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273 - Die Wandlung

273 - Die Wandlung

Titel: 273 - Die Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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stand.
    »Ich habe so was schon gesehen«, sagte er ausweichend.
    Hermon wirkte weder enttäuscht, noch verärgert, dass seine Demonstration den potenziellen Käufer nicht beeindruckt hatte. Überhaupt zeigte er kaum eine Gefühlsregung.
    »Wie wäre es damit?«, schlug er geschäftig vor und hielt Matt ein altes, aber gut erhaltenes Fernglas hin. »Ich fand es in einem verlassenen Bunker auf dem Festland. Damit kannst du weit Entferntes ganz nah heranholen!«
    Matt wog den Feldstecher in der Hand, hob ihn an seine Augen und drehte an den kleinen Rädchen. »Du gehst selbst auf Abenteuerfahrt?«, fragte er dabei. Das Glas ließ sich tadellos scharf stellen und war erstaunlich gut in Schuss. Lediglich die Kunststoffverkleidung war abgelöst und durch eine dünne Holzschicht ersetzt worden.
    »Hin und wieder.« Hermon ging geschäftig an ein anderes Regal und holte ein langes Seil und einen Kletterhaken hervor. »Das hier solltest unbedingt mitnehmen. So weit ich weiß, gibt es im Gebirge keine verlässlichen Wege. Vor allem nicht nach diesem Sturm gestern. Es kann gut sein, dass die Brücken eingebrochen sind.«
    Er trat auf Matt zu und hielt ihm Seil und Haken entgegen. Als Matt die Sachen nicht annahm, legte er sie neben ihnen in ein leeres Regal. Noch immer zeigte er keine größere Gefühlsregung. Seine Stimme klang nüchtern. »Ist es nicht das, was du brauchst?«
    »Deine Sachen sind sehr nützlich und genau, was ich brauche. Aber ich habe leider kein Geld und keine Ware zum Tauschen.«
    »Das macht doch nichts«, säuselte Hermon und legte erneut seine massige Pranke auf Matts Schulter. Als er Matts gehobene Augenbraue sah, ließ er die Schulter hastig los und trat einen Schritt zurück. »Du gehst nach Waarli, habe ich gehört, in das Bergdorf.«
    Matt nickte und sah auf das Fernglas in seiner Hand.
    »Gut! Dann kann ich dir ein paar Dinge mitgeben, die du dort eintauschen kannst. Sie machen in Waarli hervorragende Schneeschuhe. Wenn du es schaffst, ein Dutzend Paar mitzubringen, kannst du das Sichtglas und den Feuerdaumen behalten. Seil und Haken betrachte als Leihgabe; die kannst du ja wieder mitbringen.«
    Matt überlegte kurz. »Das klingt nach einem fairen Handel - aber du wärst nicht ein so reicher und erfolgreicher Mann, wenn die Sache nicht einen Haken hätte, oder?«
    Hermon machte eine wegwerfende Geste. »Ich bitte dich, Maddrax. Ich bin lediglich jemand, der günstige Gelegenheiten erkennt. Dafür habe ich ein Händchen.« Er lächelte breit.
    »Warum gehst du nicht mit uns nach Waarli?«
    Der Händler seufzte übertrieben. »Nun, es ist ein gefährlicher Weg. Ich mag keine Izeekepirs, weißt du? Und bei meiner Leibesfülle rennt man nicht besonders schnell.« Er lachte, aber das Lachen klang… merkwürdig. Als wäre es einstudiert.
    Im Nachhinein gab Matt Aruula recht: Dieser Mann war sonderbar. »Wir passen schon auf uns auf«, sagte er. »Danke für deine Gastfreundschaft, Hermon.« Er wandte sich ab und wollte aus dem Lager treten, doch der Händler rief ihn zurück.
    »Warte! Ich habe einen kleinen Knochenkamm und ein Duftwasser für deine entzückende Frau.« Er grinste, doch es sah aus, als würde er die Zähne fletschen. »Ich habe sogar ein Stück Seife, das wie Rosen und Honig duftet.« Er griff mehrere Sachen aus einem der Regale und drückte sie Matt in die Hand.
    »Danke«, sagte Matthew leicht verdutzt, aber auch misstrauisch. In dieser Welt gab es selten etwas umsonst. »Womit verdienen Aruula und ich deine Aufmerksamkeit?«
    »Mit unserem Handel«, sagte Hermon bestimmt. »Du wirst mein Paket doch mit dir nehmen, oder?«
    Matt zögerte. Es fühlte sich an wie eine Falle. Andererseits musste er ohnehin in dieses Bergdorf. Aruula würde sich nicht umstimmen lassen, was das betraf. Auch von hundert Izeekepirs nicht.
    »Einverstanden.«
    Hermons Augen leuchteten. »Also dann. Gute Reise.«
    Als Matt das Lager verließ, grübelte er noch immer darüber nach, was ihn an Hermon störte und was genau an ihm vertraut erschien. Er schüttelte den Kopf. Die Grübelei half ihm nicht weiter. Es war besser, er bereitete sich auf die bevorstehende Reise vor. Erst wenn sie die hinter sich gebracht hatten, konnten sie Richtung Irland weiterziehen.
    ***
    Dykestraa griff unverzüglich an. Sie deutete einen Schlag auf Aruulas Kopf an, riss die Klinge im letzten Moment in einer Kreisbewegung nach unten und zielte auf die Achsel. Aruula konnte sich nur mit einem hastigen Sprung nach hinten retten.

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