2720 – Im Stern von Apsuma
sie und ordnete sie richtig ein. Er fragte sich jedoch, welche Entwicklung die Lage in den nächsten Stunden nehmen würde.
Der Händler fand den Pilzturm, den seine Quellen ihm genannt hatten, und betrat ihn.
Dabei erlebte er jedoch eine Überraschung. In Apsuma schien es keine der Niederungen zu geben, die er aufsuchen wollte.
*
Die Pilztürme, die er besuchte, waren aseptisch sauber und rein. Blumencron roch nicht einmal einen Hauch von unreglementiertem Leben. Er interessierte sich eher für die Halbwelt, in der die Vergnügungen schmutzig waren, die Grenzen zwischen Legalität und Illegalität fließend und verbotene Substanzen zwar geächtet, aber geduldet waren. In der eigene Gesetze galten und Geschäfte gemacht werden konnten.
Seine Quellen waren offensichtlich nicht zutreffend gewesen. Er hatte sich nur mit äußerster Zurückhaltung erkundigt, und man hatte ihn wohl missverstanden. Er musste in die FRANCESCO DATINI zurückkehren und weitere Erkundigungen einziehen. Apsuma war eine saubere Stadt, schon von der Planung und späteren Anlage her, und die Halbwelt schien keine Zeit gefunden zu haben, sich gegen den aufmerksamen Widerstand der Stadtväter in gewissen Nischen auszubreiten.
Zumindest fand Blumencron diese Nischen nicht.
Die meisten Läden, die er betrat, trugen nicht dazu bei, seine Stimmung zu heben. Bei ihrem Versuch, ein sauberes Utopia zu schaffen, hatten die Stadtgründer auch die Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigt. Die grundlegenden Alltagsdinge, etwa Nahrungsmittel, Kleidung und einfaches technisches Gerät, standen in den Geschäften kostenlos gegen Vorlage des Identifikationskristalls zur Verfügung.
Allerdings gab es Luxusläden, auf die Blumencrons Augenmerk fiel: Sie boten topsidischen Schmuckstaub, mundgeblasene Glaspfeifen, TAG-Heuer-Uhren und viele andere hochwertige Waren an, die zu seinem Angebot gehörten.
Als er zu der Schwebezughaltestelle im Stadtzentrum zurückkehrte, bemerkte er, dass sich die allgemeine Stimmung in den wenigen Stunden, die er in Apsumas Türmen verbracht hatte, radikal verschärft hatte:
Überall sah er nun Zusammenrottungen der Tefroder mit den scharlachroten Schärpen um Brust oder Hüfte. Männer, Frauen und Kinder zogen durch die Straßen und stimmten Gesänge an. Zumeist waren es Hasstiraden, die sie scheinbar ohne Sinn und Verstand vorbrachten. Einige junge Leute steigerten sich so sehr in das Gruppenerlebnis hinein, dass sie zusammenbrachen und von Medorobotern versorgt werden mussten.
»Jagen wir die Arkoniden und Terraner endlich davon!«, verlangte ein Redner lautstark. »Ihre Aktionen gegen uns hören nicht auf! Sie sind nicht unsere Freunde! Wer Tefor nicht freiwillig verlassen will, kommt in Internierungslager!«
Die Forderung wurde von lautem Jubel begleitet.
Blumencron senkte den Kopf und wandte sich ab. Er musste unbedingt vermeiden, als Terraner erkannt zu werden. Er wollte nicht als eines der ersten Opfer der Unruhen auf Tefor in die Geschichtsbücher eingehen.
Er ging weiter, hielt sich von anderen Versammlungen fern. Unbeschadet erreichte er die Haltestelle, bestieg den nächsten Schwebezug und fuhr zum Sternhafen zurück.
*
Lebbovitz sah gerade Trivid, als Blumencron ihre Privatkabine betrat. Der hochgewachsene, hagere Mann schaute erleichtert auf. Mit einer Handbewegung unterbrach er die Sendung. »Das Verteidigungsministerium hat die Tamanische Miliz in Einsatzbereitschaft versetzt. Ich bin froh, dass du heil zurückgekommen bist.«
»Die roten Schärpen?« Blumencron schenkte sich einen Absinth ein. Diesmal störte es ihn nicht, dass die Marke nicht seinen Erwartungen entsprach.
Lebbovitz nickte. »Im Straßenbild von Apsuma tauchen immer mehr Tefroder auf, die bei ihnen mitmachen. Die Situation droht außer Kontrolle zu geraten. Hier und da bricht Hysterie aus.«
»Was soll das?«, fragte der Händler. »Was soll eine an den Boden gebundene Miliz bewirken können? Augenwischerei! Stimmungsmache!«
»Aber es funktioniert«, hielt Lebbovitz dagegen. »Manche Tefroder verlangen, alle Terraner, Arkoniden und sonstigen Nicht-Tefroder als mögliche fünfte Kolonne des Tribunals von Tefor zu verbannen oder zu internieren.«
»Das habe ich mitbekommen. Ich war näher dran, als mir lieb war.«
»Du weißt doch, wie es ist. Die Angst gebiert Fremdenfeindlichkeit. Ziel erreicht. Allerdings ...«
Blumencron bemerkte das leichte Zögern in der Stimme seines Freundes.
»Ja?«
»Eines verstehe
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