273 - Die Wandlung
gefertigt worden waren. Die scharfen Spitzen blitzten im Sonnenlicht.
Matt bekam schon Muskelkater, wenn er nur an den langen Fußmarsch dachte. Die Reise wäre mit den Andronen wesentlich schneller und angenehmer geworden. Zu schade, dass die Tiere noch von der Herreise erschöpft waren. Nun, zumindest würden sie frisch und erholt sein, wenn es in drei Tagen weiterging.
***
Grao'sil'aana hatte seinen Echsenkörper angenommen. Unruhig lief der Gestaltwandler in der Lagerhalle auf und ab. Seine Blicke streiften flüchtig die Waren in den Regalen und auf den Paletten, aber er sah sie kaum. Seitdem Mefju'drex und die Barbarin Aruula angekommen waren, kannte er keinen anderen Gedanken. Es war ihm schwergefallen, es vor Bahafaa zu verbergen, und offensichtlich war es ihm auch nicht vollständig gelungen, sonst hätte sie die beiden nicht in die Berge begleitet.
Er blieb stehen und blickte düster auf eine geschärfte Machete, die zwischen anderen Waffen auf einem Seidentuch im Regal lag.
Warum eigentlich nicht? Warum sollte er den verhassten Erzfeind nicht umbringen? Diese Reise war die ideale Gelegenheit und dieser elende Primärrassenvertreter hatte es mehr als verdient.
Bei dem Gedanken an Daa'tan schloss Grao die Augen. In seiner Brust war ein sonderbarer Schmerz, der sich fremd anfühlte. Ihm war, als würde sich ein Eiszapfen in sein Herz bohren und ihm die wertvolle Körperwärme rauben. Wieder dachte Grao an sein sonderbares Erwachen auf der Insel der Könige zurück [6] und an sein Begreifen, als er Daa'tan tot fand - gerichtet von Mefju'drex und Aruula.
Daa'tan war für ihn zu Beginn nur eine unliebsame Aufgabe gewesen, ein Junge, den alle Daa'muren nur abfällig »Du da!« riefen und der deshalb geglaubt hatte, dies wäre sein Name: Du'daa. Doch im Laufe der Zeit hatte er dem Jungen freundschaftliche Gefühle entgegengebracht. Er hatte Daa'tan als seinen Zögling angenommen, weit mehr als es der Sol von ihm verlangt hatte.
Nach Daa'tans Tod war er ganz allein auf der Erde gewesen. Sein Volk hatte den Planeten verlassen und ohne Daa'tan gab es für ihn nichts mehr als seine Rache. An sie hatte er sich geklammert, um zu überleben.
Aber dann war Bahafaa aufgetaucht. Eine junge Frau mit einer sonderbaren Gabe, die ihn neugierig gemacht hatte. Bahafaa füllte die Leere in ihm und machte seinen Aufenthalt auf der Erde erträglicher. Sollte er für sie auf seine Rache verzichten? Konnte er das?
Wenn er sich rächen würde, würde seine und Bahafaas Zeit unweigerlich vorüber sein. Er würde die Gemeinschaft verlassen müssen. Es sei denn, er stellte es so geschickt an, dass selbst Bahafaa nicht wusste, dass er es war, der Mefju'drex und Aruula getötet hatte.
Grao stieß ein Grollen aus und fasste sich an den Kopf. Seine schuppige Stirn glühte. Bahafaa würde sofort misstrauisch werden, ganz gleich, was Mefju'drex und Aruula zustieß. Sie würde sich denken können, dass er die beiden auf dem Gewissen hatte.
Würde sie dann trotzdem bei ihm bleiben? Er verstand die Menschen noch immer nicht vollständig und wusste nur, wie oft sie sonderbare Dinge taten, die sich logisch nicht nachvollziehen ließen.
Er dachte an die Lischettenlarven seines Vorgängers, des »ersten« Händlers Hermon, der ebenfalls ein Daa'mure gewesen war. Mit diesen Lischetten hatte er alle Primärrassenvertreter kontrollieren können. Es war eine Alternative zu den zerebral wirksamen Viren, die sein Volk einst in Laboren entwickelt hatte, um Primärrassenvertreter zu kontrollieren. Die Lischetten wirkten besonders stark auf die Frauen der Dreizehn Inseln, was vermutlich mit deren Lauschsinn zusammenhing.
Er könnte Aruula eine solche Larve einsetzen und der Barbarin den Befehl geben, Mefju'drex zu erschlagen. Das würde sie sicher so sehr um den Verstand bringen, dass sie von der nächsten Klippe sprang, und so hatte er zwei Fleggen mit einem Schwertstreich erlegt.
Einen Moment ging Grao'sil'aana ganz in dieser Vorstellung auf: Mefju'drex lag in seinem Blut am Boden, die Barbarin Aruula stand mit einem befleckten Schwert über ihm, ohne zu begreifen, was sie getan hatte.
Aber auch das würde Bahafaa durchschauen. Sie wusste von den Lischetten und sie war klug.
Grao ging auf die Waffen zu und kniete sich vor der Machete hin. Es musste einen Weg geben und er würde ihn finden. Sorgsam formte er aus seiner Hand eine Klinge und betrachtete sie im Licht der einfallenden Sonnenstrahlen.
Entschlossen stand er auf - seine Hand wurde
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