Kommandantin wollte es sich nicht nehmen lassen, als Erste den Transmitterraum zu betreten. Nach wie vor war jemand dort zugange. Derjenige hatte bislang nicht versucht, den Raum zu verlassen.
Yscrou da Scadgasd wusste um die Gefahr und wischte Orfools Warnungen dennoch beiseite. Sie war sicher, dass Thala sie nicht töten wollte, andernfalls hätte das Temmer schon für sie erledigen können; Hauptsache, Thala war in den
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