278 - Der Gott der Mar'osianer
Neu-Martok'shimre zu viel zu tun, als dass Wir Uns lange hier aufhalten könnten.«
Quart'ol unterdrückte ein Kopfschütteln. Schön war diese Hydritin ja, aber warum hatte sie den Mund aufgemacht? Sie sprach von sich in der dritten Person, als sei sie eine Königin aus längst vergangenen Zyklen. Nicht einmal Pozai'don redete mehr so, und der war immerhin ein paar Rotationen älter als sie.
Gilam'esh schien ebenfalls irritiert, doch er fing sich schnell. »Wir Ihr möchtet, Sar'kir. Folgt mir bitte.«
Gilam'esh machte den Anfang, Sar'kirs Krieger und gut zehn Wachen Gilam'eshs und des Städtebundes blieben vor dem Palast zurück.
Sie schwammen zusammen mit Kal'rag in den Beratungsraum mit dem roten Korallentisch, an dem mehrere delikate Algen zur Selbstbedienung befestigt waren. Außerdem gab es in den Tisch verankert ein Speicher- und Wiedergabegerät, in das Lesekristalle eingelegt werden konnten. Gilam'esh nutzte es, wenn er Zeit für Studien hatte.
Quart'ol entging Sar'kirs abwertender Blick nicht, als sie in den schlicht eingerichteten Raum einschwamm und auf einer der Sitzmuscheln im bionetischen Polster Platz nahm.
Gilam'esh ließ sich ihr gegenüber im Schneidersitz in die Schale sinken. »Es freut mich, dass Ihr das Angebot zu Verhandlungen angenommen habt, Sar'kir.«
»Wer will schon den großen Gilam'esh enttäuschen«, klackte sie freundlich zurück.
Quart'ol war ihr Verhalten zu dick aufgetragen, ihre Worte wirkten falsch auf ihn. Sein Instinkt sagte ihm, dass diese Hydritin gefährlich war und ein falsches Spiel spielte.
Kal'rag wirkte interessiert und fasziniert.
»Gestattet mir zu Beginn eine persönliche Frage, Sar'kir. Ist es wahr, dass Ihr eine Tochter Kor'naks seid und mit euren Ischtaar geistig kommunizieren könnt, obwohl ihr nicht den Quan'rill angehört?«
»Dies ist wahr - doch lasst uns gleich mit den Verhandlungen beginnen. Wie lautet Sein Angebot? Oder müssen Wir Uns an den Propheten wenden?«
Gilam'esh und Quart'ol tauschten einen Blick.
Kal'rag wies auf Gilam'esh. »Verhandelt mit dem Propheten. Ich stehe zu seinem Angebot.«
Sar'kir wandte ihre gesamte Aufmerksamkeit Gilam'esh zu und sah ihn erwartungsvoll an.
»Da Ihr wenig Zeit habt, komme ich gleich zur Sache.« Gilam'esh wirkte streng und beherrscht. »Ich möchte zunächst aus Eurem Mund hören, ob Ihr mit dem Verschwinden von Pilgern in und außerhalb Hyktons zu tun habt.«
Sar'kir wirkte überrascht. »Nein, aber Wir hörten davon, dass solche Gerüchte in Umlauf sein sollen. Wir distanzieren Uns von solchen Unterstellungen und wünschen zu wissen, wer Uns derart verleugnet.«
Quart'ol mischte sich ein. »Könnte vielleicht eine Splittergruppe von Mar'osianern dafür verantwortlich sein?«
»Darüber wissen Wir nichts. Aber Wir werden gerne Ermittlungen führen, um das herauszufinden. Es liegt auch in Unserem Interesse.«
Quart'ol betrachtete Sar'kir aufmerksam. Sie wirkte aufrichtig. Spielte sie ihnen etwas vor, oder hatte sie tatsächlich nichts mit den Entführungen zu tun?
»Das wäre mir sehr recht«, klackte er zustimmend.
»Allerdings…«, Sar'kir sah wieder zu Gilam'esh, »gibt es Pilger in Neu-Martok'shimre, die sich Uns freiwillig angeschlossen haben, aber nicht wollen, dass ihre Familien es erfahren. Zwei von ihnen sind unter den Wachen. Sollen Wir sie hereinrufen?«
Gilam'esh nickte. »Bitte.«
Sar'kir stieß einen harten Schnalzlaut aus, mit dem sich Reitfische lenken ließen.
Die beiden Wachen mussten bereits vor dem Muscheltor gestanden haben, denn sie kamen augenblicklich hereingeschwommen und nahmen ihre Helme ab.
Quart'ol erkannte ihre Gesichter anhand der Kristallspeicherbilder, die er erhalten hatte. »Tir'uz und For'nak«, stellte er fest. »Ihr seid also freiwillig gegangen?«
Die beiden Angesprochenen senkten die Köpfe.
»Sagt etwas«, forderte Gilam'esh. »Seid ihr aus freiem Willen zu Sar'kir gegangen?«
For'nak hob den Kopf. »Das sind wir, Prophet. Wir fühlen uns in Neu-Martok'shimre wohler als in Hykton, wo der verräterische Gilam'esh-Bund lebt.«
Quart'ol hörte das mit Sorge. Obwohl die Mitglieder des Bundes sich nichts mehr zuschulden kommen ließen, wurden sie von vielen verachtet. Ging es jetzt schon so weit, dass sich Hydriten aus Protest den Mar'osianern anschlossen?
Sar'kir entließ die beiden mit einer wegwischenden Geste. »Ihr seht also: Wenn Pilger sich Uns anschließen, so tun sie es aus freiem Willen. Wenn Ihr es wünscht, lassen wir die beiden für
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