273 - Die Wandlung
wieder zu einer Hand - und marschierte mit großen Schritten zu einem unscheinbaren Regal, in dem er einen Teil der Lischettenlarven verborgen in einer Truhe aufbewahrte. Vielleicht war es möglich, Bahafaa ein wenig zu beeinflussen. Nur so weit, dass sie vergaß, was mit Mefju'drex und Aruula geschehen war. Zwar reagierte Bahafaa wegen ihrem umgekehrten Lauschsinn schwächer auf die Lischetten als die anderen Kriegerinnen, aber wenn er ihr eine der Larven in den Mund legte, würde auch sie zu manipulieren sein.
Der Gedanke war ihm unangenehm. Aber es musste sein. Mefju'drex war lange genug sein Erzfeind gewesen. Es war an der Zeit, den verhassten Menschen zu eliminieren und Daa'tans Tod zu rächen.
Nachdenklich packte Grao ein paar Sachen zusammen. Oder ging es doch anders? Nach allem, was er in den vergangenen Monaten und Jahren über Mefju'drex und die Menschen gelernt hatte, wusste er, wie man sie wirklich treffen konnte. Was wäre, wenn er seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten nutzte, um Matt Aruula zu nehmen? Er konnte die Myriaden Schuppen seiner Haut nutzen, um sich in eine Bestie zu verwandeln, der Aruula nichts entgegenzusetzen hatte. Der Verlust von Aruula würde Mefju'drex' größte Strafe sein. Der Mensch würde ebenso leiden wie er unter dem Verlust von Daa'tan.
Trotzdem würde er die Lischetten mitnehmen. Vielleicht musste er Bahafaa kontrollieren. Mit einem zufriedenen Knurren packte er auch die Truhe mit den Schmetterlingslarven ein.
***
Sie hatten das Gebirge erreicht und wanderten auf schmalen Serpentinenwegen immer höher. Matt spürte den Marsch in allen Knochen. Die Riemen des ledernen Rucksacks schnitten durch den marsianischen Spinnenseidenanzug in seine Schultern und rieben unangenehm darauf. Er blieb kurz stehen und blickte nach Westen. Die Sonne ging unter und tauchte die Spitzen der Berge in flammendes Rot. Vor ihnen rage der Waateruu auf, der weiße Berg. Auf seinen Flanken glitzerte Schnee.
»Wie weit ist es noch bis zu diesen Höhlen?«, fragte Matt an Tumaara gewandt.
Die Kriegerin blieb neben einem großen Farn stehen und auch alle anderen hielten inne. Inzwischen sah man jedem den langen Fußweg an. Die Gesichter waren müde, Bahafaa war unter der Last ihres Beutels immer kleiner geworden und schleppte sich hinter ihnen her wie ein Gruh.
Tumaara setzte ihren Rucksack ab und zog eine lederne Karte hervor, die sie entrollte und studierte. »Es sind nur noch ein paar hundert Meter. Wir liegen gut in der Zeit.«
Matt sah nach vorne. Direkt vor ihnen führte der schmale Pfad zwischen Farnen in die Felsen hinein wie ein alter Bachlauf. Vielleicht strömte hier im Frühjahr Wasser hindurch, wenn der Winterschnee schmolz. Obwohl die Temperatur bereits deutlich gefallen war, sah man nur vereinzelte Schneefelder auf durchschimmerndem Gras und Moos. Vermutlich stammten die Schneereste von dem Sturm, der bei ihrer Ankunft gewütet hatte.
»Dann weiter.« Matt sah besorgt in die enge Passage zwischen den Felsen hinein. Der Ort war ideal für einen Hinterhalt. »Gibt es im Gebirge Überfälle durch Räuber oder Barbaren?«, fragte er, während er weiter ging und auch die anderen sich wieder in Bewegung setzten.
Dykestraa schüttelte ihren Kopf. »Die Inseln sind fest in unserer Hand und die Anlandung von Fremden würde nicht unbemerkt bleiben.« Aber auch sie wirkte unruhig und sah sich nervös um. »Aber es gibt einige Raubkatzen, die im Gebirge leben, und natürlich die Izeekepirs, die sich bevorzugt in der kälteren Ebene aufhalten. Der Gletschersee ist nicht mehr weit. Dort jagen sie Fische und kleinere Tiere.«
»Dykestraa! Matt!« Aruula riss ihr frisch geschärftes Schwert aus der Rückenkralle. Sie ging ganz vorn, neben Tumaara.
»Wenn man über Dämonen redet…«, stieß Dykestraa düster hervor, während sie und Arjeela eine Lanze zu Boden warfen und die zweite in Stellung brachten.
An der linken Seite des Weges, keine drei Schritte von Aruula entfernt, sprang ein Izeekepir von einem Felsvorsprung herab. Er starrte die Gruppe aus kleinen bösen Augen an und setzte mit einem wilden Sprung auf Aruula zu. Aus seiner Kehle drang ein tiefes Knurren.
Matt hatte den Driller gezogen und zielte, aber Aruula befand sich genau in der Schusslinie. Bahafaa schrie hell auf und warf ihren Reisesack ab. Sie wich vor der Eisbestie zurück.
Der Izeekepir holte mit einer Pranke aus und schlug nach Aruulas Arm. Sie wich geschickt aus und versetzte ihm einen Schnitt über die Pranke. Das
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