273 - Die Wandlung
du kommst!«
»Aruula«, zischte Grao. Sein Körper veränderte sich. Er sah keinen Vorteil darin, die Frauengestalt beizubehalten, nachdem Aruula ihn durchschaut hatte. In seiner Echsengestalt konnte er besser agieren. Er wich zurück und bildete auch die Klinge um. »Es ist nicht so, wie du…«
Mit einem Kampfschrei stürmte Aruula auf ihn ein. Ihr Schwert hieb in schneller Folge nach ihm. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zurückzuweichen. Durch den Lärm erwachten auch die anderen Schlafenden. Grao sah sich um. Aruula stand zwischen ihm und dem Eingang. Sollte er fliehen? Oder sollte er dem endlich ein Ende machen?
»Grao!« Die helle Stimme ließ ihn zusammenzucken wie einen ertappten Verbrecher. Bahafaa! Er fuhr zu ihr herum und vergaß dabei für einen Moment seine Feindin. Aruulas Schwert krachte auf seinen Rücken, drang ein Stück in die Schuppenhaut ein. Grao umschloss es blitzschnell mit einem Hautlappen, damit die Kriegerin es nicht wieder herausziehen konnte. Eine dünne zischende Dampffahne stieg auf.
»Aruula!«, fuhr Bahafaa sie an. »Hör auf!« In ihrer Stimme lag Panik.
Aruula gelang es, ihr frisch geschliffenes Schwert loszureißen. Durch die plötzliche Energie, die frei wurde, als das Schwert aus der dampfenden Schuppenhaut glitt, taumelte sie mehrere Schritte zurück.
Sie richtete die Waffe erneut auf Grao aus. »Nein!«, stieß sie hervor. »Wir bringen diese Sache zu Ende. Jetzt!«
***
Minuten zuvor
Matt Drax konnte nicht schlafen. Der Weiler lag ruhig und friedlich in der Nacht, trotzdem traute Matt dem Frieden nicht. Die Nähe Grao'sil'aanas lag wie ein Schreckgespenst über seinen Gedanken. Außerdem beschäftigten ihn die Worte der Muhme Braabura. Was sah die weise Frau an ihnen? Waren es tatsächlich die Tachyonen, die sie wie einen Mantel umgaben und ihnen fünfzig Jahre ohne Alterung bescherten?
Eine huschende Bewegung riss ihn aus seinen Gedanken. Auf der anderen Seite der Schmiede hatte er für Sekundenbruchteile einen Schatten in Menschengröße gesehen.
Grao? Matt zog seinen Driller. Das war sicher der Daa'mure, der die Nacht abgewartet hatte, um sich an ihm und Aruula zu rächen! Aber Matt war auf dem Posten! Grao würde sein echsengrünes Wunder erleben!
Grimmig lief Matthew zu der Stelle, an der er den Schatten gesehen hatte. Er stolperte über ein Seil, das auf dem Boden lag, fluchte und konnte nur mühsam einen Sturz verhindern. Rasch sah er sich um. Da! Eine Gestalt lief gebückt in Richtung des Wohnhauses, in dem er und Aruula ihr Schlafquartier zugeteilt bekommen hatten. Matt rannte los.
Plötzlich stürzte etwas von oben wie ein Geschoss auf ihn herab! Matt ließ sich zu Boden fallen und rollte seitlich weg. Ein Vogel! Es musste ein Gerfalke sein. Das Tier stieß einen hellen Ruf aus, flog an ihm vorbei und schraubte sich in den dunklen Nachthimmel. Das weiße Gefieder zeichnete sich deutlich im schwachen Licht ab.
Matt blieb stehen, zog den Driller und legte an. Aber der Gerfalke bewegte sich viel zu schnell, um ihn anvisieren zu können. Er verschwamm schon vor dem grauschwarzen Hintergrund.
Was zur Hölle hatte der Gerfalke hier zu suchen? Und warum griff er ihn an? Ob Grao das Tier abgerichtet hatte?
Matt wollte schon weitereilen, als der Gerfalke wendete und erneut herabstieß. Sein Ziel war eindeutig Matt Drax! Der riss die Arme vor das Gesicht und warf sich zur Seite. Er hörte die schlagenden Flügel, als der Raubvogel dicht an ihm vorbeiflatterte. Matt rollte sich ab, kam wieder auf die Beine und sah sich nach dem Tier um. Es hatte den Angriff abgebrochen und flog rasch davon.
Gleichzeitig hörte er Aruulas Kampfschrei aus einem der Häuser.
»Aruula!« Matt stürmte los. Hoffentlich kam er nicht zu spät!
***
Grao parierte ihren ersten Schlag mit seiner Klingenhand. »Bitte«, rief er, »hör mich an, Aruula! Es ist nicht so, wie du denkst. Ich bin gekommen, um euch zu warnen!« Er sah rasch zu Bahafaa, die unschlüssig dastand. »Ludmeela…«
»Spar dir deine Lügen, Echsendämon!« Aruulas Arme zitterten. Sie sah Daa'tans Grab vor sich, spürte wieder den Schmerz, als sie damals am Kratersee erwacht und ihr Bauch leer gewesen war, das Kind gestohlen, das darin herangewachsen war.
»Aruula, bitte«, rief nun auch Bahafaa. »Hör ihm doch zu!«
»Er hat dich verblendet, Bahafaa. Er benutzt dich, wie er alle nur benutzt. Er ist ein Daa'mure und die kennen keine Liebe!«
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Maddrax durch den Eingang in
Weitere Kostenlose Bücher