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279 - Der Fluch von Leeds

279 - Der Fluch von Leeds

Titel: 279 - Der Fluch von Leeds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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befahl ihm, den Weg freizugeben. Als sich dann noch die Bunkertechniker auf die Seite des Hauptmannes schlugen, platzte ihm endgültig der Kragen. »Kommen Sie O'Donel. Wir fahren jetzt da raus und knallen die Stingars vom Himmel! Und wenn diese feige Bande uns weiterhin den Ausgang versperrt, rollen wir sie einfach über den Haufen!« Im Stechschritt lief er zum EWAT. O'Donel folgte ihm.
    Doch weit kamen sie nicht. Eine Maschinengewehrsalve wurde in die Luft geschossen. »Die Nächste trifft Ihre Beine, wenn Sie auch nur einen Schritt weitergehen!«, rief der Hauptmann. Die Gefährten begriffen, dass der Kerl es ernst meinte. Zähneknirschend befolgten Sie seinen Befehl, sich flach auf den Boden zu legen. Allison schäumte vor Wut. »Dieses Leeds ist kälter als die Arktis und seine Führer eine Bande feiger Paragraphenreiter«, zischte er. »Wenn das hier vorbei ist schnappen wir uns die Kleine und fliegen sofort nach Hause, Ryaan!«
    O'Donel, der weder von der Arktis gehört hatte, noch wusste, was ein Paragraphenreiter war, hob den Kopf und nickte mit bleichem Gesicht. Ihm war speiübel und Schweiß perlte von seiner Stirn. Vergeblich versuchte er einen klaren Gedanken zu fassen. Die außer Kontrolle geratene Situation mit den Bunkersoldaten verursachte ihm Magenschmerzen und die verzweifelten Schreie von draußen gaben ihm den Rest. Ohnmächtig wartete er darauf, dass der Spuk endlich ein Ende fand.
    Als es dann so weit war, wurden sie unter strenger Bewachung ins Freie geführt. Gespenstische Stille lag über der Stadt. Die Herbstsonne strahlte vom Himmel, als wäre nichts geschehen. Von den Stingars keine Spur. Und auch keine Menschen waren zu sehen.
    Der Hauptmann führte den schweigenden Tross in Richtung der Buggys, mit denen man zum Markt fahren wollte, um nach Ann zu suchen. Auf dem Weg dorthin ertönte plötzlich ein heiseres Stöhnen. Es kam aus einem Dickicht, aus dem verfallene Mauerreste ragten.
    Während der Ziegenbart mit seiner Vorhut das Geräusch ignorierte und einfach weiterlief, blieben Allison und O'Donel stehen. »Weiter!«, schnauzten die Uniformierten in ihrem Rücken, doch die Gefährten rührten sich nicht von der Stelle. Sie hörten, wie der Hauptmann fluchend kehrt machte, und starrten gebannt in das Dickicht, aus dem nun eine absonderliche Gestalt direkt auf sie zuwankte und vor ihren Füßen zusammenbrach.
    Schnell bückten sich die beiden Männer nach ihr. Es handelte sich um einen Mann, dessen dürrer Körper in blutdurchtränkte Lumpen gehüllt war. Er war barfuß. Die Haut an Füßen und Waden sah aus wie schmutziges Pergament und war mit nageldicken Einstichen übersät. Als Allison vorsichtig seinen Kopf hob und das dreckige Kapuzentuch aus seinem Gesicht schob, wich Ryaan erschrocken zurück. Das entblößte Antlitz glich der Totenmaske eines menschenähnlichen Tieres. Hohlwangig und weiß wie Schnee. Aus tiefen Höhlen glotzten ihm schwarze Augen entgegen und unter bleichen Lippen lugten abgefeilte spitze Zähne hervor. Aus einer Stichwunde an seinem Hals sickerte Blut.
    »Was ist los, O'Donel? Noch nie einen Nosfera gesehen?«, hörte er Allison fragen.
    Ryaan schüttelte stumm den Kopf. Verwundert beobachtete er, wie sein Kommandant dem Nosfera über das Gesicht strich, ein Tuch aus seiner Tasche zog und es dem Sterbenden auf die Wunde am Hals drückte. »Halten Sie durch, wir bringen Sie auf die Krankenstation nach Wallbridge.« Dann wandte Allison sich an den Hauptmann. »Stehen Sie hier nicht rum wie ein ausgestopfter Ziegenbock. Holen Sie eine Trage oder irgendwas, mitdem wir den Verletzten transportieren können!«
    Doch weder der Hauptmann noch die anderen Bunkerleute reagierten auf Allisons Aufforderung. Stattdessen warfen sie ihnen Blicke zu, als hätten die beiden Männer gegen sämtliche Vorschriften Wallbridges verstoßen.
    Plötzlich unterbrach das Stöhnen des Nosfera die Stille. »Der Fluch von Leeds wird uns alle töten«, keuchte er.
    »Was…« Doch bevor Hugh Allison nachfragen konnte, befahl der Hauptmann, die Männer aus Luimneach abzuführen.
    ***
    Schottland, Canduly Castle
    Die Turmzinnen von Canduly Castle schimmerten fast weiß im Licht der Nachmittagssonne. Auf den Weiden vor der Burg äste ein Wakudapärchen und am Waldrand grasten friedlich die Shiips. Hinter der Burg machten sich zwei Männer an einem großen Gerüst zu schaffen, in dem ein glänzender, zylinderförmiger Korpus hing. Es waren Turner und Arteer, die Brüder der zukünftigen

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