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273 - Die Wandlung

273 - Die Wandlung

Titel: 273 - Die Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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allein habe ich es nicht gewagt, sie aufzuhalten.«
    »Das ist doch unwichtig!« Bahafaa senkte ihr Schwert. »Wir müssen Ludmeela folgen! Tumaara ist in großer Gefahr.«
    »Ich wurde von einem Gerfalken angegriffen«, bestätigte Maddrax Graos Worte. »Ich glaube, was Hermon sagt.«
    Aruula bemerkte, wie irritiert Dykestraa und Arjeela waren.
    »Warum sollte sich Hermon so etwas auch ausdenken?«, fragte Arjeela in die Runde.
    Aruula winkte ab. »Das erklären wir später. Bahafaa hat recht, wir müssen Ludmeela und Tumaara folgen.«
    »Suchen wir zuerst beim Tor. Vielleicht ist die Wache schon zu sich gekommen.«
    »Wir könnten auch vor dem Tor nach Spuren suchen«, schlug Maddrax vor. »Wenn Ludmeela Tumaara bei sich hat, muss sie sie entweder betäubt oder ebenfalls niedergeschlagen haben.«
    Aruula war das Reden leid. Sie ging voran. Noch immer rumorte es in ihr, und wann immer ihr Blick auf Graos Tarngestalt fiel, spürte sie Zorn in sich. Trotzdem kam sie nicht umhin zuzugeben, dass er sich verändert hatte. Er war menschlicher geworden, als sie es je für möglich gehalten hätte.
    Mit raschen Schritten ging sie zu dem Haus, in dem Tumaara und ihre Begleiterinnen geschlafen hatten. Sie fand nicht weit entfernt eine Spur im taufeuchten Boden.
    »Das ist die Fährte einer Person. Vielleicht hat sie Tumaara getragen.«
    »Mit Sicherheit«, warf Dykestraa ein und setzte ihren Fuß neben die Spur. Ihr Gewicht drückte die Erde kaum herab, der Abdruck war nur schwach zu sehen. »Dieser Fußabdruck stammt von jemandem, der etwas Schweres trägt.«
    »Seht!« Maddrax bückte sich und hob ein Tuch auf. Er führte es an die Nase, wollte daran riechen.
    »Nicht!« Aruula hielt seinen Arm fest, nahm ihm das Tuch ab und hielt es in einigem Abstand vor ihr Gesicht. »Es riecht nach Moonapflanzen und Baaldrijen.«
    Graos mischte sich ein. »Moona, Baaldrijen und Schlafkraut. Ich habe Ludmeela diese Tinktur verkauft. Allerdings wusste ich nicht, wofür sie sie haben wollte.«
    Bahafaas Augen blitzten auf. »Das ist der Beweis. Ludmeela hat Tumaara betäubt und entführt.« Sie sah Grao an. »Ich kann nicht glauben, dass sie das getan hat. Sie hat nie gesagt, wie sie zu den Ereignissen aus der Vergangenheit steht.«
    Grao machte eine wegwerfende Geste, die Aruula gönnerhaft erschien. »Folgen wir ihr lieber. Ich glaube, ich weiß, wohin sie gehen will.«
    ***
    15 Jahre zuvor
    Mit dem Erwachen kamen die Schmerzen. Ludmeela öffnete blinzelnd die Augen und keuchte gequält. Sie lag in einer Holzhütte, die streng nach Alk und Kräutern roch. Dämmriges Zwielicht fiel zwischen hölzernen Brettern durch ein breites Fenster. Ein Sturm zog auf. Der Sturm war es auch, der sie geweckt hatte. Wind pfiff um die Holzhütte, ein hohes Singen, das sie zu verhöhnen schien.
    Ludmeelas Erinnerungen kamen zurück. Der Izeekepir, der sich auf sie warf, die Schnauze der Bestie, voll von ihrem Blut. In seinem Maul zermalmte er…
    Konnte es sein? Sie wimmerte und tastete mit der gesunden Hand unter der Decke entlang, hin zu der Quelle der Schmerzen. Ihre Finger fühlten einen dicken Verband. Ihre zweite Hand war fort.
    Ludmeela schrie, bis eine Frau hereinkam - alt, aber erstaunlich schnell und wendig. Ludmeela erkannte sie von den Festen in der Burg und im Dorf. Das war Brabuura, die weise Brabuura, zu der man sie gebracht hatte. Aber auch diese Erkenntnis brachte ihr keinen Trost. Ihre Hand war verloren. Selbst die weiseste Frau konnte sie nicht zurückbringen. Der Izeekepir hatte einen Teil von ihr verschlungen und sie zu einem wertlosen Ding gemacht. Sie war kein Mensch mehr.
    Ihre Schreie endeten erst, als Brabuura ihr mit Gewalt ein Kraut in den Mund schob. Ludmeela fiel in einen tiefen Schlaf.
    Als sie erneut erwachte, war der Sturm fortgezogen. Die hölzernen Läden des Fensters waren aufgeklappt und kalte klare Luft strömte in den Raum. Auf dem Fenstersims saß der größte Gerfalke, den sie je gesehen hatte. Nein, korrigierte sie sich in Gedanken, sie hatte diesen Gerfalken bereits gesehen. Sie wollte sich in eine sitzende Position aufrichten, aber ihr Körper war vom Fieber geschwächt und gehorchte ihr nicht.
    »Du bist wunderschön«, flüsterte sie. Der Anblick des stolzen Tieres lenkte sie von ihren Schmerzen ab. Sie erinnerte sich, dass der Falke ihr das Leben gerettet hatte.
    Sie hatte schon immer über einen schwachen Lauschsinn verfügt, der weit weniger ausgeprägt war als der anderer Lauscherinnen. Trotzdem musste es

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