2720 – Im Stern von Apsuma
Sanft kräuselt sich heißer Wind auf den Körnern und bewegt sie, zeichnet aber keine Bilder in sie hinein, sondern verschiebt sie großflächig. Der Wind erzeugt lediglich andere Oberflächen als die, die gerade noch vorhanden waren.
Es gibt nichts außer der heißen Sandwüste.
Schechter läuft eine Düne hinauf, doch der Sand gibt unter seinen Füßen nach. Er kommt nicht richtig voran. Seine Schritte wirbeln die glatte Fläche auf, die der unablässig wehende Wind geschaffen hat. Seine Fußstapfen bringen eine Ordnung durcheinander, die seit Jahren nicht mehr gestört wurde.
Ihm ist warm, und ihn dürstet. Vor der Hitze kann er sich nicht schützen, doch wenn das Verlangen nach Flüssigkeit zu groß wird, bleibt er stehen, schmilzt den Sand mit dem Thermostrahler und isst die erquickende, labende Glasur. Sie löscht seinen Durst.
Plötzlich bleibt er stehen, kämpft nicht mehr den sinnlosen Kampf gegen den Sand. Er hört etwas. Er spürt etwas. Er sieht etwas.
Er hat Angst, schreckliche Angst. Er wurde entdeckt. Sie kommen ihn holen. Es ist vorbei.
Er will noch nicht sterben.
Er hört ein dumpfes Dröhnen wie von einer Riesenwelle, die über das Meer rast und sich der Küste nähert. Aber hier gibt es kein Meer. Hier gibt es überhaupt kein Wasser, nur Sand.
Das Dröhnen wird lauter. Ein seltsames Murmeln und Zischen mischt sich hinein und wird ebenfalls lauter. Sand, der nach unten fällt, in eine auf den ersten Blick unerklärliche Tiefe. Zehn Meter, hundert. Das Murmeln wird zu dem fürchterlichen Dröhnen, das er anfangs gehört hat.
Er spürt, wie der Sand unter seinen Füßen in Bewegung gerät. Er verschiebt sich, kommt ins Rutschen. Die Düne, die gerade noch unermesslich hoch und für ihn unüberwindbar war, droht in die Tiefe zu sacken, in jenes Loch, das sich unter ihm auftut. Er läuft los, obwohl er weiß, dass er keine Chance hat.
Seine Schritte schleudern die Sandkörner in die heiße Luft, doch so schnell er auch läuft, er kommt nicht voran. Immer mehr Sand rutscht von oben nach und zerrt ihn mit den Körnern hinab.
Es ist wie in einem Traum. Er rennt, bis seine Oberschenkelmuskeln schmerzen, doch er verliert Meter um Meter gegen diese Körner, die jedes für sich so klein, in der Masse jedoch furchterregend sind.
Er sieht, wie die Sanddüne neben ihm plötzlich in die Tiefe sackt, als habe sich unter ihr ein gewaltiger Hohlraum aufgetan, der nun aufgefüllt werden muss.
Dann ist der Wurm da.
*
Er stößt keine hundert Meter von ihm entfernt aus dem Sand, ein metallen schimmerndes, künstliches Ungeheuer, reckt den Dornenkopf in die Höhe, als wolle er nach Luft schnappen, obwohl er gar nicht atmet.
Er ist groß. Fünf Meter, fünfzig, fünfhundert ... Schechter kann es aus dieser Nähe nur schlecht abschätzen. Noch immer erhebt er sich in die Luft, und Sand rieselt an seiner Flanke herab, droht, ihn unter sich zu begraben. Die hundert Meter Abstand sind nichts angesichts der ungeheuren Größe des Wurms.
Plötzlich hört Schechter ein anderes Geräusch. Eins, das nicht in diese glutheiße Wüste passt, deren einzige Herren die Würmer sind. Ein künstliches Brummen, fremdartig in den Ohren und nicht so gewaltig wie das Dröhnen, mit dem der Wurm seines Weges zieht.
Schechter hat Glück gehabt. Obwohl der Dornwurm so nah bei ihm aus dem Sand hervorschoss, muss kein Hohlraum unter ihm gefüllt werden, entsteht kein Strudel, der ihn in die Tiefe zerrt und unter dem aufgeheizten Sand begräbt. Schechter bleibt ruhig stehen und dreht sich um, den Kopf in die Höhe gereckt.
Fern am Himmel entdeckt er einen kleinen Punkt, der schnell größer wird. Schechter identifiziert ihn als künstliches Fluggerät.
Ein Gleiter! Ein Gleiter nähert sich ihm!
Schechter ist entdeckt.
Bald werden die Sandläufer kommen.
Aber Schechter ist nicht bereit, sich nach Holosker zurückbringen zu lassen, in das glutheiße Gefängnis, in dem die Insassen wie die Fliegen sterben. Lieber stirbt er hier.
Andererseits kann er sein Glück nicht fassen. Der Gleiter ist mehr, als er zu erhoffen wagt. Wenn er raumflugfähig ist, kann er sogar von Aunna entkommen ...
Der Gleiter landet.
Schechter geht langsam auf ihn zu. Von dem Dornwurm ist nichts mehr zu sehen, er ist wieder in den Sand abgetaucht. Schechter hat Glück, nicht von ihm mit in die Tiefe gerissen worden zu sein.
Im Gleiter öffnet sich das Schott.
Schechter beginnt, den Ghyrd zu lösen. Wer auch immer da kommt, er wird ihn töten
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