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274 - Die dunkle Seite des Mondes

274 - Die dunkle Seite des Mondes

Titel: 274 - Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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wegwerfende Handbewegung. »Darauf würde ich mich nicht verlassen. Der Kerl ist trickreich. Und mir kann niemand erzählen, dass er plötzlich sein Herz für ProMars entdeckt hat! Er hat spioniert. Hundertprozentig. Wir müssen ihn beseitigen, bevor er Schlimmeres anrichten kann.«
    Saintdemar überlegte einen Augenblick. Was Sendara da sagte, hatte einiges für sich.
    »Nein«, sagte er schließlich dennoch. »Noch nicht. Wenn Sie recht haben, will ich wissen, in wessen Auftrag er hier ist. Ich werde ihn von zwei Agenten beobachten lassen.«
    »Aber…«
    Der Funktionär hob die Hand. »Und wenn sie den Auftraggeber ermittelt haben, sollen sie ihn ebenfalls beseitigen!«
    ***
    Balanced on the biggest wave
    you race towards an early grave
    (Pink Floyd - Breathe)
     
    Auf dem Erdmond
    Ein merkwürdiges Gefühl der Freiheit überkam Damon Marshall Tsuyoshi, als er die CARTER IV verließ und den Mond betrat. Er war zwar keine Lunar Virgin mehr, wie erfahrene Raumfahrer ihre Kollegen gerne nannten, wenn sie zum ersten Mal den Erdtrabanten besuchten. Aber bisher hatten sie die Station entweder mit einem Rover erreicht oder das Raumschiff war gar nicht gelandet und sie waren mit einem Shuttle zum Andockmodul gependelt. Noch nie hatte er die Strecke zu Fuß zurücklegen müssen!
    Er schaute in den Himmel, betrachtete die deformierte Scheibe, als die sich die Erde derzeit zeigte. Wenn er sich in diesen Anblick vertiefte, vergaß er den Mond unter seinen Füßen. In ihm erwuchs der Eindruck, alleine im All zu existieren. Über dem Blauen Planeten zu schweben, der Heimat seiner Vorväter. Dazu trug natürlich auch bei, dass die Schwerkraft nicht einmal die Hälfte dessen betrug, was er vom Mars gewöhnt war.
    Leichtigkeit. Freiheit. Friedlichkeit.
    Am beeindruckendsten aber war die Sonne. Viel größer und erhabener, als man sie vom Mars kannte, stanzte sie ein grelles Loch in die Schwärze des Alls.
    »Alle draußen?« Henry Cedric Braxtons Kommandantenstimme erklang im Helm von Damons Raumanzug und riss ihn aus der Besinnlichkeit. »Lasst uns aufbrechen.«
    Neben ihm tauchte Ricard L. Pert auf. Er trug die Steuerung des Packschlittens , eines Transportgefährts, das trotz seines Namens nicht auf Kufen, sondern auf vier stabilen, ausgezeichnet gefederten Achsen mit wuchtigen Rädern lief. Auf ihm ruhten gut verschnürt einige der Ersatzteile, Werkzeuge, Messgeräte und Medikamente, die die CARTER IV vom Mars mitgebracht hatte. Der Großteil davon blieb jedoch vorerst im Laderaum zurück.
    Es hatte eine gute Stunde gedauert, den Schlitten zu bestücken und sich auf den Ausstieg vorzubereiten. Auch in dieser Zeit hatten sie nicht ein einziges Lebenszeichen von der Mondstation empfangen. Wenn wirklich nur der Funk ausgefallen wäre, hätte sich dann nicht längst ein Empfangskomitee zeigen müssen? Der Rover? Oder wenigstens Lichtsignale von der Station? Stattdessen: nichts! Absolut gar nichts.
    Über die Bordfunkanlage hatte sich Braxton mit dem Mars in Verbindung gesetzt und eine erste Einschätzung der Lage durchgegeben. Auch wenn man jedem Einzelnen der Besatzung die Verwirrung und Unsicherheit anmerken konnte, wunderte sich Damon sehr über die Interpretation des Kommandanten.
    »Von der Mondstation fehlt jegliches Lebenszeichen. Ich gehe davon aus, dass der Verbindungsabbruch nicht - ich wiederhole: NICHT - auf einem technischen Defekt beruht. Vielmehr deutet alles auf eine Einwirkung von außen hin.« Braxton zögerte einen Augenblick. »Ich vermute einen Angriff von der Erde. Wir gehen raus und sehen nach.«
    Ein Angriff von der Erde? Das konnte Damon sich beim besten Willen nicht vorstellen. Warum sollten die Menschen die Mondstation erobern wollen? Wie sollten sie überhaupt auf den Mond gelangt sein? Und falls sie dazu fähig waren, was hätten sie davon? Wie hätten sie die Station einnehmen sollen, ohne dass irgendwo Schäden oder Kampfspuren zu erkennen waren?
    Nein, dieses Szenario kniff und zwickte wie ein zu enger Raumanzug. Damon konnte Braxton zwar nicht leiden, dennoch hielt er ihn für einen intelligenten Mann. Wie kam er nur auf eine derart absurde Idee?
    Wegen der Entfernung zum Roten Planeten dauerte es zehn Minuten, bis sie eine Antwort erhielten: »Verstanden. Wir haben eine Ratssitzung einberufen, in der wir ihre Berichte empfangen. Melden Sie sich wieder, wenn Sie Näheres wissen. Und seien Sie vorsichtig.«
    Eine Ratssitzung mit einer Live-Übertragung ihrer Mission? Was hatte das denn zu bedeuten?

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